Spenden
Ukraine: „Europa ist jetzt aufgewacht“

Ukraine: „Europa ist jetzt aufgewacht“

Auslandsbischof äußert sich zum ersten Jahrestag der russischen Invasion

20.02.2023 aktuelles
„Manchmal sind wir enttäuscht über das Zögern der westlichen Politiker“, erklärte der ukrainische griechisch-katholische Exarch (Auslandsbischof) für Deutschland und Skandinavien, Bohdan Dzyurakh im Gespräch mit KIRCHE IN NOT.

 

Zum ersten Jahrestag der russischen Invasion in der Ukraine wies der Bischof darauf hin, dass ukrainische Verantwortliche noch kurz vor dem 24. Februar 2022 von westlicher Seite nur wenig Unterstützung erfahren hätten: „Dieses Gefühl der Verlassenheit war nicht weniger schmerzhaft als der Angriff selbst.“

Umso wichtiger seien die Massendemonstrationen und die Welle der Hilfsbereitschaft zur Unterbringung und Versorgung ukrainischer Flüchtlinge gewesen.

Bohdan Dsjurach, Exarch (Auslandsbischof) für die katholischen Ukrainer in Deutschland und Skandinavien (links), und Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland.
In der Wahrnehmung des Westens habe der Krieg vor einem Jahr begonnen, aber das sei nicht richtig: „Er dauert schon fast neun Jahre. Seit März 2014 wurde die Ukraine Opfer der russischen Aggression: Zuerst durch die gesetzwidrige Annexion der Krim und dann durch die Kämpfe in der Ostukraine. Das wurde oft vergessen, verschwiegen und ignoriert“, sagte Bischof Dzyurakh.

 

„Der Krieg dauert schon fast neun Jahre”

Zunächst habe es sich um einen „hybriden Krieg“ gehandelt, die Soldaten hätten verdeckt gekämpft. Nun seien vor einem Jahr die Kämpfe offen ausgebrochen.

Europa sei nun aufgewacht und habe entdeckt, dass es in der Ukraine um den gesamten Kontinent gehe: „Es sind einfache Menschen, die in der Ukraine ihr Leben für Freiheit, Würde und Gerechtigkeit hingeben.”

Gedenkveranstaltung für getötete Soldaten in der Nähe von Kiew.
Der Bischof weiter: „Dadurch zeigen sie auch den westlichen Politiker, dass es etwas gibt, wofür man nicht nur leben soll, sondern auch bereit sein kann zu sterben.“ Er verwies damit auf die Maidan-Proteste in Kiew, bei denen Anfang 2014 mindestens 130 Demonstranten von Regierungstruppen getötet wurden.

 

„Werte kann man nicht nur fordern, sondern muss sie auch verteidigen”

„Sie starben unter der Fahne der Europäischen Union. Das war das erste Mal in der Geschichte der EU, und es ist in der Ukraine passiert. Diese Menschen starben für Werte, die grundlegend sind für ganz Europa. Und die kann man nicht nur fordern, man muss sie auch verteidigen“, so der Bischof im Interview.

Menschen in einem Schutzkeller in der Ukraine.
Auf die Forderung westlicher Intellektueller angesprochen, nicht in den Konflikt einzugreifen, um das Leiden in der Ukraine nicht zu verlängern, erklärte Dzyurakh: „Mir ist eine Aussage von Papst Johannes Paul II. sehr wichtig: Es gibt keinen Frieden ohne Gerechtigkeit. Wir müssen die Dinge klar beim Namen nennen.“

 

„Wir müssen die Dinge klar beim Namen nennen”

Opfer und Aggressor dürften nicht miteinander verwechselt oder gleichgesetzt werden: „Der Krieg ist kein Fußballspiel mit zwei gleichberechtigten Gegnern. Es gibt einen Aggressor, der das Völkerrecht gebrochen hat, und es gibt ein Opfer, das auf brutale Weise angegriffen wurde.“

Verteilung von Lebensmitteln in der besetzten Stadt Cherson.
Der Bischof bedankte sich bei KIRCHE IN NOT und den deutschen Katholiken für die erfahrene Hilfe: „Ich bekomme regelmäßig Anrufe aus der Ukraine, und meine Gesprächspartner sagen: ,Bitte sag ein tiefes Dankeschön an die Menschen in Deutschland, die an uns denken, uns unterstützen und für uns beten.‘“

 

„Menschen haben Häuser und Herzen geöffnet”

Viele Familien in Deutschland hätten „nicht nur ihre Herzen, sondern auch ihre Häuser aufgemacht“ und Flüchtlinge aufgenommen. „Unsere Flüchtlinge wollen so schnell wie möglich Arbeit finden, um niemandem zur Last zu fallen.“

Immer an der Seite der notleidenden Menschen: Ordensschwestern aus der Ukraine.
In der Ukraine sei die Lage aufgrund der zerstörten Infrastruktur sehr angespannt: „Millionen von Menschen leben Tag und Nacht ohne Strom, Heizung und Wasser.“

 

Die Kirche habe nun Wärmezelte eingerichtet und Stromgeneratoren zur Verfügung gestellt, erklärte Bischof Dzyurakh. „Wir werden alles tun, um den Menschen zu helfen. Es ist die schwierigste Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg.“

Das vollständige Interview mit Bischof Bohdan Dzyurakh können Sie zu folgenden Terminen auf den christlichen Fernsehsendern K-TV, Bibel TV und EWTN sehen:

  • EWTN: Sonntag, 26. Februar, 22:30 Uhr
  • Bibel TV: Montag, 27. Februar 2023, 15:30 Uhr
  • K-TV: Dienstag, 28. Februar, 17:00 Uhr

Danach ist das Interview auch auf der Mediathek von KICHE IN NOT eingestellt.

Unterstützen Sie die Arbeit der griechisch-katholischen Kirche in der Ukraine! Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Ukraine

Ein Bischof aus der Ukraine dankt allen Wohltätern für die Hilfe

Weitere Informationen