Durch Vertrauen in Gott und in unsere Mitmenschen wollen wir dabei helfen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Für dieses Ziel sind wir bereit, Christus in allen Menschen zu erkennen und zu lieben, auch und vor allem in den Armen und unseren Feinden.
1. Auf Ansuchen von Papst Pius XII. begann unser Werk 1947 in der Prämonstratenserabtei Tongerlo (Belgien) als eine seelsorgerische Hilfsaktion für die aus dem kommunistischen Machtbereich vertriebenen Priester und Gläubigen deutscher Nationalität. Es entstand in einem Land, das 1940 zum zweiten Mal in einem Vierteljahrhundert von deutschen Truppen überrannt, besetzt und ins Unglück gestürzt worden war. Der Hass gegen die Deutschen war damals noch so groß, dass kaum jemand glaubte, es sei möglich oder opportun, so kurz nach dem Krieg eine Hilfsaktion für die Feinde von gestern zu organisieren.
2. Damals habe ich meine priesterliche Aufgabe darin gesehen, in Kirche und Welt Versöhnung zu predigen und die Liebe wiederherzustellen. Diese Liebe forderte ein persönliches Engagement für Hungernde, Nackte, Gefangene und alle anderen, die Christus bei seiner Schilderung des jüngsten Gerichts erwähnt hat, und in denen er sich selbst verbirgt. Sie forderte die Bereitschaft, Christus in den Geringsten der Seinen zu erkennen und zu lieben und unsere Feinde davon nicht auszuschliessen. Denn die Liebe zum Feind gehört zum Wesen des Christentums.
3. In den ersten Nachkriegsjahren waren viele der Meinung, dass es besser sei, diese Wahrheit zu verschweigen, weil sie eine allzu große Selbstüberwindung erforderte. Damals habe ich entdeckt, dass die Menschen viel besser sind, als wir denken. Sie warten nur auf das brennende Wort, das ihr Herz entflammt. Sie sind zu Heldenmut bereit, wenn wir den Mut haben, wahre Opfer von ihnen zu verlangen und sie davon zu überzeugen, dass diese Opfer im Reich Gottes unverzichtbar sind.
4. Darum ist es unsere Pflicht, das Gesetz der Nächstenliebe ungeschmälert zu verkünden, die Forderungen Christi nie der menschlichen Schwäche anzupassen und jene, die wir für unser Werk gewinnen wollen, zur Gesinnung Christi zu erziehen, der von uns verlangt, vollkommen zu sein wie unser himmlischer Vater, der seine Sonne und seinen Regen, seine Gnade und seine Liebe Guten und Bösen, Freunden und Feinden in gleicher Weise schenkt.
5. Die Freunde Gottes, die unserem Gebet und unserer Liebe anvertraut wurden, sind immer zahlreicher geworden. Zu den 14 Millionen Deutschen, die 1946 kraft der Abmachungen von Jalta und Potsdam aus den vormaligen deutschen Ostgebieten und den zentral- und osteuropäischen Ländern auf unmenschliche Weise nach Deutschland deportiert und dort wie loser Sand über die Trümmer ausgestreut wurden, gesellten sich bald Millionen Flüchtlinge aus den kommunistischen Ländern Europas und Asiens, die die Freiheit wählten und seelsorgerische Betreuung brauchten.
6. Die erschütternden Berichte dieser Flüchtlinge über die Glaubensverfolgung veranlassten uns schon Anfang der fünfziger Jahre, unsere Zielsetzung zu erweitern und überall im kommunistischen Machtbereich der verfolgten Kirche zu helfen. Dies wurde bald die größte und wichtigste Aufgabe unseres Werkes.
7. Ab 1961 haben wir auf Anregung von Papst Johannes XXIII., als Ergänzung zu den überall ergriffenen Initiativen von Hunger-, Krankheits- und Entwicklungshilfe in der Dritten Welt anderer Organisationen, unsererseits die pastorale Hilfe für die bedrohte Kirche in Lateinamerika, Afrika und Asien in unser Programm aufgenommen.
8. Infolge der postkonziliaren Krise wurde nachher auch die Kirche in vielen Ländern der freien Welt eine bedrohte Kirche, die aus gutem Grund unsere Hilfe beanspruchte und erhielt.
9. Es versteht sich, dass nach dem Zusammenbruch des Kommunismus zu all diesen Aufgaben, die uns zum größten Teil noch lange beschäftigen werden, die Hilfe für die aus den Ruinen wieder auferstehenden Kirchen Osteuropas Priorität genießt.
10. Da die unerlässliche Neuevangelisierung Russlands die ureigene Aufgabe unserer orthodoxen Schwesterkirche ist, wurde 1993 die Hilfe für die Orthodoxe Kirche als neue Dimension unseres Werkes sowie als Zeichen selbstloser Liebe und Weg der Versöhnung in unser Programm aufgenommen.
11. Um all diesen Kindern und Freunden Gottes in ihrer Not beizustehen, können wir kaum zu weit gehen. Nach dem Beispiel Christi, der sein Leben für seine Freunde hingab, müssen wir zu den schwersten Opfern bereit sein. Nur wenn wir nicht zögern, unserer Verpflichtung zur Nächstenliebe diesen übernatürlichen und übermenschlichen Maßstab anzulegen, wird unser Werk auch weiterhin eine Schule der Liebe bleiben, Wunder der Nächstenliebe wirken und mit Gottes Segen rechnen können.
12. Nach der Versöhnung mit den Deutschen gibt es noch viele Feinde, Feinde Gottes, die unsere Liebe brauchen. Die Gegner, die wir jetzt besonders lieben sollten, sind alle, die den rechten Glauben verfolgen oder verraten und daher für die traurige Lage der Kirche in Not mitverantwortlich sind.
13. Die Liebe zu diesen Gegnern verlangt, dass wir ohne Unterlass für sie beten in der festen Hoffnung, dass sie sich bekehren. Alle Bastionen und Hochburgen der Glaubensverfolgung und der Glaubensverfälschung müssen von Legionen demütiger Seelen belagert werden, die ihr Gebet auf die Gewaltherrscher und die falschen Propheten konzentrieren, die das Gottesreich zerstören wollen. Das bleibt eine der wichtigsten Aufgaben unseres Werkes.
14. Jetzt, da in der kirchlichen Presse sowie auf Kanzeln und Kathedern allzu oft nicht mehr das Evangelium Christi, sondern ein weltlicher Humanismus oder marxistische Ideen verkündigt werden und breite Schichten des Gottesvolkes – und vor allem der Jugend – in religiöse Unwissenheit zurückgefallen sind, kann nicht bezweifelt werden, dass wir vor allen Dingen eine seelsorgliche Aufgabe hinsichtlich unserer Mitarbeiter und Wohltäter zu erfüllen haben, die gerufen sind, in unserem Werk die Liebe zur Kirche in Not zu üben.
15. Deswegen besteht unser Beitrag zur innerkirchlichen Neu-Evangelisierung nicht nur im bedingungslosen Gehorsam gegenüber der päpstlichen und bischöflichen Lehrautorität, im beharrlichen Gebet für den Papst, für die Bischöfe, die Priester, die Diakone, die Ordensleute und für alle, die im Religionsunterricht oder in der Glaubensverkündigung tätig sind, sondern auch in der Verkündigung jener Wahrheiten des Evangeliums, welche die übernatürliche Grundlage unseres Werkes bilden, und in der Pflege jener Tugenden, ohne die sein Fortbestand nicht gewährleistet ist. Beim Entwickeln, Vertiefen und Verbreiten dieser eigenen Spiritualität, die jeder Generation von neuem eingeprägt werden soll, wollen wir jeden Einfluss des Neomodernismus und fremder Lehren vermeiden und uns ausschließlich durch das Wort Gottes und die Lehre der Kirche leiten lassen.
16. Dabei sollen wir bedenken, dass Christus immer ein Zeichen des Widerspruchs bleiben wird. Es ist nicht möglich, sein Evangelium so zu verkünden, dass niemand sich darüber ärgert, es sei denn, dass bestimmte Wahrheiten verschwiegen werden. Das ist unzulässig und kann unserem Werk auch keinen Vorteil bringen. Denn wer in solch verblümten Worten schreibt oder predigt, dass er niemanden verletzt, kann auch niemanden trösten und niemanden begeistern. Nur wenn wir in der geistlichen Verwirrung, deren Ende noch nicht abzusehen ist, den Gläubigen Klarheit, Sicherheit, Trost und Mut geben, werden jene, die Gott suchen, uns mit überraschender Opferbereitschaft helfen, das Werk, das uns von der Kirche anvertraut worden ist, fortzusetzen.
17. Nicht nur der Mensch, sondern auch Gott ist viel besser als wir denken. Im Vertrauen auf seine Vorsehung können wir kaum zu weit gehen. Durch jahrzehntelange Erfahrung wissen wir, dass all das Wunderbare, das Christus über die Güte und Treue unseres himmlischen Vaters gelehrt hat, buchstäblich wahr ist. Nie hat Gott unser Vertrauen enttäuscht. Immer wieder hat er uns geholfen, die in den Augen der Menschen manchmal unbesonnenen Versprechen, die wir um seinetwillen der Kirche in Not gegeben haben, zu halten.
18. Das soll uns nicht wundern. Es ist selbstverständlich. Denn derselbe Gott, der in unser Herz das Verlangen legt, der Kirche in Not zu helfen, ergänzt mit seiner allmächtigen Gnade, was uns schwachen Menschen fehlt, und erweckt in den Herzen der Wohltäter die erforderliche Liebe, um die Not zu lindern. Bei der Aufstellung unserer Hilfsprogramme soll deswegen nicht das, was wir tun können, sondern, das, was wir tun sollen, maßgeblich sein. Denn wir können alles in der Kraft dessen, der uns stärkt.
19. Darum ist es ein Mangel an Vertrauen, wenn wir, trotz neuer und größerer Aufgaben, wegen einer wirtschaftlichen Rezession, wegen des Kursrückganges einer Währung oder wegen des Hinscheidens einiger großer Wohltäter den Mut nicht haben, unser Jahresbudget zu erhöhen, statt es zu kürzen. Es kann Gottes Wille nicht sein, dass unser Werk zum Beispiel vor der Aufgabe, die uns in Russland erwartet, zurückschreckt, weil es den Glauben nicht mehr aufbringt, dass Gott bestimmt nicht versäumen wird, die Herzen unserer Wohltäter zu noch größerer Opferbereitschaft zu inspirieren. Warum sollte er aufhören zu tun, was er immer getan hat: unsere Einnahmen den Versprechungen anzupassen? Darum dürfen jene, die in unserem Werk finanzielle Verantwortung tragen, die wunderbare Geschichte von Gottes Kraft in unserer Schwäche niemals aus dem Auge verlieren, und sollten wir alle uns um mehr Gottvertrauen bemühen. Gott wird uns nicht enttäuschen.
20. Dieses unbeschränkte Gottvertrauen aber ist nur dann nicht verwegen, wenn wir uneingeschränkt unserer Aufgabe treu bleiben, im pastoralen Bereich überall zu helfen, wo die Kirche verfolgt, bedroht, unterminiert oder zerstört wird, und sich daher in Not befindet.
Darum ist der absolute Gehorsam gegenüber der päpstlichen und bischöflichen Lehrautorität für unser Werk von größter Bedeutung. Denn alles liegt in Seiner Hand: Wir vertrauen auf Gott und richten unsere Ziele nicht nach dem aus, was wir tun können, sondern was wir tun sollen.
21. Die Hauptursache dieser Not ist der militante Atheismus, der siebzig Jahre lang seinen gefährlichsten Vorkämpfer im Kommunismus gefunden hat. Diese Irrlehre, von der Maria in Fatima den Anfang, die Mittel zur Bekämpfung und das Ende voraussagte, ist wohl die größte Gefahr, die die Kirche je bedroht hat und noch immer bedroht. Denn auch nach dem Zusammenbruch des Kommunismus werden dessen bittere Früchte noch Jahrzehnte lang in den Seelen der von ihm verseuchten Generationen fortwuchern und die Zukunft gefährden. Diese Sachlage erforderte und erfordert Reaktionen und Gegenoffensiven, die früher zur Gründung eines neuen religiösen Ordens geführt hätten.
22. Nachdem wir mehr als 40 Jahre lang die vom Kommunismus verursachten Nöte – mal hier, mal dort – und manchmal improvisierend, nach besten Kräften gelindert haben, dabei lediglich versuchend, von Tag zu Tag Gottes Willen zu vollbringen, sehen wir jetzt staunend, dass unser Werk hunderttausende streitbare Gläubige zählt, die in der Waffenrüstung Gottes den Kommunismus betend abgewehrt, die Wunden, die er schlug, geheilt, seine Opfer getröstet, seine Märtyrer verehrt, seine Dissidenten unterstützt, seiner Ausbreitung in der Dritten Welt vorgebeugt und seinen Untergang vorbereitet haben.
23. Nicht nach einem vorgefassten menschlichen Plan, sondern gemäß dem Willen Gottes und gehorsam gegenüber den Direktiven der kirchlichen Autorität, hat sich unser Werk aus einer vorübergehenden Hilfsaktion für aus dem Osten vertriebene Priester (‘Ostpriesterhilfe’) zu einer weltweiten geistlichen Bewegung entwickelt, die durch Gebet, Opfer, Bekehrung, Information und helfende Liebe überall in der Welt die durch den militanten und praktischen Atheismus verursachten Nöte zu lindern versucht.
24. Bei allen Anstrengungen, unseren Beitrag einzubringen, war das eine oder andere Anliegen leider nicht zu verwirklichen. So hätten wir zum Beispiel gerne mit unserer Hilfe für die aus ihrem Vaterland vertriebenen Seminaristen eine theologische Fakultät in Königstein zu neuem Leben erweckt für eine dringend notwendige bessere Priesterausbildung in der Zeit der postkonziliaren Krise im Westen. Auch die anfänglich so großen Erfolge des im Jahr 1953 von uns gegründeten ‘Bauordens’ waren nicht beständig, weil der Kontakt mit unserem Werk abgebrochen wurde. Aber wer weiss, was Gott noch mit uns vorhat. Alles liegt in Seiner Hand.
25. Angesichts dieser unvermeidbaren Entwicklung wäre es falsch, den am Anfang unseres Werkes entstandenen Aktionen gegenüber den später hinzugekommenen Aufgaben den Vorrang zu geben. Die Hilfe für die bedrohte Kirche in der Dritten Welt und der Kampf für die Reinheit von Glauben und Sitten in der westlichen Welt gehören mit Sicherheit zu unserem Aufgabengebiet, weil die geistlichen Gefahren und die kirchlichen Trümmerhaufen in der Dritten Welt und im wohlhabenden Westen ihren Ursprung in der gleichen satanischen Macht finden, die anderswo die Kirche verfolgt und Millionen Flüchtlinge über den Erdball gejagt hat. Unser Widerstand gegen diese Macht ist unteilbar. Denn sowohl der militante Atheismus der Marxisten als auch der praktische Atheismus des materialistischen Westens finden beim Fürsten der Finsternis ihren gemeinsamen Ursprung.
26. Darum ist die Unterstützung der von Elend, Unterdrückung und marxistischer Infiltration bedrohten Kirche in der Dritten Welt nicht weniger wichtig als die Hilfe für die verfolgte und für die aus den Trümmern auferstehende Kirche, die uns speziell anvertraut worden ist. Aus dem gleichen Grund gehört die Verteidigung von Glauben, Moral, Autorität und kirchlicher Disziplin in der westlichen Welt ebenso zu unserem Aufgabenbereich wie die Vertriebenen- und Flüchtlingsseelsorge, die der Ausgangspunkt unseres Werkes war und die alle Glaubensbrüder umfasst, die durch die atheistische Politik der Kirchenverfolgung, durch ethnische Säuberungen, Kriegsereignisse oder aus anderen Gründen gezwungen sind, ihre Heimat zu verlassen. In dieser Zielsetzung darf nichts fehlen, weil wir gerufen sind, die globale geistliche Herausforderung anzunehmen, mit der die Kirche überall in der Welt konfrontiert wird.
27. Das Merkmal, durch das unser Werk unter den vielen Hilfsaktionen, die nach dem Zweiten Weltkrieg in der Kirche entstanden sind, einen eigenen Platz einnimmt, ist sein pastoraler Charakter. Die ersten Aufträge, die wir erhielten waren pastoraler Art. Wir wurden 1947 gebeten, 3.000 “Rucksackpriester” am Leben zu erhalten. In der Folge mussten wir diesen Priestern die Möglichkeit geben, ihre verjagte Herde seelsorglich zu betreuen. Dann erbat man unsere Hilfe für die Ausbildung von neuen Priestern, für die Kapellenwagenmission, für die Motorisierung der Seelsorger usw. Auf diesen pastoralen Charakter unseres Werkes haben wir niemals verzichtet, auch nicht in einer Zeit, als es Mode wurde, den sozialen Fortschritt über den schmalen Pfad zum Himmel, die Entwicklungshilfe über die Missionierung, die gewaltsame Befreiung über die Erlösung durch das Kreuz, das Materielle über das Geistliche und das Zeitliche über das Ewige zu stellen.
28. Aus diesem seelsorglichen Charakter geht hervor, welche Ziele wir verfolgen wollen und welchen Projekten unser Werk den Vorzug geben soll. Die wichtigsten sind: die Ausbildung von Priestern, Ordensleuten, Katechisten und Laien; die Beschaffung von Bibeln, liturgischen und theologischen Büchern sowie von katechetischem Material; die Förderung postgraduierter Theologie-Studenten; die Gründung kontemplativer Klöster; die Existenzhilfe für notleidende Priester, Ordensangehörige und andere kirchliche Helfer; das Erbauen und Wiederherstellen von Kirchen, Kapellen, Klöstern, Priesterseminaren und anderen kirchlichen Bauten; die Motorisierung der Seelsorge; die Unterstützung des Medienapostolats. Bei all diesen Hilfsleistungen hatten die Projekte der Katakombenkirche und hat jetzt die Hilfe für die aus den Ruinen auferstehende Kirche in den exkommunistischen Ländern immer den Vorrang. Das gilt auch für die Versöhnung mit der orthodoxen Kirche als conditio sine qua non für die Neu-Evangelisierung der ehemaligen Sowjetunion.
wobei diese sich vor allem durch großes Verantwortungsbewusstsein für die uns anvertrauten Spenden und durch größtmögliche Sparsamkeit bei den Unkosten zeige. Unsere Hilfe soll schnell, zielgerichtet und möglichst unbürokratisch erfolgen.
29. In Europa und sonstwo in der westlichen Welt unterstützen wir unter anderem diejenigen, die den Abfall von Rom und den fortschreitenden Sittenverfall bekämpfen, die das ungeborene Leben verteidigen und sich für die Rechtgläubigkeit der kirchlichen Medien einsetzen. Dies ist nicht nur ein seelsorglicher Dienst, den wir dem Volk Gottes erweisen, sondern auch eine unerlässliche Bedingung für den Fortbestand unseres Werkes. Denn Ortskirchen, die todkrank sind oder sich selbst zerstören, werden bald keine Beiträge mehr leisten können, um die geistliche Not in Osteuropa oder in der Dritten Welt zu lindern. Jede Anstrengung, unseren Wohltätern die geistliche Nahrung zu geben, die allzu viele moderne Seelsorger ihnen vorenthalten, ist wichtig für die Rekrutierung der Legion von betenden und opfernden Seelen, die Marias Aufruf in Fatima Folge leisten und dadurch die Bekehrung Russlands und den Frieden herbeizuführen versuchen.
30. Obwohl diese übernatürliche und pastorale Dimension unserer Hilfeleistung das menschliche Gewissen weniger anspricht als Aktionen bei greifbaren Nöten und Katastrophen und somit das Erwecken der Opferbereitschaft erschwert, müssen wir diesen Nachteil in der Erkenntnis hinnehmen, dass die seelsorgliche Hilfe, die wir der Kirche leisten, die Grundlage für die Linderung aller anderen Nöte darstellt.
31. Durch diesen pastoralen Charakter unterscheidet sich unser Werk deutlich von den rein karitativen, sozialen, wirtschaftlichen und technischen Hilfsaktionen, die anderen Organisationen anvertraut sind. Wir sollen die Unterschiede zwischen den anderen und uns immer respektieren. Bei der Anregung der Gebefreudigkeit unserer Wohltäter dürfen wir somit nicht Gründe und Argumente verwenden, die andere Organisationen für ihre Aktivitäten benutzen. Und wenn andere sich dazu berufen fühlen, unabhängig von unserem Werk der Kirche in Not beizustehen, sollten wir uns freuen über das Gute, das andere tun, und sie nicht als Konkurrenten, sondern als Mitkämpfer betrachten. Wir sollten uns hüten, neue Initiativen zu erschweren oder zu hintertreiben, nur weil sie nicht von uns ausgegangen sind. Denn Gottes Geist weht, wo er will, und der Herr ruft in seinen Weinberg, wen er will.
32. Nur große Demut kann uns vor der Sünde der Herrschsucht und des Machtmissbrauchs bewahren, in die jene, die über Geld verfügen, leicht verfallen. Wir dürfen niemals vergessen, dass wir nur die Kanäle sind, die das Geld opferwilliger Menschen weiterleiten.
33. Diese Demut wollen wir zuallererst unseren Wohltätern gegenüber zum Ausdruck bringen. Ohne sie können wir nichts tun! Um ihrer großzügigen Liebe willen sind sie wertvoller als jeder von uns, die ihre Liebesgaben in Empfang nehmen und an die Armen verteilen. Ihr Dank gilt weniger uns als den Wohltätern.
34. Darum soll die Dankbarkeit gegenüber den Wohltätern – vor allem jenen, die nur das Scherflein der Witwe geben können – häufig in den Veröffentlichungen unseres Werkes zum Ausdruck kommen und sich auch durch private Dankschreiben zeigen. Die Kranken, die Alten und die einsamen Kreuzträger, die für die Kirche in Not beten und leiden, sollten dabei den Vorrang haben. Die Briefe, in denen Wohltäter den Geistlichen Assistenten oder anderen Priestern im Werk ihre Gewissensprobleme unterbreiten, sollten mit größter Sorgfalt und Liebe beantwortet werden. Das gehört zum seelsorglichen Dienst, den wir unseren Wohltätern schulden.
35. Unsere Demut und Dankbarkeit sollen sich aber vor allem durch großes Verantwortungsbewusstsein für die uns anvertrauten Spenden und durch größtmögliche Sparsamkeit bei den Unkosten zeigen.
36. Jene, die über die Zuteilung unserer Hilfe entscheiden, sollten sich ausschließlich von den Zielsetzungen unseres Werkes sowie von den Kriterien leiten lassen, die für unsere Hilfeleistungen verbindlich sind. Sie dürfen nie vergessen, dass sie nicht nur das Geld, sondern vor allem die Liebe unserer Wohltäter verwalten.
37. Die Intention der Wohltäter sei die letzte Richtschnur. Parteilichkeit oder Vetternwirtschaft, Leichtfertigkeit, Verschwendung oder Willkür müssen bei der Verteilung der uns anvertrauten Mittel völlig ausgeschlossen sein. Darum sollten alle Entscheidungen über die Gewährung oder Nichtgewährung der Zuwendungen und über deren Umfang kollegial getroffen werden.
um durch ihre Dankbarkeit die Dankbarkeit Christi zu erfahren. Unsere Aufgabe können wir nur erfüllen, wenn es gelingt, alle individuellen und nationalen Energien zu einer Einheit von Denken, Streben, Beten und Handeln zusammenzufassen.
38. Christus setzt sein Leiden fort und vollendet es in allen, die als Flüchtlinge, Verfolgte, Unterdrückte oder Vereinsamte ihren harten Kreuzweg gehen müssen. Wie einst Veronika und Simon von Cyrene den Herrn auf seinem Kreuzweg getröstet oder ihm geholfen haben, so sind jetzt wir dazu aufgerufen, ihm in den Ärmsten der Seinen, mit denen er sich so ausdrücklich identifiziert, beizustehen. Daraus folgt, dass wir die Armen ehren und lieben wie IHN selbst.
39. Wenn wir diese Grundregel der Nächstenliebe im Geiste des Glaubens vor Augen halten, werden wir unseren hilfsbedürftigen Brüdern, vor allem jenen, deren Seele, Charakter und Denkart von einer atheistischen Erziehung verletzt sind oder die sich unter dem Zwang einer totalitären Diktatur anormale Verhaltensweisen angewöhnt haben, immer mit Ehrfurcht begegnen. Wir werden ihre Fehler geduldig ertragen, denn es können die zerrissenen Hüllen sein, wo Christus sich verbirgt, oder Wunden, welche die Not oder die jahrelange Unterdrückung ihnen zugefügt hat. Wir werden vermeiden, sie zu demütigen, weil wir ihre Diener sind. Wir werden für die Notlage, in der sie sich befinden, Verständnis haben und ihre Schwierigkeiten nicht noch vergrößern, indem wir sie allen Vorschriften einer übertriebenen Bürokratie unterwerfen. Darum werden wir sie nicht unter Papieren und Formularen begraben, mit denen sie nichts anzufangen wissen und die sie nur entmutigen oder verbittern. Wir werden uns beim Anfordern von Rechenschaftsberichten auf ein Minimum beschränken, denn es ist besser, dass wenige unser Vertrauen missbrauchen, als dass alle unter unserem Misstrauen leiden.
40. Unseren Verwaltungsapparat wollen wir möglichst modern und wirksam gestalten – nicht als Selbstzweck, sondern um besser helfen zu können – denn er ist das ausführende Organ unserer Liebe. Wir werden Kapitalbildung oder größere Rücklagen für künftige Nöte vermeiden, weil Gott auch morgen für seine Kinder Sorge tragen wird. Wir werden den jährlichen Kassenüberschuss auf das Nötigste beschränken und die erhaltenen Mittel baldmöglichst verteilen. Und falls wir eine Hilfe verweigern müssen, weil sie außerhalb unserer Zielsetzung liegt oder die finanzielle Tragkraft des Werkes übersteigt, werden wir die negative Entscheidung in brüderlicher Weise mitteilen und niemals versäumen zu beten, dass Gott dieser Not auf andere Weise abhelfe.
41. Nur wenn wir nicht über die Armen herrschen, sondern ihnen demütig dienen, werden sie uns dankbar sein. Ihre Dankbarkeit ist die Dankbarkeit Christi und die einzige Gewähr für seinen Segen über das Werk, das wir in Seinem Namen und für Ihn vollbringen.
42. Als unser Werk 1984 zu einer öffentlichen, universellen, vom Hl. Stuhl abhängigen Vereinigung erhoben wurde, erhielt es einen offiziellen Auftrag für die Weltkirche. Die vom Hl. Stuhl approbierten Statuten bestätigten die bereits vorhandene organisatorische Struktur, die eine weitgehende Zentralisierung beinhaltete. Auch künftig können wir unsere Aufgabe nur erfüllen, wenn es gelingt, alle individuellen und nationalen Energien zu einer Einheit von Denken, Streben, Beten und Handeln zusammenzufassen. Diese Einheit setzt nicht nur voraus, dass wir eine Gemeinschaft der Liebe bilden, sondern verlangt auch eine starke zentrale Autorität.
43. Diese zentrale Leitung soll verantwortlich sein für die Ernennung oder Bestätigung der nationalen Vorstände, der nationalen Direktoren und kirchlichen Assistenten, für den Inhalt der periodischen Rundbriefe an die „Lieben Freunde“, für die Übereinstimmung von Information und Werbung überall in der Welt, sowie für die Verwaltung und Verteilung der Spenden. Eine derartige Zentralisierung, die in unserem gesamtkirchlichen Charakter und in der globalen Gefahr, der die Kirche ausgesetzt ist, ihre Rechtfertigung findet, bietet nicht nur einen Schutz gegen mögliche zentrifugale und partikularistische Tendenzen, sondern stärkt auch die geistliche und finanzielle Kraft des Werkes. Sie erleichtert die sachkundige Verwaltung der uns anvertrauten Mittel, vermindert die Gefahr unrichtiger Entscheidungen bei der Vergabe von Spenden und schafft die Möglichkeit, die verfügbaren Mittel nach einer Strategie anzuwenden, die weiter reicht als der eher beschränkte Horizont der nationalen Sektionen.
44. Diese Einschränkung der Autonomie der nationalen Sektionen wird auf die Dauer nur akzeptabel bleiben, wenn die zentrale Leitung sich häufig mit den nationalen Instanzen berät und es ihr gelingt, die nationalen Direktoren und Geistlichen Assistenten als unentbehrliche Mitarbeiter und Berater in die internationale Geschäftsführung einzubeziehen.
45. Sowohl durch allgemeine internationale Zusammenkünfte, wie auch durch Kontakte zwischen einzelnen Sektionen soll in unserem Werk die gegenseitige Wertschätzung gefördert, die Freundschaft der leitenden Mitarbeiter untereinander verstärkt und in der Verschiedenheit die Einheit gesichert werden. Diese Einheit ist die unentbehrliche Voraussetzung für die Fruchtbarkeit und das weitere Wachstum des Werkes.
46. Wie die Fatimabotschaft, steht auch unser Werk im Zusammenhang mit dem historischen Ereignis und den Nachwirkungen der kommunistischen Oktoberrevolution (1917), die in ihrem tiefsten Wesen und in ihren Nachwirkungen ein Totalaufstand gegen Gott war. Deswegen ist unser Werk eng mit Fatima verbunden. In Fatima zeigte Maria das Heilmittel gegen diesen Aufstand. Ihre Botschaft fand wenig Glauben. Somit brach der Zweite Weltkrieg aus. Dieser endete mit einem Sieg des Kommunismus, der sich ein Drittel der Menschheit unterwarf. Millionen von Flüchtlingen, ein Eiserner Vorhang quer durch Europa und eine unerhörte Christenverfolgung waren die Folgen. Als Antwort darauf ist 1947 unser Werk entstanden.
47. 1917 hat Maria die Welt gewarnt, dass ganze Völker vernichtet werden, wenn wir uns nicht bekehren. Wir wissen nicht, welche Völker auf diese Weise vom Untergang bedroht sind. Wir wissen nicht, ob es sich dabei um die geistige, moralische und psychische Zerstörung handelt, die bei vielen Postkommunisten im Osten, aber auch bei vielen Drogenabhängigen oder sexuell Pervertierten, und überhaupt als Folge der Wohlstandsmaterialismus im Westen sichtbar wird, oder ob Maria die physische Vernichtung ganzer Nationen gemeint hat. Wir wissen nicht, ob die große Katastrophe noch verhindert werden kann. Wir wissen nicht, ob wir selbst zu den Überlebenden gehören werden. Aber wir wissen, dass Maria den Kopf der Schlange zertreten kann. Darum haben wir unser ganzes Werk der Rosenkranzkönigin von Fatima geweiht, die uns den Weg gezeigt hat, der zum Sieg über den Kommunismus und dessen Nachwirkungen und zur Befreiung der verfolgten Kirche führt. Sie hat nicht von Anpassung an diese Welt gesprochen, sondern von Bekehrung, Buße und vom Rosenkranzgebet. Verwerft ihre Botschaft nicht. Maria ist unsere Mutter, unsere Königin, unser Beispiel, unsere Helferin, die große Anführerin im Kampf gegen den Drachen, die Mittlerin der Gnaden, die wir brauchen, und sie ist allen Lobes würdig, weil aus ihr die Sonne der Gerechtigkeit aufgegangen ist, Christus unser Gott.
48. Und darum, Mutter Maria, kommen wir zu dir im wilden Sturm, den der Fürst der Finsternis entfesselt hat. Du siehst, dass Millionen deiner katholischen, orthodoxen und evangelischen Kinder zutiefst verletzt, pervertiert und entmenschlicht worden sind oder noch immer seufzen unter dem Terror von Atheisten, die den Allmächtigen von seinem Thron stoßen und sein Reich in den Herzen der Gläubigen zerstören wollen. Du siehst, dass Millionen Flüchtlinge entwurzelt und in Gefahr sind, die Hoffnung zu verlieren. Du siehst, dass in der Dritten Welt unzählige Millionen Ausgebeutete an den Küsten unseres Egoismus gestrandet sind. Und du siehst, dass der Rauch Satans bis ins Heilige der Heiligen vorgedrungen ist; dass der Sturm der Verwirrung auch den sichersten Hafen von Gottes Kirche heimsucht. Sogar Auserwählte reißt er los von ihren Ankern und los von Gott. Du siehst, dass Priester jeden Ranges und jeder Würde den Kompass verloren haben, dass sie den Kurs Petri sabotieren und mitten im kochenden Meer sein Schiff zerstören. Und Jesus schläft.
49. Mutter, wenn selbst die Apostel im Sturm kleinmütig geworden sind, wirst du auch unsere Angst verstehen. Sage deinem Sohn, dass er hören muss auf unseren Notschrei: “Herr rette uns, denn wir gehen zugrunde!” Denn uns ist bange vor der Verwirrung, dem Zwiespalt und der Untreue zu Gott, die sich wie eine Pest in der Kirche ausbreiten. Ist der Riss, der das Volk Gottes teilt, nicht eine Kollektivsünde gegen den Hl. Geist? Siehst du nicht, Mutter, dass das Streben nach Einheit mit den von uns getrennten Brüdern und die Bemühungen, den alten Glauben auf neue Weise zu verkünden, Hand in Hand gehen mit uferlosen Exzessen, die der Einheit, dem Frieden, der Gewissensruhe und der Glaubenstreue zahlloser Katholiken unabsehbaren Schaden zufügen? Was wir jetzt sehen, ist keine Wachstumskrise, sondern Zerfall. Kein vielversprechender Frühling, sondern dunkler Herbst. Kein Ausschlagen neuen Lebens, sondern massiver Abfall toter Äste und dürrer Ranken, die mit dem göttlichen Weinstock keine Verbindung mehr haben. Anstatt die Welt zu durchsäuern mit dem Sauerteig des Evangeliums, lassen sich unzählige Christen in Gärung bringen vom Sauerteig der Welt, obwohl Christus eindeutig mit dieser Welt gebrochen hat.
50. Mutter, jetzt da die Not wieder einem Höhepunkt entgegen zu gehen scheint und die Mächte der Finsternis freies Spiel zu haben scheinen, jetzt rufen wir mit kindlichem Vertrauen nach deiner mächtigen Hilfe. Jetzt, da wir steuerlos auf den Wogen dieser Zeit weggeschwemmt werden, legen wir uns selbst und die ganze geschändete Welt und unser Werk für die Kirche in Not in deine mütterlichen Hände. Wir weihen uns dir, heilige Jungfrau von Fatima. Bewahre uns in der Liebe deines Sohnes, schütze uns vor der Bosheit der Welt, und führe uns sicher zum Herzen Gottes. Und gib, Mutter, wenn wir durch das dunkle Tor des Todes gegangen sind und vor dem Richterstuhl deines Sohnes stehen werden, dass wir dich dort finden mit einem Lächeln in deinen Augen und dass wir ruhig sagen dürfen: Grüß dich, Mutter.
Werenfried van Straaten OPraem.
Königstein, Juli 2000
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