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Die katholische Kirche in Deutschland begeht am 26. Dezember den Gebetstag für verfolgte und bedrängte Christen. Der zweite Weihnachtstag ist der Gedenktag des ersten christlichen Märtyrers Stephanus. Zum Gebetstag erklärt der Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland, Florian Ripka:

 

„Christenverfolgung findet statt – und sie nimmt zu. Leider bleibt dies oft unbemerkt von der Öffentlichkeit. Manchmal bringt es Christen aber bereits in Gefahr, wenn wir über ihr Leid berichten. Auch Verfolger lesen Internetartikel und kontrollieren Radio- und Fernsehbeiträge. KIRCHE IN NOT hat im November 2024 die Neuauflage des Berichts „Verfolgt und vergessen?“ herausgebracht. Er dokumentiert anschaulich Schicksale von verfolgten Christen in 18 Ländern.

Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland
Vier Entwicklungen stellen wir fest:

Erstens: Zahlreiche afrikanische Staaten, besonders in der Sahelzone, sind zum Epizentrum islamistischer Gewalt geworden. Diese Gewalt hat vorrangig politische und ökonomische Ursachen. Sie trifft nicht nur Christen. Aber es gibt auch eine religiöse Komponente, oft in zunehmendem Maße. Aus Burkina Faso oder Mosambik haben uns in diesem Jahr fast wöchentlich Meldungen von Massakern, Entführungen und Repressalien gegen Christen erreicht.

 

„Christen werden verstärkt als ,Staatsfeinde‘ ins Visier genommen“

Zweitens: Christen werden verstärkt als „Staatsfeinde“ ins Visier genommen. Autoritäre Regime, zum Beispiel in China, Eritrea und im Iran, verschärften die repressiven Maßnahmen gegen Christen. Besonders schlimm ist die Lage auch in Nicaragua, wo das Ortega-Regime Bischöfe, Priester und Ordensleute ausweist, Ordensgemeinschaften verbietet und die kirchliche Arbeit behindert.

Verteilung von Hilfsgütern nach den Angriffen auf Kirchen und Wohnungen von Christen in Jaranwala im August 2023.
Drittens: In anderen Staaten setzen staatliche und nichtstaatliche Akteure Gesetze zunehmend als Waffe ein, um Christen und andere Minderheiten zu unterdrücken. Wie „Verfolgt und vergessen?“ dokumentiert, wurden zum Beispiel in Indien im Berichtszeitraum mehr als 850 Christen inhaftiert.

 

Entführungen, Zwangsverheiratungen und -konversionen christlicher Mädchen

Viertens: In Staaten wie Pakistan oder Nigeria sind Entführungen, Zwangsverheiratungen und -konversionen christlicher Mädchen immer noch ein schwerwiegendes Problem. Das Leid dieser jungen Frauen schreit zum Himmel. In vielen Staaten werden Medien und Schulbücher eingesetzt, um ein negatives Bild über Christen zu zeichnen.

Studenten der Katholischen Universität Erbil danken KIRCHE IN NOT für die erhaltenen Stipendien.
Wir müssen hinschauen und uns informieren. Nur dann können wir verfolgten Christen effektiv helfen. Vor allem aber sind wir aufgefordert, für sie zu beten. Darum bitten unsere Projektpartner immer wieder. Gebet vermag vielleicht nicht sofort die Situation verändern, in der sich unsere bedrängten Brüder und Schwestern befinden. Aber Gebet verändert Herzen – vielleicht sogar bei den Verfolgern.

 

Syrien ins Gebet einschließen

Besonders sollten wir an diesem Gebetstag die Christen in Syrien in unsere Gebete miteinschließen. Nach der Regierungsübernahme islamistischer Gruppen ist es dort gottlob bislang zu keinen Repressalien gekommen. Doch die Zukunft bleibt ungewiss und die Erfahrung zeigt: Die Religionsfreiheit steht auf wackligen Füßen. Sollte sie fallen, steht einmal mehr das Überleben der Christen in Syrien auf dem Spiel.“

Bitte unterstützen Sie die Hilfe für verfolgte und bedrängte Christen. Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

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Nach dem Machtwechsel in Syrien bereiten sich die Christen im Land mit einer Mischung aus Hoffen und Bangen auf das Weihnachtsfest vor. Wie Kontakte von KIRCHE IN NOT aus Aleppo berichteten, hätten die neuen Machthaber die Bewohner aufgefordert, ihre Weihnachtsfeierlichkeiten zu begehen. Die Kirchen begannen daraufhin, Dekorationen anzubringen. Die Stimmung der Christen in der Stadt hätte dich dadurch verbessert.

 

Auch die christlichen Schulen in der Stadt haben seit Anfang der Woche wieder geöffnet; Sonntagsgottesdienste konnten in gewohnter Weise stattfinden. Auch die Krankenhäuser arbeiteten wieder in vollem Umfang, die Einkaufspreise hätten sich nach einem anfänglichen Anstieg wieder zu stabilisieren begonnen. Oft seien ausländische Waren, etwa aus der Türkei, günstiger zu haben als einheimische Produkte.

Bewohner von Aleppo feiern den Machtwechsel auf den Straßen. © HiBa/KIRCHE IN NOT
Lauter einer Quelle, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchte, hätten die neuen Machthaber betont: „Wir sind gekommen, um alles besser zu hinterlassen, als es war.“ Trotz dieser beruhigenden Botschaften überwiegt bei den Christen die Skepsis: „Nach all dem Leid und den Strapazen fällt es uns sehr schwer, den neuen Behörden ohne Weiteres zu vertrauen“, sagte ein Kontakt gegenüber KIRCHE IN NOT.

 

Sorge vor Scharia-Verfassung

Nachforschungen des Hilfswerks zufolge hat es seit dem Machtwechsel in Syrien keine Anzeichen für eine systematische Verfolgung oder Diskriminierung der christlichen Minderheit gegeben; einzelne Berichten sprechen jedoch von aggressiven Zwischenfällen.

Aus der Stadt Homs berichteten Kontakte von KIRCHE IN NOT, dass sich die Lage beruhigt habe und die katholischen Schulen ebenfalls wieder öffnen konnten. Allerdings beobachten die Christen die Entwicklung dort mit zunehmender Besorgnis, teilte eine anonyme Quelle mit: „Wenn eine neue Verfassung auf der Scharia basieren sollte, werden Christen zweifellos das Land verlassen müssen, weil ihre persönlichen Freiheiten eingeschränkt werden.“ Wichtig sei die internationale Aufmerksamkeit und Unterstützung für Minderheiten wie die Christen, damit eine zivile Verfassung zustande komme.

Christen in Aleppo beim Sonntagsgottesdienst nach dem Machtwechsel in Syrien. © Jacob/KIRCHE IN NOT
Wie die Kontaktperson betonte, bestünde die Gefahr, dass Syrien sich in Richtung eines extremistischen islamistischen Systems bewegen könne: „Wir haben die Befürchtung, dass wir von einem Regime, das alle zum Schweigen brachte, zu einem Regime übergegangenen sind, dass anderen nicht erlaubt, so zu leben wie sie es möchten, mit allen persönlichen Freiheiten.“ Christen hätten weder Macht noch Einfluss, um ihre Rechte hinreichend zu sichern.

 

In Kontakt mit zahlreichen Projektpartnern in Syrien

KIRCHE IN NOT steht weiterhin in direktem Kontakt mit den zahlreichen Projektpartnern in Syrien. Das Hilfswerk fordert die internationale Gemeinschaft sowie die neuen Machthaber auf, die allgemeine Religionsfreiheit im Land sicherzustellen.

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Verwendungszweck: Syrien

Weltkirche aktuell am 15.12.2024: Syrien nach dem Sturz Assads

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Nikodemus Schnabel, Abt der deutschsprachigen Dormitio-Abtei in Jerusalem, findet viele Haltungen zum Krieg im Heiligen Land „unerträglich“: „Viele sind der Meinung, man müsste sich jetzt auf eine Seite stellen: entweder für Israel oder für Palästina.“ Er stellte Unerbittlichkeit und viel „Schwarz-Weiß-Denken“ fest, beklagte der Abt bei einem von KIRCHE IN NOT mitveranstalteten Gebetsabend zum „Red Wednesday“ Ende November in der Berliner St. Clemenskirche.

 

Doch diese Parteilichkeit passe nicht für Christen, denn sie hätten sowohl auf israelischer wie palästinensischer Seite Glaubensgeschwister. Schnabel erinnerte daran, dass bei den Terrorangriffen der Hamas am 7. Oktober 2023 auch christliche Migranten ermordet worden seien. Bei den folgenden Kämpfen im Gaza-Streifen seien mindestens 36 Christen ums Leben gekommen.

Abt Nikodemus Schnabel der Dormitio-Abtei in Jerusalem bei einem Besuch der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein im Taunus.
Ähnliches geschehe im Libanon: „Die Hisbollah hat auch Christen, die auf dem Feld gearbeitet haben, mit Raketen getötet. Es sind bei allen diesen Ereignissen immer auch Christen mitbetroffen.“ Schnabel bezeichnete es als eine Form von Diskriminierung, „wenn jetzt gesagt wird: ,Du musst dich entscheiden: Bist du pro Israel oder pro Palästina?“ Seine Haltung bleibe: „Wir Christen sind weder pro Israel noch pro Palästina, sondern pro Mensch.“

 

„Wir Christen sind pro Mensch“

Das bringe ihm und seinen Mitbrüdern jedoch viel Feindschaft ein, berichtete der Abt: „Wir werden regelmäßig auf der Straße angespuckt. Unsere Fensterscheiben wurden eingeworfen. Wir haben schon mehrere Brandanschläge erlebt. Unser Klosterfriedhof wurde schon ein paar Mal geschändet.“

Er fordere gerade die Christen in Deutschland auf, „nicht nur den Politikern nachzuplappern, sondern auf das zu hören, was Christus gesagt hat“. Vokabeln wie „Staatsräson“ oder „Siedlerkolonialismus“ kämen nicht in der Bibel vor, dafür aber provokante Sätze wie „Liebt eure Feinde, tut denen Gutes, die euch Böses tun“, betonte Schnabel.

Bei einem Gottesdienst in der Pfarrkirche Heilige Familie in Gaza-Stadt (Foto: Lateinisches Patriarchat von Jerusalem).
Der Abt erinnerte auch daran, dass im Heiligen Land rund 100 000 christliche Migranten unter prekären Umständen lebten. Viele von ihnen könnten Gottesdienste nur heimlich in heruntergekommenen Fabrikhallen oder auf Schrottplätzen feiern, da ihre Arbeitgeber ihnen jede religiöse Betätigung untersagten: „Manche Menschen haben Chefs, die ihnen sagen: ,In meinem Haus will ich das Wort Jesu nicht haben, keine Neues Testament, kein Kreuz.’ Das ist eine Realität, die viele nicht im Blick haben.“

 

„Auf die Menschen am Rand der Gesellschaft schauen“

Viele christliche Migranten im Heiligen Land verrichteten einfachste Aufgaben wie die Reinigung von Flughafentoiletten. „Wir schauen immer auf die Mächtigen, die in den Nachrichten sind. Aber wir müssen die sehen, die am Rand sind“, forderte Schnabel.

Seine Klöster in Jerusalem und Tabgha am See Genezareth versuchten, für Menschen offen zu sein, die vom Krieg betroffen sind. Obwohl Pilger nahezu ausbleiben, habe er bislang keinen Mitarbeiter entlassen. „Ich kann nicht die Welt retten, ich kann nicht den Nahen Osten retten. Aber Gott hat mir diese Menschen anvertraut“, sagte der Abt und bat abschließend: „Beten Sie für die Bekehrung der Herzen derer, die nur noch die Sprache des Hasses kennen!“

Graffito mit einer Friedenstaube im Fadenkreuz auf der Mauer, die Israel von den Palästinensischen Gebieten trennt.
KIRCHE IN NOT unterstützt seit Kriegsausbruch in Kooperation mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem christliche Gemeinden im Gaza-Streifen, Ostjerusalem und im Westjordanland, wo zahlreiche Christen arbeitslos geworden sind. Auf israelischem Staatsgebiet unterstützt KIRCHE IN NOT die Seelsorge und Versorgung von Migranten.

 

Lateinisches Patriarchat von Jerusalem ist Kooperationspartner

Der „Red Wednesday“ ist eine von KIRCHE IN NOT ins Leben gerufene Aktion, um auf das Schicksal verfolgter und bedrängter Christen hinzuweisen. Jedes Jahr werden dazu Ende November Kirchen und öffentliche Gebäude rot beleuchtet; es finden Gottesdienste, Konzerte, Vorträge und Diskussionen statt. In diesem Jahr waren in Deutschland über 200 teilnehmende Pfarreien registriert. Weitere Informationen: www.red-wednesday.de

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Verwendungszweck: Heiliges Land

Welche Rolle hat Israel im Heilsplan Gottes? (mit Nikodemus Schnabel OSB)

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Gerald Mamman Musa ist seit 2023 Bischof von Katsina im Norden Nigerias. Er ist der erste Amtsinhaber aus der Volksgruppe der Hausa. Zu seiner Bischofsweihe kamen auch viele Muslime; Musa selbst hat viele muslimische Verwandte und setzt sich für den interreligiösen Dialog ein. Dennoch erlebt die christliche Minderheit im Norden Nigerias Ausgrenzung und Gewalt.

 

Davon hat Bischof Musa berichtet, als er Ende November im Rahmen der Aktion „Red Wednesday“ bei KIRCHE IN NOT Deutschland zu Gast war. Mit dem „Red Wednesday“ macht das weltweite katholische Hilfswerk auf das Schicksal verfolgter und bedrängter Christen aufmerksam. Mit Bischof Musa sprach André Stiefenhofer, Pressesprecher von „Kirche in Not“ Deutschland.

Gerald Mamman Musa, Bischof von Katsina (Nigeria).
ANDRÉ STIEFENHOFER (KIRCHE IN NOT): Bischof Musa, wie viele Christen im Norden Nigerias haben sie familiäre Beziehungen zu Muslimen. Erzählen Sie uns davon.
BISCHOF GERALD MAMMAN MUSA:
Mein Vater konvertierte vom Islam zum Christentum. Das war als Teenager. Er ist oft gefragt worden: „Warum hast du deinen Glauben gewechselt? Ist es, weil du eine katholische Schule besucht hast?“ Er hat gesagt: „Es ist nicht nur wegen der Ausbildung, sondern vor allem wegen der Liebe, die ich von den Missionaren erlebt habe.“ Sie haben sich um seine persönliche Entwicklung gesorgt, wie Eltern.

 

„Politisierung des Islam“

Wie ist das Verhältnis zwischen Christen und Muslimen in Nordnigeria?
Das Verhältnis war lange sehr gut, eine friedliche Koexistenz. Dann kamen islamistische Sekten ins Land. Sie sagten, der Islam sei zu schwach und sie würden ihn reformieren. Daraufhin wurde unser Zusammenleben schwieriger. Aber das liegt nicht an den Muslimen, sondern am politischen oder extremistischen Islam.

Wie stark sind diese Sekten?
Es gibt eine ganze Menge davon, und sie nehmen zu. Manche werden aus dem Ausland finanziert. Daneben erleben wir auch eine Politisierung des Islam. Und genau darin liegt das Problem. In Katsina und anderen Bundesstaaten Nigerias wurde die Scharia eingeführt, das islamische Gesetz. Das haben Politiker gefördert, die populär sein wollten.

Regina Lynch, Geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT, und Bischof Gerald Mamman Musa bei der Präsentation des Berichts „Verfolgt und vergessen?“
Wie geht es den Christen unter der Scharia?
Nach der Einführung hat sich das Zusammenleben verändert. Einige Muslime begannen, uns zu beschimpfen und als Ungläubige zu bezeichnen. Wir sehen, dass dem politischen Islam wichtige Dinge fehlen. Wir erlebten keine Gerechtigkeit. Die Politiker blieben so korrupt wie eh und je, aber dem einfachen Mann auf der Straße wurden wegen eines Diebstahls die Hand abgehackt.

 

Wie können Sie unter diesen Bedingungen das kirchliche Leben gestalten?
Es gibt liberalere Beamte in den Behörden, die ein offenes Ohr haben. Aber es gibt auch viele Extremisten, gerade an den verantwortlichen Stellen. Es gibt systematische Diskriminierung von Christen – in Bezug auf Arbeitsplätze, Chancen, Ressourcen. Wir Christen erleben auch immer wieder Gewalt. Ein Beispiel: Eine Kirche in meinem Bistum wurde dreimal niedergebrannt. Immer, wenn es ein Problem oder eine Meinungsverschiedenheit gibt, kommen Extremisten in diese Kirche und zünden sie an.

 

„Wir suchen den Dialog mit allen Menschen“

Was ist Ihre Antwort auf diese Bedrohungen?
Wir suchen immer den Dialog mit allen Menschen. Denn wir sind Anhänger von Jesus, dem Friedensfürsten. Wenn wir ihm treu bleiben wollen, müssen wir Frieden bewahren, statt Vergeltung zu üben. Deshalb ermutigen wir unsere Leute, nicht nur mit den Politikern zu reden, sondern auch inmitten dieser Herausforderungen ruhig und friedlich zu bleiben.

Bischof Gerald Mamman Musa feiert eine heilige Messe (Foto: Radio Horeb).
Beobachter sprechen immer wieder davon, dass die Probleme im Norden Nigerias wirtschaftliche oder soziologische Ursachen haben. Auch die klimatischen Veränderungen würden zur Verschärfung der Konflikte zwischen Viehhirten und Bauern beitragen. Wie groß ist der religiöse Faktor bei all dem?
Es wäre zu bequem und emotional, jeden Konflikt als religiös zu betrachten. Es gibt immer mehre Dimensionen. Es gibt wirtschaftliche Aspekte, zum Beispiel die Wasserknappheit. Die Nomaden finden dadurch keine Wasserplätze für ihre Herden. Es gibt auch ethnische und historische Aspekte. Aber innerhalb des Ganzen kommen auch religiöse Aspekte zum Tragen. Ein Beispiel: Im Oktober 2024 kam eine neue religiöse Gruppe ins Land. Sie rekrutiert junge Männer und bietet ihnen dafür hohe Geldsummen. Natürlich fragen wir uns: Was hat das mit Religion zu tun? Aber sie bezeichnen sich selbst als religiöse Gruppe. Es gibt religiöse Extremisten, die nichts anderes als Unruhe stiften wollen.

 

„Es gibt religiöse Extremisten, die nichts anderes als Unruhe stiften wollen“

KIRCHE IN NOT möchte den Christen in Nigeria in diesem vielfältigen Konflikt helfen. Was brauchen Sie am meisten?
Sie können uns in vier sehr wichtigen Bereichen helfen: Der erste ist die Ausbildung von Seelsorgern. In meiner Diözese haben wir in diesem Jahr nur 12 von 50 Bewerbern ins Priesterseminar aufnehmen können. Uns fehlen einfach die Mittel. Der zweite Aspekt ist Bildung. Wir haben viele Kinder im schulpflichtigen Alter, deren Eltern es sich nicht leisten können, sie in die Schule zu schicken. Die katholische Kirche baut Schulen, um Kindern eine kostengünstige Ausbildung zu bieten.

Und der dritte Bereich sind die Medien. Wir können so viele Menschen über Fersenehen, Radio oder Internet erreichen. Aber wir können nicht selbst senden, denn es gibt in Nigeria ein Gesetz, dass religiösen Organisationen den Betrieb von Sendestationen verbietet.

Heilige Messe im Bistum Katsina (Nigeria).
Gilt dieses Gesetz nur im Norden oder in ganz Nigeria?
In ganz Nigeria. Aber auch wenn wir nicht selbst unsere Sendungen ausstrahlen dürfen, können wir gute Sendungen produzieren und sie in den Pfarreien oder den Schulen zeigen. Gerade im Bildungsbereich kann die Kirche viel über die Medien tun.

 

„KIRCHE IN NOT tut viel, damit wir Menschen erreichen“

Und dann ist da noch der vierte Bereich: KIRCHE IN NOT tut viel, damit wir überhaupt Menschen erreichen können. Unsere Straßen sind schlecht. Wir brauchen Fahrzeuge für unsere Priester und Katecheten, Motorräder und so weiter. Wir sind dankbar, dass KIRCHE IN NOT auch hier hilft. Denn ohne Mobilität, ohne Bewegung können wir nicht evangelisieren.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Nigeria mit Ihrer Spende – online oder auf auf folgendes Konto:

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Verwendungszweck: Nigeria

Der Erste seiner Art: Christlicher Bischof unter Hausa-Muslimen

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Nach dem Sturz des Assad-Regimes in Syrien hat es mittlerweile erste Kontakte zwischen den neuen Machthabern und Vertretern der christlichen Minderheit gegeben. Das berichtete der armenisch-katholische Bischof von Damaskus, Georges (Kévork) Assadourian, gegenüber KIRCHE IN NOT.

 

Assadourian hatte am vergangenen Montag zusammen mit zwei weiteren Geistlichen das Hauptquartier der islamistischen Rebellengruppen besucht. Bei dem Treffen sei vor allem die Rolle der Christen im neuen syrischen Staat Thema gewesen, berichtete der Bischof: „Wir diskutierten über die Präsenz der Christen und auch über deren Rolle. Man versicherte uns, dass alles gut werden würde und wir uns keine Sorgen machen müssten.“

Assadourian unterstrich, dass im Hauptquartier ausländische Botschafter anwesend gewesen seien. Er würdigte die internationalen Bemühungen, die Entwicklungen in Syrien zu überwachen.

George (Kévork) Assadourian, armenisch-katholischer Bischof von Damaskus.
„Die Lage in Damaskus ist aktuell ruhig“, teilte Assadourian mit. Am vergangenen Wochenende, als sich der Machtwechsel in Syrien ereignete, habe ein zweitägiges Gebetstreffen um Frieden mit allen Priestern und Ordensleuten stattgefunden.

 

 „Sehr dramatsicher Tag in der Geschichte des Landes“

Im Hinblick auf die Flucht von Präsident Bashar al-Assad sagte der Bischof: „Es war ein sehr dramatischer Tag in der Geschichte Syriens. Der Präsident verließ das Land, und alles verwandelte sich in eine ,Wüste’ – ein Land, das vom Regime befreit wurde, das über 50 Jahre an der Macht war.“

Um auf die Sorgen der Gläubigen nach ihrer Zukunft im Land einzugehen, hätten sich Religionsvertreter am armenisch-katholischen Bischofssitz getroffen und eine gemeinsame Strategie beraten. Nachdem ein zunächst anberaumtes Treffen mit einem wichtigen Rebellen-Anführer nicht stattfinden konnte, habe dieser zunächst einen Sprecher mit einer beruhigenden Botschaft entsandt, bevor das Treffen dann am Montag zustande kam.

Armenisch-katholische Kathedrale in Damaskus (Archivbild).
KIRCHE IN NOT setzt seine Unterstützung für die Christen in Syrien unvermindert fort. Das Hilfswerk setzt sich dafür ein, dass ihre Stimme gehört und Religionsfreiheit gewährleistet wird.

 

Dazu hatte die Geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT (ACN) International, Regina Lynch, erklärt: „Wir fordern sowohl die internationale Gemeinschaft als auch die neuen Machthaber in Syrien auf, den Schutz der Grundrechte aller Religionsgemeinschaften sicherzustellen und ihre Religionsfreiheit, ihre Bildungsfreiheit und ihr Recht auf ein Leben in Frieden zu garantieren.“

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Weltkirche aktuell am 15.12.2024: Syrien nach dem Sturz Assads

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Vor dem Hintergrund der Waffenruhe im Libanon erwartet der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Pierbattista Kardinal Pizzaballa, auch ein baldiges Ende der Kämpfe im Gaza-Streifen. „Der Höhepunkt des Krieges liegt hinter uns. Ich habe den Eindruck, dass es in den kommenden Wochen oder Monaten einen Kompromiss geben wird“, sagte Pizzaballa bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOTin Königstein im Taunus.

 

Ein Ende der Kämpfe bedeute jedoch kein Ende des Konflikts, warnte der Patriarch: „Der Wiederaufbau wird Jahre dauern, und ich bin sicher: Die Grenze zu Israel bleibt geschlossen.“ Der Terrorangriff der Hamas am 7. Oktober 2023 und die israelische Gegenwehr hätten „enorme Auswirkungen“ auf die jeweilige Bevölkerung: „Für die Israelis war es eine Art Schoah, für die Palästinenser ist das, was seitdem passiert ist, eine neue Nakba, ein weiterer Versuch, sie aus dem Land zu vertreiben.“

Patriarch Pierbattista Kardinal Pizzaballa (2. v. r.) mit der Führungsspitze von KIRCHE IN NOT bei seinem Besuch in der Zentrale des Hilfswerks in Königstein im Taunus, v. l.: Kirchlicher Assistent Pater Anton Lässer, Generalsekretär Philipp Ozores und Geschäftsführende Präsidentin Regina Lynch.
Hassreden, Misstrauen und abwertende Sprache seien im Heiligen Land allgegenwärtig, stellte Pizzaballa fest. „Wenn der Krieg in Gaza vorbei ist, können wir die Infrastruktur wiederaufbauen, aber wie können wir die Beziehungen wiederherstellen?“

 

„Christen im Heiligen Land haben die Möglichkeit, alle zu erreichen“

Eine wichtige Rolle komme dabei den Christen zu, ist der Kardinal überzeugt. Diese machten zwar nur 1,5 Prozent der Bevölkerung im Heiligen Land aus, „aber weil wir so klein und unbedeutend sind, haben wir die Möglichkeit, alle Menschen zu erreichen. Eine unserer wichtigsten Aufgaben ist es, die Menschen wieder zusammenzuführen.“

Es sei gerade am Anfang des Krieges schwer gewesen, die christliche Gemeinschaft zusammenzuhalten, die mehrheitlich aus arabischsprachigen Christen, aber auch aus einer kleinen hebräischen Gemeinde und christlichen Migranten besteht. „Während in diesem Krieg alle darum kämpfen, zu spalten, kämpfen wir darum, geeint zu bleiben“, sagte der Patriarch.

Schulklasse in Gaza (Foto: Pfarrei Heilige Familie in Gaza).
Der Krieg habe auch die Christen im Heiligen Land schwer getroffen. So sei fast allen Christen aus dem Westjordanland, die in Israel arbeiteten, die Arbeitserlaubnis entzogen. Da Pilger ausblieben, seien auch viele Arbeitsplätze im Tourismussektor weggefallen. Pizzaballa dankte für die Hilfe von KIRCHE IN NOT: Das Hilfswerk finanziert unter anderem Lebensmittel, Medikamente, Hilfen für mittellosen Familien und Migranten sowie Umschulungsmaßnahmen für Arbeitslose. Der Patriarch betonte auch, wie wichtig es sei, den Schulunterricht im Gaza-Streifen wieder aufzunehmen. Auch hier sei die Kirche gefordert.

 

„Es gibt noch Hoffnung“

Trotz aller Gewalt und Schwierigkeiten, sehe er für das Heilige Land „noch Hoffnung“, so der Patriarch. Diese Hoffnung sei jedoch nicht mit einer politischen Lösung zu verwechseln. „Es gibt leider keine kurzfristige Lösung. Ich würde mich gern irren, aber ich fürchte, das ist nicht der Fall.“

Er begegne überall im Heiligen Land „wundervollen Menschen, die selbstlos handeln“, betonte Pizzaballa. „Die große Politik können wir vielleicht nicht ändern, aber wir können dort etwas ändern, wo wir sind. Das gibt mir Trost.“

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Wege zum Frieden im Heiligen Land? (mit Abt Nikodemus Schnabel)

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Nach dem Sturz des Assad-Regimes und der Übernahme der syrischen Hauptstadt Damaskus durch eine von Islamisten angeführte Rebellenkoalition fordert KIRCHE IN NOT besonderen Schutz für religiöse Minderheiten in Syrien.

 

Die Geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT International, Regina Lynch, erklärte: „Wir fordern sowohl die internationale Gemeinschaft als auch die neuen Machthaber in Syrien auf, den Schutz der Grundrechte aller Religionsgemeinschaften sicherzustellen und ihre Religionsfreiheit, ihre Bildungsfreiheit und ihr Recht auf ein Leben in Frieden zu garantieren.“

Regina Lynch, Geschäftsführende Präsidentin von KIRCHE IN NOT.
Während die religiösen Minderheiten in den vergangenen Tagen von den Rebellen weitgehend respektiert worden seien, betonte Lynch jedoch: „Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen, dass die Religionsfreiheit in Zeiten der Instabilität in der Region stark eingeschränkt werden kann.“ Mit den Projektpartnern in Syrien stünde KIRCHE IN NOT in ständigem Kontakt. „Wir sind dankbar, dass niemand von ihnen während des Umsturzes Schaden erlitten hat“, erklärte Lynch.

 

Mit Projektpartnern in ständigem Kontakt

„Als katholisches Hilfswerk engagieren wir uns weiterhin für die Unterstützung der Hilfs- und Wiederaufbaubemühungen in Syrien“, sagte Lynch weiter. „Unsere Projekte werden sich weiterhin darauf konzentrieren, der am stärksten gefährdeten christlichen Minderheit grundlegende Hilfe, Bildung und spirituelle Unterstützung zu bieten und gleichzeitig Versöhnung und Hoffnung zu fördern.“

KIRCHE IN NOT fordere alle Menschen guten Willens auf, gemeinsam für die Menschen in Syrien zu beten und alle Bemühungen zu verstärken, um sicherzustellen, dass der Machtübergang zu Gerechtigkeit, Frieden und Würde für alle führe.

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Syrien: Der Kampf ums Überleben

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Die YOUCAT Foundation gemeinnützige GmbH mit Sitz in Königstein im Taunus gehört zur Kirche in Not (ACN) Familie. Seit kurzem hat sie ein neues Führungsteam: Rafael D‘Aqui, langjähriger Mitarbeiter in der Lateinamerika- und Afrika-Abteilung des Hilfswerks, ist jetzt Geschäftsführer. Als Kirchlicher Assistent wurde der belgische Priester und Fundamentaltheologe Pater Joachim Moernaut FSO ernannt. Verantwortlich für Kommunikation und Soziale Medien ist Elisabeth Bauer.

 

„Es ist mir eine Ehre, Katecheten und Glaubensausbilder mit den Werkzeugen auszustatten, die sie für ihre wichtige Arbeit benötigen“, sagte D‘Aqui. Der gebürtige Brasilianer verfügt selbst über Erfahrung als Missionar und Katechet. Ziel des YOUCAT-Teams sei es, qualitativ hochwertige und leicht zugängliche Ressourcen für die Glaubensweitergabe zur Verfügung zu stellen. „Professionalität und Leidenschaft waren und sind ein Markenzeichen des YOUCAT“, betonte der neue Geschäftsführer.

Rafael D‘Aqui ist neuer Geschäftsführer der YOUCAT-Stiftung.
Ihm zur Seite steht Pater Joachim Moernaut. Er gehört der geistlichen Familie „Das Werk“ an und hat in verschiedenen europäischen Ländern in der Familienpastoral und Katechese gearbeitet. Der Experte für Fundamentaltheologie soll eine führende Rolle dabei spielen, neue Inhalte zu erstellen und das weltweite Missionsnetzwerk auszubauen.

 

Digitale Hilfsmittel für Katecheten

Die neue Kommunikationsverantwortliche Elisabeth Bauer verfügt ebenfalls über vielfältige Erfahrungen in Glaubenskommunikation, Jugendarbeit und Schulunterricht. Sie soll die digitale Reichweite des YOUCAT vergrößern und wird sich um die Zusammenarbeit mit lokalen Teams und Verlagspartnern kümmern.

Das neue Leitungsteam wies auf ein weiteres digitales Hilfsmittel für Katecheten und interessierte Jugendliche und junge Erwachsene hin: „Credopedia“, ein Online-Nachschlagewerk zum katholischen Glauben. „Credopedia“ bietet kurze Artikel zu Glaubens- und Lebensthemen; Nutzer können auch Fragen an das YOUCAT-Team stellen.

Verteilung des YOUCAT in Mosambik.
Weiter ausgebaut werden soll auch das „YOUCAT Missionary Network“. Es soll junge Katecheten und Missionare aus aller Welt digital miteinander verbinden und stellt Online-Materialien für die Glaubensweitergabe bereit. Das Netzwerk wurde 2023 auf dem Weltjugendtag in Lissabon erstmals vorgestellt.

 

YOUCAT gibt es seit 2011

Der katholische Jugendkatechismus YOUCAT wurde 2011 erstmals veröffentlicht. Seither wurden über 6,5 Millionen Exemplare in mehr als 59 Sprachen verbreitet, weitere Übersetzungen sind in Planung. Es gibt zahlreiche ergänzende Publikationen, wie den YOUCAT für Firmlinge, den DOCAT zur katholischen Soziallehre und anderes mehr. 2013 wurde unter der Ägide von KIRCHE IN NOT die YOUCAT-Stiftung ins Leben gerufen. Damit setzt das Hilfswerk seinen Einsatz für die Glaubensbildung fort. KIRCHE IN NOT finanziert seit Jahrzehnten die Verteilung von Bibeln, Unterrichtsmaterialien und katechetischen Leitfäden für Ortkirchen, die diese nicht selbst herstellen oder erwerben können.

YOUCAT sucht Verstärkung:

Hier geht es zur aktuellen Stellenausschreibung im YOUCAT-Büro.

Angesichts der erneuten Eskalation auf Haiti haben sich die katholischen Bischöfe des Inselstaates zu einem „Alarmruf“ entschlossen. In einem Brief, der KIRCHE IN NOT vorliegt, appellieren die Bischöfe an Politik und Gesellschaft, sich für ein Ende der Gewalt einzusetzen.

 

„Es gibt kein wirkliches Leben mehr im Land“, stellen die Bischöfe in dem Brief fest. Die Hauptstadt Port-au-Prince sei für Hilfslieferungen weitgehend abgeschnitten, Schulen geschlossen, das öffentliche und wirtschaftliche Leben lahmgelegt. Auch der internationale Flughafen ist lokalen Berichte zufolge mittlerweile nicht mehr erreichbar, nachdem Mitte November ein Flugzeug vom Boden aus beschossen worden war.

Max Leroy Mésidor, Erzbischof von Port-au-Prince und Vorsitzender der haitianischen Bischofskonferenz. © Salesian priests of Haiti
Erzbischof Max Leroy Mésidor, der Vorsitzende der haitianischen Bischofskonferenz, erklärte gegenüber KIRCHE IN NOT: „Wir alle fühlen uns bedroht. Seit zwei Jahren praktizieren wir eine ,Überlebenspastoral’, aber seit wenigen Wochen hat die Gewaltwelle eine sehr ernste Wendung genommen.“ Nach Angaben der Internationalen Organisation für Migration (IOM) sind mehr als 40 000 Menschen in der Region Port-au-Prince geflohen.

 

„Wir praktizieren eine Überlebenspastoral“

Die Bischöfe warnen vor einer weiteren Eskalation: „Wir können nicht hoffen, Frieden zu ernten, wenn wir Gewalt säen“, schreiben sie in ihrem Brief. Sie fordern Regierung, Gesellschaft, Militär und bewaffnete Banden gleichermaßen auf, „entschlossen zu handeln, um die Sicherheit wiederherzustellen und den Schutz der Bürger zu gewährleisten“. Es sei an der Zeit, das „Problem der anhaltenden Gewalt zu lösen. Es muss etwas getan werden.“

Eine Ordensschwester in Port-au-Prince verteilt Hilfsgüter an bedürftige Familien.
Haiti gilt als das ärmste Land der westlichen Hemisphäre. Der Inselstaat wird seit Jahren von einer politischen und wirtschaftlichen Krise erschüttert. Bewaffnete Banden terrorisieren die Bevölkerung und liefern sich Kämpfe, die sich insbesondere auf die Hauptstadt-Region konzentrieren. Zehntausende Menschen sind innerhalb des Landes auf der Flucht. Immer wieder werden auch kirchliche Mitarbeiter Opfer der Gewalt.

 

KIRCHE IN NOT unterstützt in Haiti aktuell rund 70 Projekte, damit Pfarreien und Klöster ihre Arbeit fortsetzen können.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Haiti mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

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Verwendungszweck: Haiti

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KIRCHE IN NOT hatte rund um den 20. November zum „Red Wednesday“ eingeladen. In diesem Jahr wurden dabei mehr als 1000 Kirchen, Denkmäler und öffentliche Gebäude rot beleuchtet, um auf das Schicksal verfolgter und bedrängter Christen aufmerksam zu machen. An zahlreichen Orten fanden Gebetswachen, Gottesdienste und Vorträge statt.

 

In Deutschland hatten sich dieses Jahr 218 teilnehmende Pfarrei auf der Internetseite www.red-wednesday.de registriert. „Wir freuen uns, dass unsere Aktion immer mehr Zulauf und öffentliche Beachtung findet“, erklärte Florian Ripka, der Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland.

Die rot beleuchtete Kirche Sagrada Familia in Barcelona.
Das Team des Hilfswerks war in diesem Jahr unter anderem in Berlin, Freiburg, Augsburg, Balderschwang, Mainz, Paderborn, Fulda und Frankfurt am Main unterwegs. Als weltkirchlicher Gast war Bischof Gerald Mamman Musa aus Katsina im Norden Nigerias gekommen. Er setzt sich in der von Terroranschlägen erschütterten Region für den interreligiösen Dialog ein. Weitere Gäste von KIRCHE IN NOT waren Benediktinerabt Nikodemus Schnabel aus Jerusalem und der Afrikamissionar Pater Hans-Joachim Lohre, der sich in Mali ein Jahr lang in der Hand von Islamisten befunden hatte.

 

1300 Teilnehmer im Fuldaer Dom

Ein Höhepunkt in diesem Jahr war ein ökumenischer Gebetsabend in der Kathedrale von Fulda mit der Band „Koenige und Priester“. Der gebürtige Ägypter Kiro Lindemann berichtete, wie sein Glaube ihm half, den Attentätern zu vergeben, die Teile seiner Familie getötet hatten. „1300 Menschen waren in Fulda mit dabei. Das war ein starkes Zeugnis der Solidarität und der Gemeinschaft mit unseren bedrängten Glaubensgeschwistern“, berichtete Ripka.

Im Rahmen des diesjährigen „Red Wednesday“ hat KIRCHE IN NOT auch die deutsche Ausgabe des Berichts „Verfolgt und vergessen?“ vorgestellt. Darin wird die Verfolgung von Christen und anderen religiösen Minderheiten in 18 Ländern dokumentiert.

Der Fuldaer Dom war eine Woche lang jeden Abend rot beleuchtet.
In zahlreichen anderen Ländern fanden ebenfalls Aktionen zum „Red Wednesday“ statt, ein paar Beispiele:

 

In Frankreich fand zum 15. Mal eine „Nacht der Zeugen“ unter anderem in Paris, Rennes und Versailles statt. Die wiederaufgebaute Hauptstadt-Kathedrale Notre-Dame, die Basilika Sacré-Cœur und Kirchen am Wallfahrtsort Lourdes erstrahlten im roten Licht. In Spanien nahmen ebenfalls 200 Pfarreien an der Solidaritätsaktion teil, darunter die Kirche Sagrada Familia in Barcelona und die Almudena-Kathedrale in Madrid.

Höhepunkt der Veranstaltungen in Nordirland war ein Gottesdienst an der Monumentalstatue des Nationalheiligen Patrick in Saul im County Down. Erzbischof Linus Neli aus dem Bundesstaat Manipur im Osten Indiens sprach über die christenfeindlichen Angriffe, die 2023 die Region erschüttert hatten.

1300 Menschen kamen zum ökumenischen Gebetsabend mit der Band „Koenige und Priester“ in den Fuldaer Dom. (Foto: Photoebene Marzena Seidel)
In Großbritannien nahmen zahlreiche Politiker des Unterhauses an Veranstaltungen von KIRCHE IN NOT teil, darunter die stellvertretende Premierministerin Angela Rayner.

 

In Kanada fanden dieses Jahr rund um den „Red Wednesday“ etwa 40 Veranstaltungen statt – so viele wie noch nie, teilte das dortige Zweigbüro von KIRCHE IN NOT mit.

Auch in Chile und Mexiko wurde an die zunehmende Gewalt gegen Christen in den südamerikanischen Staaten erinnert. Unter anderem wurde die Kirche Veracruz in Santiago de Chile rot erleuchtet, die 2019 von Demonstranten in Brand gesteckt worden war.

Ob große Kathedralen oder kleine Kirchen wie hier in Eiselfing in Bayern: Insgesamt sind mehr als 1000 Gebäude rund um den Erdball rot angestrahlt worden.
Zu den weiteren Teilnehmern des „Red Wednesday“ gehörten Österreich, Portugal, Italien, die Schweiz, Kolumbien, Belgien, die Niederlande, Polen, die Tschechische Republik, Ungarn, die Slowakei, Australien und die Philippinen.

 

KIRCHE IN NOT hat die Aktion „Red Wednesday“ 2015 ins Leben gerufen, um auf verfolgte Christen und Verstöße gegen das Menschenrecht auf Religionsfreiheit aufmerksam zu machen. Die Veranstaltungen rund um den „Red Wednesday“ in Deutschland können im YouTube-Kanal von KIRCHE IN NOT angesehen werden.

Red Wednesday 2024: Schwerpunkte der Christenverfolgung (mit Florian Ripka)

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Angesichts der Kämpfe und der sich dadurch verschärfenden humanitären Krise in der nordsyrischen Metropole Aleppo ruft KIRCHE IN NOT zum Gebet und zur Unterstützung der christlichen Gemeinde und aller Einwohner auf.

 

Wie die Projektkoordinatorin des Hilfswerks für Syrien, Marielle Boutros, erklärte, sei die Grundversorgung für die Menschen in der Großstadt lahmgelegt. „Nur zwei Krankenhäuser sind für kritische Fälle geöffnet, Schulen sind geschlossen. Die Lebensmittelversorgung ist unzureichend, und die Preise sind in die Höhe geschossen.“ Hinzu komme, dass die Menschen quasi in Aleppo gefangen seien. „Niemand kann die Stadt betreten oder verlassen. Ein armenischer Arzt wurde von einem Scharfschützen getötet, und ein Bus, der nach Hassake fahren wollte, wurde ebenfalls angegriffen. Es herrscht ein ständiges Klima der Angst.“

Marielle Boutros.
Die syrische Großstadt ist vor einigen Tagen von regierungsfeindlichen Gruppen besetzt worden, von denen einige eindeutig dschihadistisch ausgerichtet sind. Obwohl diese Gruppen Respekt versprochen haben, bleibt die Lage in den umkämpften Gebieten ungewiss und äußerst unsicher. Die Gegenoffensive der syrischen Armee hat verheerende Luftangriffe auf die Stadt ausgelöst.

 

„Das Überleben ist ein täglicher Kampf“

Philipp Ozores, Generalsekretär von KIRCHE IN NOT, sagt: „Die Menschen sind zutiefst verängstigt. Die Luftangriffe und die strenge Kontrolle der Rebellengruppen, die die Stadt eingenommen haben, haben das Überleben zu einem täglichen Kampf gemacht.“ Dies sei ein „Moment der Einheit und des Handelns“. Daher rufe KIRCHE IN NOT zum Gebet um Frieden, Schutz und Hoffnung für alle Bürger auf. Das Hilfswerk schätzt die Zahl der Christen in Aleppo auf rund 25 000.

KIRCHE IN NOT bittet um die Unterstützung von Nothilfeprojekten wie medizinische Hilfe für Krankenhäuser, Unterstützung von Vertriebenen, Bereitstellung von Lebensmitteln und Unterstützung von Schulen.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Syrien mit Ihrer Spende. Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Syrien

Syrien: Warum halten die Christen zum Assad-Regime? (mit Pater Fadi Azar OFM)

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Über 1000 Tage nach Beginn des russischen Angriffskriegs macht sich in der Ukraine Resignation breit. Das stellt Pater Lucas Perozzi, ein brasilianischer Gastpriester aus Kiew, im Gespräch mit KIRCHE IN NOT fest: „Die Ukrainer sind ausgelaugt, müde und hoffnungslos.“ Die Menschen hätten sich trotz der ständigen Gefahr ihrem Schicksal ergeben, berichtet Perozzi: „Früher rannten wir bei jeder Sirene in den Bunker, aber das tun wir jetzt nicht mehr. Wenn unsere Stunde gekommen ist, ist sie gekommen. Das ist die Realität, und wir haben uns damit abgefunden.“

 

Sirenengeheul und Raketendetonationen seien auch in der Hauptstadt ein ständiger Begleiter: „Wir schlafen damit ein und wachen damit auf. Das geht ständig so“, berichtete der Priester. Doch die anhaltenden Angriffe seien nicht das einzige Problem: „Hinzu kommt die Wirtschaftskrise: Alles wird teurer, und die Situation ist äußerst schwierig.“

Pater Lucas Perozzi bei der Verteilung von Hilfsgütern.
Wie selbst alltägliche Situationen in der Ukraine lebensbedrohlich werden können, hat Perozzi kürzlich am eigenen Leib erfahren. Er sei nachts zu einem kurzen Spaziergang nach draußen gegangen. „Plötzlich begann ein Drohnenangriff. Die Luftabwehr schaltete sich ein, und Trümmerteile zersplitterten vor mir auf dem Boden. Ich dachte: ,Um Himmels willen, wegen so einem Spaziergang soll ich jetzt sterben?‘“. Er sei losgerannt und habe es unverletzt nach Hause geschafft.

 

„Die Menschen brauchen Hoffnung und die Nähe Gottes“

Ob er in seine Heimat Brasilien zurückkehren soll, fragt sich der Ordensmann mittlerweile nicht mehr: „So lange ich lebe, bin ich berufen, das Evangelium zu verkünden. Die Menschen hier brauchen Hoffnung und die Nähe Gottes.“ Doch diese Aufgabe werde zunehmend schwerer: „Viele finden keinen Tost mehr. Sie sind apathisch und desillusioniert.“

Eucharistische Anbetung in einem Luftschutzbunker in der Ukraine.
Umso wichtiger sei es, traumatisierte Menschen fachlich gut zu betreuen. Das erfordert eine spezielle Ausbildung, die von KIRCHE IN NOT finanziert wird. „Es ist unerlässlich geschult zu sein, um mit Menschen arbeiten zu können, die an der Front waren oder mit Eltern und Kindern, die ihre engsten Angehörigen verloren haben. Die Arbeit mit traumatisierten Menschen ist ein neues Feld für uns und sehr herausfordernd“, sagte der Priester.

 

Traumatisierte Menschen fachlich gut betreuen

Ein weiterer Lichtblick in dieser schweren Zeit sei es, dass KIRCHE IN NOT Feriencamps für Kinder finanziert habe. Diese hätten in nahezu jeder Pfarrei stattgefunden, berichtet Perozzi: „In meiner Gemeinde haben wir ein Camp in den Bergen organisiert, weitab von Luftangriffen und Sirenen.“ Viele Kinder seien aggressiv und litten unter der andauernden Belastung. „Sie leben in einem permanenten Alarmzustand. Es ist eine unschätzbare Hilfe, dass wir ihnen in den Pfarreien etwas Ruhe und Erholung bieten können.“

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in der Ukraine und ihren Einsatz für die Binnenflüchtlinge des Krieges mit Ihrer Spende. Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

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Verwendungszweck: Ukraine

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