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Nigeria: „Die Unsicherheit hat das ganze Land erfasst“

Nigeria: „Die Unsicherheit hat das ganze Land erfasst“

Die Situation nach dem Anschlag auf einen Pfingstgottesdienst mit 38 Toten

09.06.2022 aktuelles
Es gibt immer noch keine Informationen bezüglich der Schuldigen an der Ermordung dutzender Menschen während der Pfingstsonntagsmesse in Owo in der Diözese Ondo in Nigeria. In einem exklusiven Interview mit KIRCHE IN NOT spricht der Priester Augustine Ikwu, Direktor für Soziale Kommunikation der Diözese, über die aktuelle Situation, Umstände der Verwundeten und darüber, wie die Kirche vor Ort alles ihr Mögliche unternimmt, um weitere Gewalt zu verhindern.

 

KIRCHE IN NOT: Wie viele Menschen wurden genau bei dem Anschlag am vergangenen Sonntag getötet oder verletzt?
Father Augustine Ikwu: In der Leichenhalle befinden sich 38 bestätigte Opfer. Darunter sind fünf Kinder, zwei Teenager und 31 Erwachsene, zwölf Männer und 19 Frauen. Aber wir versuchen immer noch, die Namen derer zu ermitteln, die im Krankenhaus liegen. Uns liegen zwar schon einige Namen vor, doch Einzelne wurden in private Krankenhäuser gebracht.

Wir versuchen, die Familien all derjenigen, die in der Kirche waren, zu kontaktieren, um alle zu erfassen. Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch keine endgültige Zahl der Verletzten veröffentlichen.

Father Augustine Ikwu, Direktor für soziale Kommunikation im Bistum Ondo/Nigeria.
Wie ist die Situation der Verwundeten? Könnte die Zahl der Toten noch steigen?
Ich war gestern im Krankenhaus und habe alle gesehen, die dort waren. Die meisten von ihnen befinden sich in einem relativ stabilen Zustand, wenige sind in einem kritischen Zustand, was die Verletzungen angeht. Die Ärzte leisten eine großartige Arbeit.

 

Was wissen Sie über die Angreifer?
Wir haben bisher noch nichts Konkretes in der Hand. Es gab viele Spekulationen, doch wir wollen uns nicht an Spekulationen beteiligen, die sich dann als falsch herausstellen. Manche dieser Spekulationen klingen recht logisch und folgerichtig angesichts der allgemeinen Situation unseres Landes, wie etwa die Unsicherheit, die politischen Auseinandersetzungen und die Konflikte zwischen Fulani-Viehhirten und Bauern.

Wir können weder sagen, dass diese Spekulationen falsch sind, noch können wir sie bestätigen. Es handelt sich um Möglichkeiten, doch bevor wir nicht Fakten in der Hand haben, können wir nichts dazu sagen. Hoffentlich wird jemand festgenommen werden und die wahren Motive hinter dem Anschlag gestehen.

St.-Franz-Xaver-Kirche in Owo im Südwesten Nigerias. Hier kamen bei einem Anschlag an Pfingstsonntag 2022 mindestens 38 Menschen ums Leben.
Gab es bereits Konflikte im Bundesstaat Ondo, entweder durch militante Islamisten oder durch Fulani-Viehhirten?
Im Allgemeinen ist es in unserem Bundesstaat friedlich gewesen. Ab und zu gibt es kleinere Vorkommnisse, aber keine ernsten Begebenheiten. Dies ist wirklich ein friedlicher Bundesstaat. Es ist wirklich schwer zu glauben, dass einheimische Muslime etwas Derartiges tun würden.

 

„Wir bitten Sie um Ihr Gebet“

 

Was sind die wichtigsten Bedürfnisse der Diözese im Moment?
Es ist für uns eine schwierige Zeit. Wir bitten Sie, uns in Ihre Gebete einzuschließen, für die Verstorbenen und Verletzten und für ihre Familien in der Diözese zu beten. Wir rufen auch alle, die können, dazu auf, uns bei den Ermittlungen vor Ort zu helfen.

Wir möchten aber auch die Welt auffordern, die Situation der Unsicherheit zu erkennen – nicht nur in unserem Bundesstaat, sondern im ganzen Land. Die Unsicherheit hat jetzt buchstäblich das ganze Land erfasst.

Priester und Laien gingen bereits 2020 auf die Straße, um für mehr Sicherheit zu demonstrieren.
Sind Sie besorgt, dass es Versuche der Einwohner geben könnte, sich an den mutmaßlichen Schuldigen für die Geschehnisse zu rächen?
Der Bischof appelliert weiterhin an die Öffentlichkeit, friedvoll und gesetzestreu zu sein und nicht die Rechtsprechung in die eigenen Hände zu nehmen. Keiner sollte losgehen, um Böses mit Bösem zu vergelten. Das ist ganz und gar nicht die christliche Art zu leben. Sogar in dieser Situation beantworten wir Böses mit Frieden.

 

Das ist leicht gesagt, aber schwer, in die Tat umzusetzen, doch auf lange Sicht werden wir entdecken, dass dies besser für die Gesellschaft ist. Wir haben Hoffnung in Gott und hoffen, dass er uns helfen wird. Wir glauben daran, doch wir haben Angst.

Unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Nigeria und stehen sie den Chrsiten mit ihrer Spende bei. Helfen Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Nigeria

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