Die Arbeit und der Einsatz unseres Gründers, Pater Werenfried van Straaten, hat viele Menschen beeindruckt. Lesen Sie hier einige Zitate von Zeitzeugen. Um die Erinnerung an den liebevoll genannten “Speckpater” lebendig zu halten, suchen wir nach Zeitzeugen von Pater Werenfried, die Fotos, Dokumente oder Anekdoten im Zusammenhang mit dem Speckpater und seinem Werk zur Verfügung stellen können. Wir bitten daher alle, die über eine Begegnung mit Pater Werenfried berichten können, sich mit uns in Verbindung zu setzen. Herzlichen Dank im Voraus.
Ich vertraue KIRCHE IN NOT diese Aufgabe an, auch beauftrage ich sie, in dem Geist fortzufahren, den sie von Pater Werenfried van Straaten geerbt haben, der zu seiner Zeit die Vision hatte, auf der ganzen Welt diese Zeichen der Nähe, der Annäherung, der Güte, der Liebe und der Barmherzigkeit zu setzen.
So lade ich Sie alle ein, mit KIRCHE IN NOT auf der ganzen Welt Werke der Barmherzigkeit zu tun, und zwar bleibende Werke der Barmherzigkeit: Strukturen für so viele Nöte, die es heute auf der Welt gibt. Ich danke Ihnen für alles, was Sie tun. Und haben Sie keine Angst vor der Barmherzigkeit. Die Barmherzigkeit ist die Zärtlichkeit Gottes.
Manche meinen ja, man dürfe nur Soziales im engsten Sinne des Wortes unterstützen; was einer glaube, solle man jedem selber überlassen. Aber in Wirklichkeit ist nichts wichtiger, als Gott zu den Menschen zu bringen, als ihnen zu Christus zu helfen, weil nur dann die Kräfte des Glaubens erwachen, die die entscheidende Art von Energie für die Weltgeschichte sind.
KIRCHE IN NOT hilft der Not des Glaubens und tut damit das, was für unsere Welt am allermeisten nötig ist.
Joseph Kardinal Ratzinger im Jahr 2002
Es mag Ende der 1940er-Jahre gewesen sein, als ich ihn in Königstein im Taunus zum erstenmal kennen lernte. Damals schon erzählte er von seinem Erlebnis in Vinkt, und ich war ganz gefangen von dem, was er berichtete und wie er es sagte
Da sprach ein unverbesserlicher Optimist,
der die Menschen für besser hält als ihren Ruf; man müsse nur das rechte Wort finden, um sie zu den größten Opfern zu begeistern. Da sprach ein Mann mit einem goldenen, humorvollen und tief empfindenden Herzen, ein bescheidener und tief frommer Priester und Ordensmann. Ich nannte ihn einmal einen modernen Dschingis Khan; denn wo er gewirkt habe, sei alles völlig radikal abgeerntet; und er hat es mir nicht übel genommen. Möge Gott ihm noch lange sein goldenes Herz erhalten und ihn wirken lassen zum Nutzen unzähliger Notleidender an Leib und Seele!
Mit Bewunderung habe ich festgestellt, dass euer Werk in mehr als 140 Ländern der Welt religiöse Hilfe leistet. Damit tretet ihr in die Fußstapfen der frühen Kirche, der Kirche aller Zeiten. Dazu beglückwünsche ich euch und die Wohltäter von KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe wärmstens.
„Ihr leistet einen rührenden Beitrag zur zweitausendjährigen Geschichte der christlichen Nächstenliebe. … Ich kenne Euch und weiß, was Ihr zur Linderung einer Not tut, deren oft wortloses Flehen Ihr vernommen habt. Nicht alle hören die Christen, die schweigend leiden. Dazu gehört ein offenes Herz für die Not aller, deren Stimme über die Barrieren hinweg nicht zu uns gelangen kann. Ihr handelt, sammelt Gelder, gebt den Verlassenen die Gewissheit, dass Glaubensbrüder an sie denken und sie nicht im Stich lassen. Dafür bezeuge ich Euch meine tiefe Dankbarkeit und jene vieler Bischöfe, Tausender von Priestern, Mönchen, Ordensschwestern, Novizen, Seminaristen und Millionen von Gläubigen. Wer wird je die Mühsal ermessen können, die dieses Werk kostet, oder die Wellen der Großzügigkeit, die es hervorgerufen hat? Das alles steht im Buch des Lebens geschrieben. Der Herr selbst wird Euer Lohn sein!” (Ansprache von Papst Johannes Paul II. an die Generalversammlung von KIRCHE IN NOT / Ostpriesterhilfe, Rom, 16. November 1981)
Nach dem Tod Pater Werenfrieds bezeichnete Johannes Paul II. ihn als „einen herausragenden Apostel der Nächstenliebe. und erinnert dankbar an seinen beispielhaften apostolichen Eifer gemäß Lehre und Erbe des Heiligen Norbert, sowie an sein tiefes menschliches und geistliches Streben für seinen kompetenten Beitrag zur Einheit unter der Christen.”
Sein Freimut und seine Liebenswürdigkeit lassen ihn arglos erscheinen. Aber die Kommunisten hüten sich, den freundlichen Mönch zu unterschätzen.
Seine Waffen sind Liebe, Gebet, Wahrheit und Mildtätigkeit. Die Organisation, deren er sich bedient, ist die einzige katholische Einrichtung zu dem Zweck, der verfolgten Kirche beizustehen. Als er sie 1947 ins Leben rief, war sein Büro eine schmale Zelle in der flämischen Abtei Tongerlo bei Antwerpen. Heute verfügt er über Zentralen in Rom und Tongerlo sowie über Zweigstellen in dreizehn Ländern.
Pater Werenfried lehnt zwar jedes Verdienst an dieser raschen Ausdehnung ab, seine Mitarbeiter sagen jedoch, sie sein vorwiegend auf seine Unerschrockenheit, seine Findigkeit, seine Phantasie und seine Starrköpfigkeit zurückzuführen.
Sowohl diejenigen, die sich in gebefreudiger Liebe Ihrem Aufruf nicht verschlossen haben, als auch die vielen, welchen durch diese Liebe geholfen wurde, sind Ihnen und Ihrem Werke den größten Dank schuldig!
Mir scheint es immer, als habe der allmächtige Arm der Vorsehung Gottes die Sowjetvölker bis an die Tore unserer Kathedralen vorgeschoben, damit wir sie in die Kirche eingliedern.
Sie, Hochverehrter Herr Pater, werden die große Genugtuung haben, dass Sie durch Ihren hochherzigen Entschluss dem Wirken Gottes vorgearbeitet und durch seine energische Ausführung die Arbeitskräfte der Kirche für den Osten vorbereitet geholfen haben.
Es kann nicht geleugnet werden, dass die von unserem polnischen Kleinseminar in Paris erreichten glänzenden Ergebnisse der Ostpriesterhilfe zu verdanken sind. Obwohl man schon seit geraumer Zeit Unterstützung für das Kleinseminar verspricht, lehrt die Erfahrung, dass bisher nur die Ostpriesterhilfe edelmütig geholfen hat.
Ich versichere Ihnen, dass ich persönlich sowie die H. H. Bischöfe in Polen in ihren Herzen die tiefste Dankbarkeit bewahren werden für alles Gute, welches Sie und Ihr glänzendes Hilfswerk uns erwiesen haben und das als eine Großtat der christlichen Liebe in die Geschichte eingehen wird.
Der Obsorge der Priester und Flüchtlinge habe ich mich bisher mit besonderer Liebe zugewandt und werde es in Zukunft noch mehr tun, wenn auch meine Möglichkeiten zu einem schönen Erfolg nicht groß sind. Willkommen ist mir das Angebot, wenn zu einem Bischofskoadjutor ein tüchtiger Speckpater kommt. Da wird sicher etwas Gutes daraus. Ich freue mich, Ihr Bundesgenosse sein zu dürfen.
Diese Hilfe ermöglicht die geistliche Hilfe nicht nur für zehn- sondern für zwanzigtausend Ungarn. Ich hoffe, dass deren Gebet nicht ohne Segen für Sie und die Ostpriesterhilfe bleiben wird.
Wir alle fahren auf einem Schiff, und dieses Schiff heißt Europa!
Wir Ausländer fahren noch in der Luxuskabine, die Deutschen im Zwischendeck oder gar unten im Schiffsraum. Aber das alles ist gleichgültig, wenn das Schiff leck ist. Und das Schiff Europa ist leck. Da heißt es, die Ärmel hochkrempeln und pumpen, sonst gehen wir alle unter, ganz gleich, wo wir stehen.
Mit großer Dankbarkeit haben wir sodann auch Kenntnis genommen von der Unterstützung, welche Sie den russischen Flüchtlingen zukommen lassen. Die Hl. Kongregation der Ostkirche legt den größten Wert darauf und erbittet jetzt ebenfalls Ihre Hilfe für das vorliegende Projekt.
Ein leibliches und geistiges Werk der Barmherzigkeit. Ein Werk der echten Liebe im Geiste der Versöhnung und der Verzeihung nach dem Beispiel Christi, wodurch wir beweisen können, dass es nicht wahr ist: „die Christen sind wie alle anderen, sie kennen keine Vergebung”.
Ebenfalls freuen wir uns über den rastlosen Eifer, mit dem die Ostpriesterhilfe Vorbereitungen trifft für die Stunde, da man der gemarterten Kirche in Osteuropa mehr direkte Hilfe wird bieten können. Ganz besonders schätzen Wir Ihre Bemühungen um den Bau von Seminaren nach den Richtlinien der verschiedenen Flüchtlingsbischöfe, in denen neue Priester für die Völker herangebildet werden. Gern erteilen wir diesem prächtigen Werk Unsere Genehmigung und Unseren Segen allen denen, die sich dafür einsetzen.
Aus den gemachten Mitteilungen geht hervor, dass das Werk auf einer festen Basis gegründet ist, dass seine Arbeitsweise gesund und fruchtbar ist, und dass es sich den mannigfaltigen und lobenswerten Formen der Nächstenliebe in wachsendem Kreise widmet. Wir erneuern darum auch gern Unsere Genehmigung der Ostpriesterhilfe und hoffen und beten, dass Gott dieses verdienstliche Werk gütigst segnen möge.
da es wohl den Hauptgrund zu den Anschuldigungen des religiösen Konservativismus und des übertriebenen Antikommunismus bildet, denen Sie oftmals ausgesetzt sind. Ich kenne Ihre Publikation sehr wohl. Es mag sein, dass Ihre kräftige und eindeutige Sprache nicht allen behagt. Sie vertreten aber die Lehre der Kirche auf überzeuigende Weise, und Sie machen auf Gefahren aufmerksam, die die Kirche von innen und von außen bedrohen: Dies ist für viele ein Trost und eine Hilfe.”
Wir hoffen, dass sich die französischen Katholiken, im Bewusstsein des internationalen Charakters der Hl. Kirche, von Herzen dem Werke anschließen werden, welches den leidenden Brüdern in Osteuropa die Kraft bietet, weiter auszuharren und zu hoffen.
Der äußerst schmerzliche Zustand, in dem sich Tausende von Priestern aus den osteuropäischen Bistümern befinden, darf den Christen nicht gleichgültig bleiben. Ihre Sympathie muss sich äußern durch beharrliches Gebet für die unglücklichen Brüder und durch tatkräftige Unterstützung des Hilfswerkes, das sich um Linderung dieser Not bemüht.
Ich bete für Sie, dass Sie nur für Jesus leben, durch Maria – ein heiliger Priester Christi. Beten Sie für unsere Ordensgemeinschaft, für unsere Armen und für mich. Gott segne Sie!
Zum Jubiläum 50 Jahre KIRCHE IN NOT (21.12.1996):
Liebe Freunde von KIRCHE IN NOT,
wir gratulieren Ihnen herzlich zu Ihrem Jubiläum, das Sie 1997 begehen! Mit Ihnen danke ich Gott für die Wunder, die er gewirkt hat, insbesondere und auf einzigartige Weise durch den selbstlosen Einsatz von Pater Werenfried van Straaten, der für das Wirken Gottes offen war.
Ich bete für Sie, dass Sie weiterhin Friede und Geschwisterlichkeit säen, zur Ehre Gottes und zum Wohl der Menschen.
Gott segne Sie alle.
Pater Werenfried über Mutter Teresa:
„Der Tod Mutter Teresas ist ein großer Verlust für die Kirche, ihre Ordensgemeinschaft und für die Welt, wir alle haben eine wunderbare Frau verloren.”
Jedenfalls bei uns Deutschen, wo er sein weltumfassendes Liebeswerk begann, als unser Volk am „Nullpunkt” angelangt war. Tausenden von Kindern, die gewiss nicht überlebt hätten und an Hungerödem und Tbc elend zugrunde gegangen wären, hat er das Leben gerettet.
Er ging in die primitiven Lager und zog dann von Stadt zu Stadt und von Dorf zu Dorf in Holland und Flandern und bat und bettelte, vorerst um „Verzeihung und Liebe” bei den von Hass gegen die Deutschen erfüllten Herzen. Er überzeugte in erschütternden Predigten und Darlegungen von der unaussprechlichen Not der Menschen, insbesondere der Kinder, die ja völlig unschuldig litten. Er besuchte die überfüllten Flüchtlingslager und schrieb und predigte und beschwor die Landsleute, doch zu helfen.
Es wird heute kaum ein Mensch ermessen, was es heißt, wenn Mütter, deren Männer und Söhne (wie in Vinkt 1940, 80 Männer*) hingemordet wurden beim Einmarsch der Wehrmacht, wie diese leiderfüllten Witwen nach Werenfrieds Predigten die beinahe übermenschliche Größe fanden und Bekleidung und Fahrräder für die einst so verhassten „Mofs” spendeten.
Nach dem deutschen „Wirtschaftswunder” erweiterte er seine umfangreichen Hilfsaktion in Osteuropa und darüber hinaus überallhin, wo es hungernde Menschen gibt – „unsere Brüder”, wie Werenfried sagt. Jeder Deutsche sollte seine zwei Bücher lesen: „Sie nennen mich Speckpater” und „Wo Gott weint”, um nur in etwa zu ermessen, was dieser Mensch leistet und was er insbesondere für unser Volk getan hat.
Mit Recht nennt man ihn den „Größten Heiligen des 20. Jahrhunderts”.
*Tatsächlich waren es sogar 86 Personen (Die Red.).
Ich kann mich noch gut an die Anfänge von KIRCHE IN NOT erinnern. Ich stamme aus Kleve am Niederrhein und dort hießen viele Menschen van Straaten oder Willemsen. Eines Tages hörte ich im Radio, wie Pater Werenfried in seiner Heimat mit den Leuten „Fraktur” redetet. Er rief den Leuten zu, dass man nicht in Überfluss leben kann, wenn nebenan Kinder hungerten.
Er sagte auch, dass er mit Geld in Deutschland nichts anfangen könne. “Was ich brauche ist Speck!” Daher hat er ja später seinen Beinamen “Speckpater” bekommen. Ich hatte von dieser Spende nichts erhalten, weil es für mich nicht notwendig war, denn mein Vater ein Geschäft und konnte viel tauschen. Nach der Währungsreform zog Pater Werenfried durch unser Land, und die Menschen haben sein Wirken nicht vergessen.
Ich erinnere mich noch gut an seine Predigt im Kölner Dom. Danach ging er mit seinem berühmten Hut durch die Kirche. Es war unglaublich, was da alles zusammen kam: Viele hatten sogar ihren Schmuck spontan hineingeworfen. Trotz vieler Widerstände ließ er sich nicht entmutigen. Möge er in Frieden ruhen!
Den nachhaltigsten Eindruck aber hat die Begegnung mit Pater Werenfried auf mich gemacht, als er vor dem Dom mit seinem „Millionenhut” kollektierte. Ich legte meine Spende in den Hut, er bedankte sich, worauf ich ihm erwiderte, wir hätten ihm zu danken. Diesen Blick und dieses Charisma werde ich nicht mehr vergessen.
Ich habe mich oft gefragt, wie es Pater Werenfried kurz nach dem Krieg gelungen ist, so umfassende Hilfe bei den damals verfeindeten Völkern für Deutschland zu erbetteln. An diesem tag ist es mir klar geworden. ich bin froh und glücklich, dass der HERR mir diese Begegnung gewährt hat.
Immer habe ich den Millionenhut vor Augen, wenn ich Projekte von KIRCHE IN NOT unterstütze. Durch Pater Werenfried und KIRCHE IN NOT ist es jedem Christen möglich, Gottes Wort zu verbreiten und den notleidenden Brüdern und Schwestern in aller Welt zu helfen. Niemand kann sich herausreden, er hätte nicht gewusst, wie man helfen kann.
Der Geburtstag von Pater Werenfried wird mir ähnlich wie mein Erstkommuniontag am Weißen Sonntag 1963 unlöschbar ins Herz eingegraben sein.
Als Vertriebener aus dem Riesengebirge fühle ich mich meiner Heimat noch stark verbunden. Welch eine Freude, als ich in der Januarausgabe meiner Heimatzeitung las, dass der „Speckpater” Werenfried van Straaten im Januar seinen neunzigsten Geburtstag gefeiert hat. Sogleich erwachte in mir die Erinnerung an die Zeit, als ich Fahrer eines der legendären Kapellenwagen war:
Ich kehrte im Mai 1950 nach sechsjähriger russischer Kriegsgefangenschaft, davon dreieinhalb in Sibirien, in der Nähe von Tomsk, heim zu meinen Eltern und Geschwistern. Gesundheitlich war ich total ruiniert und brauchte ein volles Jahr zur Genesung und Erholung. Ende 1951 hielt ich schon Umschau nach einem Arbeitsplatz.
Da ich auf dem väterlichen Bauernhof groß geworden war und schon 1941 zur Wehrmacht kam, hatte ich keinen Beruf erlernt. Unser Pfarrer, Pater Albin Reimann, hatte davon erfahren und wusste auch, dass Heimatvertriebene, Spätheimkehrer und Kriegsversehrte bei der Arbeitssuche bevorzugt werden sollten. Er ließ mich rufen und riet mir, eine Bewerbung an das “Priesterreferat” in Königstein zu schreiben.
Und so wurde ich im Frühjahr 1952 als Fahrer in Königstein eingestellt.
Ich fand großen Gefallen an meiner Arbeit. Man war nicht nur Fahrer, sondern übte sich in allen anfallenden Arbeiten, war „Mädchen für alles”. Unsere “fahrenden Kirchen” fuhren durch ganz Deutschland. Zwei Jahre war ich Fahrer eines Kapellenwagens. Eine von Prälat Kindermann, des Leiters des Vaterhauses für die Vertriebenen und des Priesterseminars in Königstein, unterzeichnete Empfehlung ermöglichte es mir, eine Dauerstellung zu finden. Auch deshalb blicke ich gerne zurück auf die Zeit, als ich für den „Speckpater” durch Deutschland fuhr.
Hochwürdiger Herr Pater,
vor über dreißig Jahren hörte ich Sie in Geislingen zum ersten mal predigen, vor zwei Jahren durfte ich Sie in München beim Jubiläum (Anm.: 40 Jahre Kirche in Not – die Redaktion) erleben. Und morgen wird es das dritte Mal sein.
Ein Leben lang arbeitete ich in der Württembergischen Metallwarenfabrik. Vor vielen Jahren entwarf Prof. Baum aus Köln einen Messkelch mit Patene, den die “WMF” fertigte. Die Cuppa ist hart eingelötet, das Material ist Alpacca, unternickelt und schwer vergoldet. Diesen Kelch wollte ich dem Sohn eines Schulfreundes schenken, der Theologie studierte. Leider erreichte er sein Ziel nicht. Dann bereitete sich der Bruder meiner Schwiegertochter bei den Jesuiten auf den Priesterberuf vor, auch er scheiterte.
Ehe ich nun meine Augen schließe, möchte ich doch, dass der Kelch in gute und treue Hände kommt. So möchte ich Ihnen den Kelch schenken und Sie bitten, ihn einem würdigen Priester weiterzuleiten, der dann am Altare Gottes für einen armen Sünder beten möge.
Mit vielen guten Wünschen für Ihr Werk und freundlichen Grüßen
Ihr sehr ergebener
Name ist der Redaktion bekannt
Antwort Pater Werenfrieds
Königstein, 10.10.89
Lieber Herr …,
den kostbaren Kelch habe ich bewundert, Ihren Brief mit Rührung gelesen. Ich hoffe, dass ich Sie auch das dritte Mal nicht enttäuscht habe. Die Pilger haben mich nicht enttäuscht: die Kollekte betrug insgesamt – bei fünf Predigten – etwas 30.000 DM. Der Mensch ist besser als wir denken.
Jetzt möchte ich Ihnen herzlich danken für das herrliche Geschenk, das Sie vorher zweimal verschenken wollten, wobei Sie zweimal enttäuscht wurden. – Dieses Mal wird es gut gehen: Am 20. Oktober wird in Rom der neue Bischof von Minsk vom Papst geweiht. Vorige Woche habe ich ihn kennen gelernt: Monsignore Kondrusiewicz. Er ist bettelarm, hat noch keine Kathedrale, keine Kirchen, nur vier Friedhofskapellen und eine handvoll Priester. Er ist nach dem nach Solowki verbannten und später in den Westen abgeschobenen Bischof … (???, Name?) der erste katholische Bischof von Minsk. Wir haben ihm Mut gemacht und Hilfe zugesagt.
Ein Mitarbeiter geht nach Rom und wird ihm nach der Weihe den Kelch mit der Übersetzung Ihres Briefes überreichen. bestimmt wird er – wie auch ich – dankbar für Sie beten.
Gott segne und behüte Sie!
Werenfried van Straaten
Dank des Bischofs
Rom, 20.10.1989
Sehr geehrter Herr Schenk,
ich habe von Pater Werenfried den Kelch gerade am Tag meiner Bischofsweihe erhalten. Meine Freude darüber ist groß. Wenn ich den Kelch in Zukunft gebrauche, werde ich stets für Sie und Ihr Anliegen beten. Dankeschön und möge der Segen Gottes Sie stets im Leben begleiten.
Gerne gebe ich Ihnen auch meinen bischöflichen Segen.
Thaddaeus Kondrusiewicz, eppus nominatus Minscensis
Ein Kelch
Sehr geehrter Herr Doktor Schwadorf,
Sie haben mir eine große Freude mit Ihrem Brief vom 20. Oktober 1994 und dem Geschenk des Kelches gemacht. Soeben komme ich aus Frankreich zurück, ich werde am kommenden Wochenende in Wien im Stephansdom predigen. Aber ich möchte Sie nicht auf meine Antwort warten lassen, und beeile mich, Ihnen zwischen zwei Predigtreisen ein ganz herzliches Vergelt’s Gott zu sagen.
Welch wundersame Reise hat dieser Kelch hinter sich. Wer hat mit ihm einmal im fernen Russland die Liturgie gefeiert? Auf welchem Altar hatte er seinen Platz? Wie ist er in einer wirren Zeit aus einer russisch-orthodoxen Kirche in die Hände eines gläubigen Katholiken bis nach Meckenheim in Deutschland gekommen? Und warum soll sich nun der Kreis wieder schließen, indem er durch Ihre Veranlassung wieder zurück in eine orthodoxe Gemeinde gebracht wird? Offensichtlich haben diesen Kelch Menschen bewahren können, die in ihrer Gläubigkeit seine Bestimmung nicht missbraucht und ihn zu einem „Kriegsgewinn” abgestempelt haben.
“Ein Ausdruck unseres Willens zur Versöhnung”
Dieser Kelch ist nicht nur ein Zeichen von Gottes Gnade uns Schutz. Indem Sie mir den Auftrag geben, ihn einer orthodoxen Gemeinde in Russland „wiederzugeben”, ist er sichtbar Ausdruck unseres Willens zur Versöhnung und gegenseitigem Einvernehmen mit unserer orthodoxen Schwesterkirche. Ich habe in meinem ECHO DER LIEBE in der 7. Ausgabe von meinen Erlebnissen mit dem Erzbischof Feodosi von Omsk in Atschair berichtet.
Auf dem Gelände des ehemaligen Vernichtungslagers, in dem unzählige Gefangene vieler Völker und Religionen den Tod fanden, soll ein Kloster, eine Kathedrale, ein Pilgerheim, ein Waisenhaus und ein Altersheim gebaut werden. „Es wird eine Gedenkstätte sein, wo für die Toten und ihre Henker gebetet und die Erinnerung an die Gräuel der Stalinzeit für die Nachwelt erhalten wird. Es wird eine geistliche Burg des Gebetes und der Buße sein, wo unzählige Russen den Sinn und die Lehren aus mehr als siebzig jahren Schreckensherrschaft, Schwachheit, Verrat, Leiden, Unrecht und Lüge begreifen und mit der Vergangenheit ins Reine kommen sollen.”
Im kommenden Januar werde ich Erzbischof Feodosi erneut besuchen. Ich bin mir mit Ihnen sicher, dass der Platz für diesen Kelch diese byzantinische Gedenkstätte sein sollte.
Ich danke Ihnen von ganzem herzen, nicht nur für dieses Geschenk, sondern auch für Ihre treue Verbundenheit mit unserem Werk. Gott segne Sie.
Ihr Werenfried van Straaten OPraem.
Liebe Wohltäter!
In tiefster Dankbarkeit berichte ich euch, dass die Kollekte in Sankt Lambertus für die Ostpriesterhilfe am Sonntag, den 1. Juli, nicht weniger als 6.117,- DM eingebracht hat. Außerdem wurden erstaunliche Mengen wertvoller Sachspenden am Kapellenwagen abgegeben. Durch diese Großzügigkeit habt ihr den ringenden Kirchen im Entscheidungsgebiete Europas eine wesentliche Hilfe geleistet.
Und diese Liebe, wodurch ihr Gott und die Menschen erfreuet, wird stärker sein als Tod und Vernichtung, die uns bedrohen. Möge der Herrgott euch und eure Kinder reichlichst segnen um der Barmherzigkeit willen, welche ihr den Ärmsten der Seinen erwiesen habt!
Werenfried van Straaten
Da meine Eltern und Geschwister aus der Heimat vertrieben wurden, hatte ich durch meine Schwester, welche nach Köln verschlagen wurde, viel vom „Speckpater” erfahren, ebenso über die westlichen Sender. Als ich 1980 nach Westdeutschland kam, konnte auch ich mich am Spenden beteiligen.
Eines Tages wurden wir nach Kevelaer zu einer Begegnung mit Pater Werenfried eingeladen. Es waren wunderschöne Tage. Am Samstag Nachmittag war in der Basilika ein Gottesdienst, und Pater Werenfried wollte predigen. Es zog ein schweres Gewitter auf und der Blitz schlug in der Basilika ein. Es hat zwar nicht gebrannt, aber der Strom war ausgefallen. Mit Hilfe von Notaggregaten konnte die Messe dennoch gefeiert werden, auch wenn man in der vollbesetzten Basilika nicht alles verstehen konnte.
Pater Werenfried wurde überschüttet mit Spenden. Da viele die Predigt nur schlecht verstanden hatten, predigte Pater Werenfried am Sonntag im großen Rund noch mal. Und wieder flossen viele Scheine in den Hut. Pater Werenfried war sehr glücklich.
So wurde auch Anfang der Fünfzigerjahre in Lohmar Altpapier für den „Speckpater” gesammelt.
Auf Initiative von Kaplan Toni Ley und mit Billigung von Pfarrer Wilhelm Offergeld wurden „de Lehr’s Anton” mit Pferd und Wagen und einigen Messdienern zur Kirche bestellt. Es sollte der Speicher des alten Pfarrhauses geräumt werden, auf dem haufenweise alte Akten, Papiere und einige dicke Folianten lagen. „Das alles bekommt der Speckpater”, ließ uns Kaplan Ley wissen, „der mit dem Erlös armen Leuten hilft.”
Unter den Messdienern war auch ich. Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie stapelweise – offenbar ohne vorherige Sichtung – Akten, Papiere, Zeichnungen und etliche Bücher heruntergetragen und auf die Pferdekarre geworfen wurden. Kaplan Ley überwachte das Ganze und passte auf, dass keiner etwas entwendete.
Die Folianten waren alte, ausgemusterte, in Schweinsleder gebundene Bücher für den sakralen Gebrauch; es waren als Rötelzeichnungen gefertigte Entwürfe für die damalige Ausmalung der Kirche dabei und viele Akten. Wahrscheinlich waren auch alle jene Akten dabei, die man heute im Pfarrarchiv vergebens sucht, wie Unterlagen aus dem 19. Jahrhundert, Bauakten für den Umbau der Kirche im Jahr 1900 und sonstige Akten aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Mir als Heimatkundler ist es ein Trost, dass damit bedürftigen Leuten geholfen wurde – aber vielleicht wurde damit auch Leben gerettet, und das würde schwerer wiegen als jegliche alten Akten.
Spontan meldete ich mich an und erlebte eindrucksvolle, unvergessliche Tage dort.
Einer der Höhepunkte unter anderen war die Ansprache von Pater Werenfried in der Halle von Fatima. Sein Bekenntnis und seine leidenschaftliche Rede vor vielen tausend Menschen begeisterte mich. Nach Beendigung der Veranstaltung setzte sich Pater Werenfried ins Foyer mit seinem Hut, der fast so berühmt wie er selbst ist. Er war umringt von einer Menschenmasse. Es war fast ein Glückfall für mich, mit meiner Kamera an ihn heranzukommen und einen Schnappschuss einzufangen.
Am 31. Januar starb Pater Werenfried van Straaten, der Gründer und langjährige Leiter des Hilfswerkes „Kirche in Not/Ostpriesterhilfe”. In der Öffentlichkeit wenig bekannt ist die Rolle, die van Straaten für die Entwicklung und Ausbreitung der Fokolar-Bewegung besonders in Deutschland spielte. Ein Nachruf von Aldo Stedile, einem der ersten Fokolare, der fast ein Jahr lang dem „Speckpater” als Chauffeur diente.
Meine erste Begegnung mit Pater Werenfried reicht zurück in das Jahr 1957. Wir hatten in Italien von ihm und seinem Werk gehört. Es war noch die Zeit des Kommunismus, und er war berühmt geworden für die Flüchtlingshilfe die er entlang des eisernen Vorhangs leistete. Mit Hilfe des von ihm gegründeten Bauordens hat er viele Häuser, ja ganze Dörfer aufgebaut, und mit seinen berühmten Kapellenwagen auch die pastorale Versorgung sicher gestellt, solange es noch keine Kirche gab.
Für eine bessere Welt
Wir waren mit ihm in Kontakt gekommen in einer Zeit, in der der Reichtum neuer Charismen in der Kirche zum Vorschein kam. In Italien war das zum Beispiel Pater Lombardi mit seiner Bewegung „Mondo migliore” (für eine bessere Welt), in Deutschland Pater Leppich mit seiner „Aktion 365” oder eben auch der zu jener Zeit bereits berühmte Speckpater, der ganz offensichtlich ein „Charisma” hatte. Schon damals verspürte Chiara Lubich den Wunsch, diese Charismatiker kennen zu lernen und mit ihnen in Beziehung zu treten.
Getroffen von dem, was er unter uns vorgefunden hat, von unserer Spiritualität, unserem „Geist der Einheit”, wandte sich Pater Werenfried nach einem Besuch an unserem Zentrum an Chiara mit einer Bitte: „Das ist es, was ich brauche!” Er habe viele tolle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die hervorragende Arbeit leisteten. Was ihm fehle, sei eine Spiritualität. „Ich möchte, dass mein Werk eine geistliche Dimension bekommt.” Also bat er Chiara Lubich, einen Fokolar nach Tongerlo zu schicken, dem Sitz seiner Prämonstratenser-Abtei und dem ersten Zentrum seiner karitativen Tätigkeit.
Im Februar 1958 beauftragte Chiara mich, nach Belgien zu gehen und für Pater Werenfried zu arbeiten. Am 6. März 1958 war ich in Belgien; kurz darauf folgten drei weitere Fokolare und ebenso die Fokolarinnen, so dass wir eine Männer- und eine Frauengemeinschaft in Tongerlo eröffnen konnten, die ersten Fokolare außerhalb Italiens.
Eindrucksvoll und anrührend
Wir arbeiteten alle für das Hilfswerk des Speckpaters. Meine Aufgabe bestand darin, sein Chauffeur zu sein. Auf seinen „Betteltouren” kam ich in den acht Monaten dieser Tätigkeit mit ihm durch ganz Nordeuropa. Es war wirklich eindrucksvoll und anrührend zu sehen, mit welcher Leidenschaft und mit welchem Schwung dieser “Bettler Gottes” seinem inneren Auftrag nachging und vor allem zu sehen, welche konkreten Ergebnisse dieser Einsatz brachte. Das war wirklich gelebte, praktizierte Liebe.
1958 war das erste Jahr, in dem ich – wegen der Tätigkeit für Pater Werenfried – an den für uns damals so wichtigen Mariapolis in den Dolomiten nicht teilnehmen konnte. Was mich jedoch tröstete, war der Eindruck, durch den Einsatz mit dem Speckpeter meine“persönliche Mariapoli” auf den deutschen Autobahnen gelebt zu haben.
Nichtsdestoweniger hatten es diese Touren in sich. Ich erinnere mich noch gut, wie wir nach einer seiner Predigten im Wiener Stephansdom nachts gegen drei Uhr mit dem Auto aufbrachen, um am Abend in Venlo in den Niederlande zu sein, wo er auch schon einen Gottesdienst mit „Bettelpredigt” zu halten hatte. Wir erlaubten uns nur eine kurze Mittagspause in der Nähe von Limburg und waren am Abend rechtzeitig in Holland.
„Man spürte, dass man es bei ihm mit einem Mann Gottes zu tun hatte”
Nach der langen Fahrt wollte ich mich kurz vor der Messe noch ein paar Minuten hinlegen. – Ich wachte erst am nächsten Morgen um elf Uhr wieder auf, begrüßt von einem herzlichen Lachen des Speckpaters, der sich über meine Überraschung köstlich amüsierte.
Natürlich lernt man sich bei solchen Reisen gut kennen. Pater Werenfried hatte einen durchaus starken Charakter: Wenn er von etwas überzeugt war, dann konnte er auch mit aller Entschiedenheit dafür eintreten und kämpfen. Doch er war sich sicher, dass Gott dieses Hilfswerk wollte, und so setzte er sich bisweilen auch gegen heftige Widerstände durch. Wie auch immer: Man spürte, dass man es bei ihm mit einem Mann Gottes zu tun hatte. Daher war für mich das Zusammensein mit ihm eine große geistliche und menschliche Lektion.
Nach und nach lernten wir in Belgien dann über die Mitarbeiter von Pater Werenfried hinaus weitere Personen kennen, so dass um die beiden Fokolare eine eigenen Kommunität entstand. Das war dann der Grund, warum ich nach einem knappen Jahr meine Chauffeurstätigkeit wieder aufgab, um mich der wachsenden Fokolar-Bewegung widmen zu können. Aus dem selben Grund verlegten wir dann auch die Fokolare – Frauen und Männer – nach Brüssel, wobei uns Pater Werenfried bei der Wohnungssuche und der Einrichtung sehr unterstützte. Als Chauffeur kam ein anderer Fokolar aus Italien zum Speckpater.
Kontakte zur Fokolar-Bewegung
Unsere Ankunft in Brüssel sprach sich schnell herum. Und da im Jahr zuvor schon eine erste Gruppe von Deutschen aus Münster in der Dolomiten-Mariapoli gewesen war, lud uns der damalige Leiter des dortigen Studienseminars, Hans Heilkenbrinker, nach Münster ein. Bereits am 29. Juni 1958, dem Fest der Apostel Peter und Paul, sprachen wir vor einigen hundert Personen in Münster von unserem Ideal der Einheit; und so kam die Bewegung nach Deutschland.
Auch dabei spielte der Speckpater wieder eine wichtige Rolle. Anfang 1959 erhielt er am Stadtrand von Köln, in Köln-Longerich ein Haus, von dem aus er seine Deutschland-Aktivitäten koordinieren wollte. Und auch hier bat er Chiara, zwei Fokolar-Gemeinschaften hinzuschicken und ihnen dieses Haus anzuvertrauen.
So war Pater Werenfried letzten Endes auch an der Eröffnung der beiden ersten Fokolare in Deutschland maßgeblich beteiligt. Bis Anfang 1960 hatten wir dann schon Kontakte in ganz Deutschland geknüpft, sogar in der DDR, so dass wir auch in West-Berlin ein Fokolar eröffneten, von wo aus der Kontakt in den Osten damals noch relativ unkompliziert möglich war.
Unendliche Dankbarkeit
Als ich mich am vergangenen 17. Januar dem Weg zur Feier des 90. Geburtstages von Pater Werenfried befand, sind mir diese Zusammenhänge noch einmal sehr deutlich vor Augen gestanden. „Sieh einmal an, wie sich die Werke Gottes verbreiten!”, sagte ich mir. Sie gehen nicht voran, weil die Menschen es sich ausdenken; er selbst bringt seine Werke weiter.
Durch Pater Werenfried – nicht nur durch seine Initiative, sondern auch durch seine sehr konkrete materielle Unterstützung – ist unsere Bewegung nach Belgien, Holland und Deutschland gekommen, und von da aus dann auch nach Österreich und in die Schweiz. Mich erfüllte das schon damals, und jetzt nach seinem Tod noch mehr, mit unendlicher Dankbarkeit seiner Person gegenüber.
Der Kontakt mit ihm ist über all die Jahre beständig geblieben. Auch in seiner neuen Zentrale in Königstein im Taunus waren Fokolarinnen und Fokolare in seinem Hilfswerk beschäftigt.
Unglaubliche Hingabe für Gott
Als er dann nach dem Zusammenbruch des Kommunismus seine Hilfstätigkeit auch auf andere Länder, vor allem in Asien, Afrika und Lateinamerika ausweitete, unterstützte er unsere Arbeit auch in diesen Ländern immer sehr großzügig, nicht zuletzt weil er auch in unserer Bewegung ein Werkzeug gesehen hat für das, was letztlich sein zentrales Anliegen war: die Liebe Christi in der Welt zu verbreiten.
Meine zentrale Erfahrung mit Pater Werenfried war die, mit einem Mann zusammensein zu dürfen, der wirklich ein Mann Gottes war und mit einer unglaublichen Hingabe für Gott und für die anderen lebte.
1960 kam ich zum ersten Mal nach Tongerlo und habe dort ein paar Tage in der Halle gearbeitet. Im gleichen Jahr kam ich zum ersten Mal nach Deutschland, um beim Bauorden zu arbeiten, wie auch in den folgenden Jahren.
1962 bin ich bei den Oblaten in Korbeek-Lo eingetreten und 1965 ging ich nach Königstein, um bei meinem Mitbruder Pater Rik van Dun zuerst in der Werkstatt zu arbeiten. Später habe ich als Frater bei den Volkmissionen Hausbesuche gemacht und auch schon die ersten Predigten gehalten. Nach meiner Priesterweihe war ich bis zum Ende der Volksmissionen als Prediger eingesetzt. Bei der Auflösung des Kapellenwagenwerks war ich noch dabei. Anschließend wurde ich Ökonom in Korbeek-Lo, und das wusste auch Werenfried.
Er rief an und fragte, ob ich zusammen mit Pater Herman Litfin in Deutschland auch Bettelpredigten halten könnte. So reiste ich wieder durch Deutschland und auch einige Male durch Flandern. 1970 kam ich dann als Kaplan nach Weilmünster und bin inzwischen Dekan geworden. Als Kaplan und auch später, als ich Pfarrer war, ließ Werenfried nicht locker: „Kannst Du Sonntag mitfahren zum Predigen?” So war er eben. Da mein Vorgänger noch hier wohnte und rüstig war, übernahm er die Gottesdienste am Wochenende für mich. Er war als Rucksackpriester auch bereits für Pater Werenfried im Einsatz gewesen.
Pater Werenfried sprach so faszinierend, dass die Leute nur Auge und Ohr zu sein schienen. Auch ich selber war so “mit dabei”, dass man mir meine Betroffenheit äußerlich anmerken konnte, wie mir hinterher einige Mitschwestern bestätigten.
Er schilderte unter anderem, wie er in einer Ortschaft seiner Heimat für die deutschen Flüchtlinge und Ausgebombten nach dem Krieg gebettelt hat. Gerade dieser Ort hatte aber durch die deutsche Besatzung während des Krieges Schlimmstes erdulden müssen: Zivilisten – alte Männer und Knaben – die erreichbar waren, wurden von deutschen Militärs erschossen.
“Er bewegte die Leute zu Versöhnung und Barmherzigkeit”
Pater Werenfried war dieses Verbrechen bekannt. Er wagte es trotzdem, die Leute dieses Ortes um Spenden für notleidende Deutsche zu bitten. Es muss ihm gelungen sein, mit seiner ihm eigenen Überzeugungskraft die Leute zu Versöhnung und Barmherzigkeit zu bewegen, denn viele Frauen des Ortes kamen – wenn auch im Schutze der Dämmerung – und brachten in Schürzen ihre Gaben.
Ein solches Beispiel tat natürlich auch bei den Nördlingern seine Wirkung: Nach der Predigt erhielt der „Speckpater” am Ausgang der Kirche allerlei Spenden in seinen „Millionenhut” hinein. Am nächsten Tag brachte die Nachbarin unseres Klosters, deren 17-jähriger Sohn kurz zuvor überraschend gestorben war, Kleidungsstücke ihres Jungen zu Pater Werenfried. Klaus war Ministrant in unserem Kloster gewesen und hatte einmal geäußert: „Ich kann kein Priester werden, aber ich bete, dass es andere werden.”
Danach unterhielten wir uns noch über Pater Werenfrieds anschauliche Worte im Kampf gegen den dialektischen Materialismus. Plötzlich tauchte der „Speckpater” selbst im Pfarrbüro auf. Spontan ergriff ich seinen vor mir liegenden Millionenhut, setzte ihn auf und fragte: „Na, Herr Pater, was ist wertvoller: Was bisher in Ihrem Hut war, oder was jetzt drin ist?” Mit wenigen Worten entwand sich Pater Werenfried der Falle und blieb seinem Kampf gegen den Materialismus treu.
Ich bin in Columbus im US-Staat Ohio aufgewachsen und besuchte ein katholisches Gymnasium und High School. Meine Eltern, die aus Stettin an der Oder (heute: Szczecin/Polen) stammten, erhielten seit den 60er-Jahren das „Echo der Liebe”.
Darin entdeckten sie eine Anzeige für eine Hilfe für die Ostpriesterhilfe in Neu-Ulm. Sie schrieben daraufhin Pater Litfin. Im Oktober 1966 kam ich dorthin und absolvierte ein „Soziales Jahr”. In jenem Herbst traf ich Pater Werenfried van Straaten und sah ihn bei einem „Kreuzzug” in Ravensburg.
Wenn ich heute Leuten von ihm erzähle, sage ich immer, dass ich zwei Personen in 60 Jahren getroffen habe, die wie Jesus waren – am meisten aber Pater Werenfried. Ich war ein Teenager aus Amerika, und in Pater Liftins Wohnzimmer grüßte er mich als ob er mich schon ewig kenne.
“Ein charismatischer Prediger”
Ich kann mich an folgende Szene erinnern: ich saß auf der Couch und hatte meine Hände hinter dem Sofa. Pater Litfins Schwester saß zwischen mir und Werenfried. Pater Werenfried hielt die ganze Zeit meine Hand, während die ganze Zeit viele Leute zu Besuch ins Wohnzimmer kamen. Es war eine unausgesprochene Kommunikation vorbehaltloser Liebe; ich fühlte, wie es sich angefühlt haben muss, wenn man von Jesu Armen gehalten wurde.
Später am Abend sang er ohne Instrumente für uns das Lied „Sag mir, wo die Blumen sind”. Es war so bewegend, ich kann es heute immer noch hören. (…) Er war der erste echte charismatische Prediger, den ich getroffen hatte.
Nach meinen Erfahrungen mit der Ostpriesterhilfe in Deutschland stellte ich mir viele Fragen über die Katholische Kirche. Ich bin heute in einer nicht-konfessionsgebundenen Vereinigung in Ohio. Daran ist nicht van Straaten Schuld, sondern eher der Lebensstil von Pater Litfin und die „Religiosität” der Kirche in Deutschland. Es war, wie Jesus zu den Pharisäern sagte: Ihr seid wie geweißte Gräber, wunderschön von außen, aber gammelig von innen. (…)
Wir müssen uns selber fragen, wo würde Jesus sein, wenn er mit uns heute leben würde: in den schönen Büros oder unter Armen, Gefangenen oder in Krankenhäusern – all die Orte, die Pater Werenfried van Straaaten besuchte.
Gott segne Ihre Arbeit
Wer sich noch der Gründungsjahre erinnert, der Flüchtlingsnot in allen Bereichen menschlicher Existenz, kann nur mit Bewunderung auf den „Speckpater” blicken, der mit seinem Hut so viel Not angegangen und im Glauben an die Vorsehung und die Barmherzigkeit der Menschen gelindert hat.
Wenn auch der Heilige Stuhl, um die Konstanz Ihres Werkes sicherzustellen, Sie nach Rom berufen und in einer Organisation alle Ihre Aktivitäten zusammengefasst hat, lebt doch Ihr mutiger Geist in dem Werk weiter, ganz gleich welche verschiedenen Überschriften im Laufe der 25 Jahre Ihre Wirksamkeit andeuten wollten.
„Ihr Ruf nach Spenden wird gehört”
Niemand hätte geglaubt, dass auf die Notrufe von Tongerlo hin das katholische Volk in den Zeiten großer Verwirrung als Echo der Liebe hundert Millionen Dollar spenden würde, noch, dass aus dem einen Mann mehr als 500 000 Mitarbeiter und Freunde werden könnten.
Wenn auch Deutschland lange Jahre der Hauptnutznießer Ihrer Caritas gewesen ist, so freut es mich umso mehr, dass laut Ausweis des Jahresberichtes unsere Heimat an der Spitze der 13 Länder steht, in denen Ihr Ruf nach Spenden gehört wird.
Lassen Sie sich nicht stören durch Stimmen, die Sie politischer Ziele bezichtigen. Sie sind und bleiben ein Mann der Kirche, der leidenden und liebenden.
Nach Beendigung des Sommersemesters warb Ende Juli ein Vertreter des 1953 von dem belgischen Prämonstratenserpater Werenfried van Straaten gegründeten Bauordens unter uns Studierenden freiwillige Helfer an für einen vierzehntägigen Arbeitseinsatz in der Bruder-Klaus-Siedlung in Köln-Mülheim.
Spontan sagten mit mir noch drei weitere Jesuitenfratres zu, war doch dieser Einsatz für uns eine willkommene Gelegenheit, dem Einerlei des klösterlichen Studienbetriebes – wenn auch nur für kurze Zeit – zu entfliehen und anderen Mitmenschen unentgeltlich beim Bau ihres Eigenheimes zu helfen.
Am Sonntag, den 19. August, fuhren wir frohgemut mit der Bundesbahn von Frankfurt nach Köln-Deutz, von dort mit der Straßenbahn zum Neurather Weg, und nach einigem Hin und Her fanden wir schließlich die Bruder-Klaus-Siedlung. Nach herzlicher Begrüßung durch ein für die Organisation des Arbeitseinsatzes zuständiges Mitglied des Bauordens wurden wir zusammen mit noch zehn anderen „Baugesellen” in einem noch nicht bewohnten Neubau am Solothurner Weg einquartiert. Für Verpflegung und Unterkunft war bestens gesorgt.
Denkwürdige Tage in Köln
Montags in der Frühe begannen wir dann, nachdem wir passende Arbeitskleidung erhalten hatten, pünktlich um acht Uhr mit der Arbeit. Mit noch vier anderen Baugesellen wurde ich einer Maler- und Anstreicherfirma zugeteilt, deren Meister uns verschiedene Arbeiten zuwies. So durfte ich zehn Arbeitstage lang die Sockel der gerade fertiggestellten, aber noch nicht bewohnten Einfamilien-Reihenhäuser am Bruder-Klaus-Platz anstreichen, während die anderen mit Innenarbeiten beschäftigt wurden. Bei dieser Arbeit vergingen die Tage sehr schnell.
Am ersten Wochenende bummelten wir durch Köln und sahen uns die Sehenswürdigkeiten der Stadt an. Während der zweiten Arbeitswoche wurde am Mittwoch, den 29. August, in Köln der 77. Deutsche Katholikentag eröffnet, zu dem rund 800 000 Menschen aus ganz Deutschland kamen. Da wir donnerstags und freitags nachmittags nicht zu arbeiten brauchten, konnten wir einige Veranstaltungen dieser denkwürdigen Tage miterleben. So fand unser zweiwöchiger Arbeitseinsatz noch einen würdigen Abschluss.
Auf dem Weg nach Frankfurt besuchte ich am zweiten Wochenende meine Mutter, die damals in Siegburg wohnte und sich sehr freute, ihren Jüngsten nach einem Jahr Abwesenheit wiederzusehen. Sonntags nachmittags fuhr ich dann per Anhalter nach Frankfurt zurück, wo ich in der klösterlichen Stille viel Zeit hatte, die während des Bauordeneinsatzes gewonnenen Eindrücke zu verarbeiten.