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Zentralafrikanische Republik: Christlich-muslimischer Dialog macht gute Fortschritte

Zentralafrikanische Republik: Christlich-muslimischer Dialog macht gute Fortschritte

23.04.2025 aktuelles
Koadjutor-Bischof Aurelio Gazzera aus Bangassou im Südosten der Zentralafrikanischen Republik stellt zwölf Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs positive Entwicklungen in der Beziehung von Christen und Muslimen fest. „Es gibt bedeutende Fortschritte. Alle achten sehr darauf, kein Feuer zu entfachen. Wir haben aus der Geschichte gelernt“, sagte Gazzerra gegenüber KIRCHE IN NOT, das die Arbeit des italienischen Missionars seit Langem unterstützt.

 

Der Bischof zeigte sich erfreut, dass in einigen Orten Imame an Weihnachten oder Ostern zu den Gottesdiensten in die Kirche gingen. Eine Initialzündung für das neue Miteinander sei auch der Besuch von Papst Franziskus vor zehn Jahren gewesen: „Sein Kommen hat den interreligiösen Dialog in einer Phase sehr hoher Spannungen gefördert.“

Aurelio Gazzera, Koadjutor-Bischof von Bangassou/Zentralafrikanische Republik.
Damals, auf dem Höhepunkt der Gewalt, hätten Beobachter dem Papst abgeraten, in die Zentralafrikanischen Republik zu kommen, erinnerte der Bischof. Franziskus habe sich davon aber nicht beirren lassen. Beim öffentlichen Gottesdienst am 30. November sei es zu einer bewegenden Szene gekommen, berichtete Gazzerra: „Damals zog der Präsident des Höchsten Islamischen Rates der Zentralafrikanischen Republik in das Stadion ein. Er wurde von den Gläubigen begeistert begrüßt. Das war ein unvergesslicher Moment der Brüderlichkeit.“

 

„Unvergesslicher Moment der Brüderlichkeit“

Im Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik standen sich zwei Milizen gegenüber: die Séléka, ein Bündnis mehrheitlich muslimischer Rebellengruppen, und die Anti-Balaka, die sich überwiegend aus christlichen und animistischen Kämpfern zusammensetzte. Beide Seiten werden für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.

Treffen von christlichen und muslimischen Vertretern in der Zentralafrikanischen Republik. In der Mitte: Dieudonné Kardinal Nzapalainga, Erzbischof von Bangui, der Hauptstadt des Landes.
Trotz dieser Zusammensetzung der Milizen sei der Krieg kein Konflikt zwischen Christen und Muslimen gewesen, stellte Gazzerra klar: „Es wurde öffentlich so dargestellt, aber das ist nicht wahr. Es war vor allem ein ethnischer und politischer Konflikt, auch wenn die Beteiligten unterschiedlichen Religionen angehörten.“

 

Priester und Ordensfrauen setzten sich unter Lebensgefahr für Muslime ein

Der Bischof erinnerte daran, dass viele Ordensfrauen und Priester sich während des Krieges mutig für ihre muslimischen Nachbarn eingesetzt hätten. So hätten Anti-Balaka-Kämpfer ein Kloster überfallen, das muslimische Flüchtlinge aufgenommen hatte. „Daraufhin ging eine der Schwestern unter Lebensgefahr zum Anführer der Miliz und sagte: ,Du bist ein Verbrecher. Du hast kein Recht, einen Ort zu betreten, an dem sich Flüchtlinge aufhalten. Du musst sie freilassen.‘ Und das tat er dann auch.“

Ein Imam spricht bei einer kirchlichen Feier in Bangassou (Zentralafrikanische Republik).
Diese Solidarität und der Einsatz der Kirche für den interreligiösen Dialog trage jetzt nach dem Ende der Kämpfe in den meisten Landesteilen Früchte, betonte Bischof Gazzerra: „Mein Traum ist es, dass die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik in Würde leben können. Dieses Land hat so viel zu bieten, wenn wir alle – Christen, Muslime, Angehörige anderer Religionen – zusammenarbeiten.“

 

700 000 Kriegsflüchtlinge

Rund drei Viertel der fünf Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik sind Christen, etwa 13 Prozent Muslime. Das Land gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, der Bürgerkrieg hat schätzungsweise 700 000 Menschen heimatlos gemacht. Ein 2019 geschlossener Waffenstillstand war ein Jahr später wieder aufgekündigt worden. Die zentralafrikanische Regierung hatte 2021 die russische Wagner-Gruppe (jetzt „Africa-Corps“) ins Land geholt, um gegen die Rebellen vorzugehen. Heute haben sich die Milizen in zahlreiche Untergruppen gespalten, von denen einige noch in ländlichen Regionen aktiv sind.

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