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Nigeria: Dutzende Tote bei neuer Angriffswelle auf Gemeinden

Nigeria: Dutzende Tote bei neuer Angriffswelle auf Gemeinden

03.06.2025 aktuelles
Eine Serie brutaler Überfälle auf Gemeinden im Zentrum Nigerias hat mindestens 36 Todesopfer gefordert. Mehrere Menschen wurden zudem verletzt oder entführt.

 

Die Überfälle, die lokalen Quellen zufolge militanten Angehörigen der Fulani-Hirtengemeinschaft zugeschrieben werden, ereigneten sich zwischen dem 24. und 26. Mai in mehreren Dörfern im Bundesstaat Benue. Unter den Opfern befinden sich ein Polizist sowie zahlreiche Zivilisten, die offenbar gezielten Angriffen auf landwirtschaftlich geprägte Siedlungen zum Opfer fielen.

Überlebende einer Fulani-Attacke in Nigeria.
Der erste Vorfall ereignete sich am 24. Mai in Tse Orbiam im Verwaltungsbezirk Gwer West. Dort wurde Father Solomon Atongo aus der Pfarrei Jimba angeschossen. Ori Hope Emmanuel von der Stiftung für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden der Diözese erklärte gegenüber KIRCHE IN NOT: „Am Abend seiner Rückkehr von einer Gedenkfeier zu Ehren zweier 2018 getöteter katholischer Priester wurde Father Solomon Atongo von bewaffneten Angreifern ins linke Bein geschossen. Seine zwei Begleiter wurden von den Angreifern entführt. Pater Atongo wird medizinisch versorgt.”

 

Kritik an Untätigkeit der Sicherheitskräfte

Zur gleichen Zeit wurde ein Landwirt, der gerade seine Arbeit beendet hatte, auf seiner Farm erschossen.

In einer Stellungnahme kritisierte Pater Oliver Ortese, Vorsitzender des Internationalen Beirats der Diözese Makurdi im Südosten Nigerias, die Untätigkeit der Sicherheitskräfte während des Angriffs: „Ganz in der Nähe befindet sich ein Militärposten mit Soldaten der nigerianischen Armee. Und genau dort ereignete sich der Angriff. Das wirft viele Fragen auf. Haben die Soldaten während der Schießerei geschlafen?”

Bischof Wilfred Chikpa Anagbe aus dem Bistum Makurdi im Südosten Nigerias.
Am folgenden Tag eskalierte die Gewalt weiter: In Aondona, ebenfalls im Bezirk Gwer West gelegen und Heimatdorf des Bischofs von Makurdi, Wilfred Chikpa Anagbe, wurden 20 Menschen getötet. Die schwer bewaffneten Angreifer „eröffneten wahllos das Feuer, töteten Zivilisten und verursachten allgemeine Panik und Verwirrung“, sagte Ori Hope Emmanuel. „Viele Bewohner flohen, um sich in Sicherheit zu bringen.“

 

„Wahllos auf Zivilisten gefeuert“

Die in Aondona lebenden Priester und Ordensschwestern konnten nach Taraku fliehen, einem nahe gelegenen Dorf, wo zahlreiche Überlebende der Tragödie in der katholischen Kirche St. Patrick Zuflucht fanden.

Ebenfalls am 25. Mai wurden im Dorf Yelewata in der Region Guma drei Mitglieder einer Familie getötet – ein Vater, sein jugendlicher Sohn und ein zweijähriger Junge. Die Mutter wurde schwer verletzt. Zuvor war ein 67-jähriger Bauer brutal misshandelt worden, seine Maniok-Ernte wurde zerstört.

Flüchtlingslager im Bistum Makurdi.
Am 26. Mai kam es zu fünf weiteren Angriffen in Tse Orbiam und sechs in Ahume, beide in der Region Gwer West. Laut Ori Hope Emmanuel schossen die Täter „wahllos auf Menschen, was erneut zu mehreren Todesfällen führte, darunter ein Polizeibeamter, der in der Region im Sondereinsatz war”.

 

„Man kann sich kaum vorstellen, wie unsere Realität hier aussieht”

Der bislang letzte gemeldete Angriff ereignete sich ebenfalls am 26. Mai: Bewaffnete Männer eröffneten das Feuer auf Anwohner und Reisende und verletzten sechs Menschen auf der Straße von Naka nach Adoka. Eine Person wurde dabei getötet.

Pater Ortese verurteilte die verheerenden Auswirkungen der wiederholten Überfälle auf die lokalen Gemeinden: „Sie führen zu humanitären Krisen, weil die Überlebenden in Lagern Zuflucht suchen müssen, wo sie als Bettler um ihr Überleben kämpfen. Man kann sich kaum vorstellen, wie unsere Realität hier aussieht – das ist Horror. Das ist Terror.”

Katholiken im Bistum Maiduguri (Nigeria) beten den Kreuzweg.
Die anhaltenden Konflikte zwischen nomadischen Hirten und sesshaften Bauern im sogenannten Mittleren Gürtel Nigerias haben vielschichtige Ursachen: Konkurrenz um Land und Wasser, ethnische Spannungen sowie politische und religiöse Gegensätze. In diesem toxischen Umfeld sind Fulani-Terroristen entstanden – eine gewaltbereite Minderheit innerhalb der schätzungsweise 12 bis 16 Millionen Fulani in Nigeria.

 

Anhaltende Konflikte haben vielschichtige Ursachen

KIRCHE IN NOT bittet um Gebete für die Verstorbenen, für die von der Gewalt betroffenen Familien, für die Genesung der Verletzten und für die sichere Rückkehr der Entführten. Das Hilfswerk unterstützt die Diözese mit Nothilfe, Traumabehandlung und pastoralen Projekten und fordert besseren Schutz für gefährdete Gemeinden.

Gleichzeitig ruft KIRCHE IN NOT die internationale Gemeinschaft zur Solidarität mit den Opfern dieser Gewalt auf.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Nigeria mit Ihrer Spende – online oder auf auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank

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BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Nigeria

Nigerias Christen trotzen Terror und Verfolgung mit Glaubensfreude

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