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Pakistan: Durchbruch für verschleppte 14-jährige Christin?

Pakistan: Durchbruch für verschleppte 14-jährige Christin?

31.07.2020 aktuelles
Im Fall der entführten und zwangsverheirateten 14-jährigen Christin Maira Shahbaz aus Islamabad bahnt sich ein juristischer Durchbruch an. Anfang August sind mehrere Anhörungen vor dem Obersten Gerichtshof Pakistans angesetzt, der über eine Rückkehr des Mädchens in ihre Familie entscheidet.

 

Ende Juli hatte bereits ein Gericht in Islamabad ein früheres Urteil aufgehoben, das die Eheschließung mit ihrem Entführer als rechtmäßig bezeichnet hatte. Das teilten der Anwalt von Mairas Familie und Unterstützer gegenüber KIRCHE IN NOT mit.

Die entführte 14-jährige Christin Maira Shahbaz aus Faisalabad.
Die Katholikin Maira Shahbaz war Ende April Zeugenaussagen zufolge von drei Männern auf offener Straße in ein Auto gezerrt und verschleppt worden. Einer der Entführer namens Mohamad Nakash habe sie anschließend zur Frau genommen und sie gezwungen, ihren christlichen Glauben aufzugeben. Laut Angaben der lokalen Unterstützer sei das Mädchen für einen Einstieg in die Sexindustrie vorbereitet worden.

 

Unterbringung in einem Frauenhaus

In einem Schnellverfahren vor einem Gericht in Faisalabad hatte Nakash Unterlagen vorgelegt, die belegen sollten, dass er und Maira bereits im Oktober 2019 geheiratet hätten und sie bereits 19 Jahre alt sei. Das Gericht gab dem Entführer recht.

Das Bezirksgericht von Islamabad erkannte jedoch in einer Berufungsverhandlung die von der Familie vorgelegte Geburtsurkunde an. Aus ihr geht hervor, dass das Mädchen noch minderjährig ist. Das Gericht ordnete die Unterbringung in einem Frauenhaus an, untersagte jedoch den Kontakt zu ihrer Familie.

Mutter und Geschwister von Maira Shahbaz.
Ein polizeiliches Gutachten, das bei der Verhandlung vor dem Obersten Gerichtshof herangezogen wird, beschuldigt Mohamad Nakash, eine gefälschte Heiratsurkunde vorgelegt zu haben. Ein muslimischer Geistlicher hatte bestätigt, nicht an der mutmaßlichen Eheschließung beteiligt gewesen zu sein.

 

Gefälschte Heiratsurkunde

Zudem fehlte die nach islamischen Recht erforderliche Zustimmung von Nakashs Ehefrau, mit der er weiterhin verheiratet ist und zwei Kinder hat. Auch geht das Gutachten davon aus, dass Nakash und zwei Komplizen Maira Shahbaz mit Gewalt entführt haben.

Sollte der Oberste Gerichtshof dieser Überzeugung folgen, drohen den Beschuldigten Haftstrafen. Mohamad Nakash hat im Gegenzug ein polizeiliches Gutachten gegen Mairas Mutter und den Anwalt angestrengt, in dem er ihnen Belästigung vorwirft.

Betende Frau in Pakistan (Foto: Magdalena Wolnik/KIRCHE IN NOT).
Der Anwalt von Mairas Familie, Lala Daniel, teilte KIRCHE IN NOT mit: „Die Entwicklungen der vergangenen Tage sind eine Antwort auf unsere Gebete. Wir sind allen dankbar, die an Mairas Schicksal Anteil nehmen. Wenn die Polizei und die Gerichte merken, dass Menschen im Westen den Fall verfolgen, werden sie unter größerem Druck stehen, den Gesetzen zu folgen, anstatt extremistischen Gruppen nachzugeben.“

 

Mairas Schicksal ist kein Einzelfall. Der Menschenrechtsorganisation „Bewegung für Solidarität und Frieden“ zufolge werden in Pakistan jedes Jahr rund 1000 christliche und hinduistische Frauen und Mädchen entführt und zwangsverheiratet.

KIRCHE IN NOT unterstützt christliche Familien in Pakistan bei der Wahrnehmung ihrer Rechte und steht den bedrängten Gemeinden bei. Um weiter helfen zu können, bitten wir um Spenden – entweder online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

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BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Pakistan

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