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Nigeria: Politiker gibt Diskriminierung von Christen zu

Nigeria: Politiker gibt Diskriminierung von Christen zu

Geistliche protestieren gegen Ungleichbehandlung

30.06.2023 aktuelles
Kirchenvertreter in Nigeria zeigen sich bestürzt über ein Video, in dem der ehemalige Gouverneur des Bundesstaats Kaduna, Nasir El-Rufai, systematische Benachteiligung von Christen zugibt. El-Rufai hat den zentralnigerianischen Bundesstaat Kaduna von 2015 bis 2023 geleitet. Er gehört der Partei All Progressive Congress (APC) an – der politischen Heimat des neuen Präsidenten Bola Tinubu und seines Vorgängers Muhammadu Buhari.

 

Faire Behandlung trotz Benachteiligung?

In einer Rede vor muslimischen Geistlichen erklärte El-Rufai, warum er keine Christen in die lokale Regierung aufgenommen habe: „Diejenigen, die keine Muslime sind, wählen unsere Partei nicht – zumindest die meisten von ihnen. Warum sollte ich ihnen also das Amt des Vize-Gouverneurs geben?“ Im Süden des Bundesstaats Kaduna sind die Christen in der Mehrheit, im Norden die Muslime. In Nigeria liegt das Verhältnis von Christen und Muslimen bei etwa 50:50.

Beisetzung des entführten und anschließend ermordeten Priesterseminaristen Michael Nnadi aus Kaduna (Archivbild aus 2020). © Kirche in Not
Laut dem ehemaligen Gouverneur habe seine Regierung Christen „immer fair behandelt“. Gleichzeitig hebt er jedoch hervor, dass er mehrheitlich von Muslimen bewohnte Gebiete bevorzugt habe: „Das, was ich Jaba [einem mehrheitlich christlichen Gebiet; Anm. d. Red.] gebe, ist nur ein Teil dessen, was ich Kubau [wo Muslime in der Mehrheit sind] gebe, weil Jaba nicht für uns gestimmt hat.“ Abschließend rief El-Rufai seine Zuhörer auf, dafür zu sorgen, dass auch in Zukunft Muslime die Kommunalpolitik dominieren.

 

„Hasserfüllte Deklaration“

In einem Schreiben an den seit Ende Mai amtierenden Gouverneur von Kaduna, Uba Sani, das dem weltweiten katholischen Hilfswerk „Kirche in Not“ (ACN) vorliegt, bezeichnete eine Gruppe katholischer Priester die Äußerungen seines Vorgängers als „spalterische, hasserfüllte, jedem staatsmännischen Denken entbehrende Deklaration der politischen Vorherrschaft des Islam in Nigeria“. Die christlichen Gemeinden seien in den vergangenen Jahren „Leidtragende der Schrecken einer ineffizienten Regierungsführung“ gewesen, schreiben die Seelsorger.

Angehende Priester im Bundesstaat Kaduna. © Kirche in Not
Nach Recherchen von „Kirche in Not“ wurden allein seit Anfang 2022 im Bundesstaat Kaduna mindestens elf Priester entführt. Zwei von ihnen wurden ermordet, von zwei anderen fehlt jede Spur. Die Priester kritisierten auch die Untätigkeit der Polizei und der Behörden, Christen und kirchliche Einrichtungen vor islamistischen Gruppen und kriminellen Banden zu schützen: „Als einzige Antwort kamen von der Regierung absurde Anschuldigungen, sie hätten ihre Mörder provoziert und die Gräueltaten seien gerechtfertigte Rachemorde.“

 

„Religion darf nie zur Verschleierung von Versagen verwendet werden“

Trotz dieser scharfen Kritik betonten die Priester aus dem Bundesstaat Kaduna ihren Willen zur Zusammenarbeit mit der Regierung: „Die Religion sollte den Platz einnehmen, der ihr nach der Verfassung zusteht, und darf niemals zur Verschleierung von Inkompetenz und Versagen verwendet werden. Der Frieden und Fortschritt unseres Staates sollen nie einem politischen Zweckdenken weichen.“

Trotz zahlreicher Anschläge durch Boko Haram sind die Gemeinden in Nigeria sehr aktiv und die Gottesdienste gut besucht.
Nach Angaben des am 22. Juni erschienenen Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2023“ von „Kirche in Not“ ist Nigeria eines der Länder, in dem am meisten religiöse Verfolgung herrscht. Vorwiegend Christen, aber auch Muslime und Anhänger traditioneller Glaubensrichtungen fallen der Gewalt zum Opfer. Geistliche und Gläubige leiden unter den Verbrechen der inländischen und ausländischen Dschihadisten und kriminellen Banden. Weitere Informationen zur Lage in Nigeria: https://acninternational.org/religiousfreedomreport/de/berichte/land/2023/nigeria

 

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Empfänger: KIRCHE IN NOT

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