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Eine Serie brutaler Überfälle auf Gemeinden im Zentrum Nigerias hat mindestens 36 Todesopfer gefordert. Mehrere Menschen wurden zudem verletzt oder entführt.

 

Die Überfälle, die lokalen Quellen zufolge militanten Angehörigen der Fulani-Hirtengemeinschaft zugeschrieben werden, ereigneten sich zwischen dem 24. und 26. Mai in mehreren Dörfern im Bundesstaat Benue. Unter den Opfern befinden sich ein Polizist sowie zahlreiche Zivilisten, die offenbar gezielten Angriffen auf landwirtschaftlich geprägte Siedlungen zum Opfer fielen.

Überlebende einer Fulani-Attacke in Nigeria.
Der erste Vorfall ereignete sich am 24. Mai in Tse Orbiam im Verwaltungsbezirk Gwer West. Dort wurde Father Solomon Atongo aus der Pfarrei Jimba angeschossen. Ori Hope Emmanuel von der Stiftung für Gerechtigkeit, Entwicklung und Frieden der Diözese erklärte gegenüber KIRCHE IN NOT: „Am Abend seiner Rückkehr von einer Gedenkfeier zu Ehren zweier 2018 getöteter katholischer Priester wurde Father Solomon Atongo von bewaffneten Angreifern ins linke Bein geschossen. Seine zwei Begleiter wurden von den Angreifern entführt. Pater Atongo wird medizinisch versorgt.”

 

Kritik an Untätigkeit der Sicherheitskräfte

Zur gleichen Zeit wurde ein Landwirt, der gerade seine Arbeit beendet hatte, auf seiner Farm erschossen.

In einer Stellungnahme kritisierte Pater Oliver Ortese, Vorsitzender des Internationalen Beirats der Diözese Makurdi im Südosten Nigerias, die Untätigkeit der Sicherheitskräfte während des Angriffs: „Ganz in der Nähe befindet sich ein Militärposten mit Soldaten der nigerianischen Armee. Und genau dort ereignete sich der Angriff. Das wirft viele Fragen auf. Haben die Soldaten während der Schießerei geschlafen?”

Bischof Wilfred Chikpa Anagbe aus dem Bistum Makurdi im Südosten Nigerias.
Am folgenden Tag eskalierte die Gewalt weiter: In Aondona, ebenfalls im Bezirk Gwer West gelegen und Heimatdorf des Bischofs von Makurdi, Wilfred Chikpa Anagbe, wurden 20 Menschen getötet. Die schwer bewaffneten Angreifer „eröffneten wahllos das Feuer, töteten Zivilisten und verursachten allgemeine Panik und Verwirrung“, sagte Ori Hope Emmanuel. „Viele Bewohner flohen, um sich in Sicherheit zu bringen.“

 

„Wahllos auf Zivilisten gefeuert“

Die in Aondona lebenden Priester und Ordensschwestern konnten nach Taraku fliehen, einem nahe gelegenen Dorf, wo zahlreiche Überlebende der Tragödie in der katholischen Kirche St. Patrick Zuflucht fanden.

Ebenfalls am 25. Mai wurden im Dorf Yelewata in der Region Guma drei Mitglieder einer Familie getötet – ein Vater, sein jugendlicher Sohn und ein zweijähriger Junge. Die Mutter wurde schwer verletzt. Zuvor war ein 67-jähriger Bauer brutal misshandelt worden, seine Maniok-Ernte wurde zerstört.

Flüchtlingslager im Bistum Makurdi.
Am 26. Mai kam es zu fünf weiteren Angriffen in Tse Orbiam und sechs in Ahume, beide in der Region Gwer West. Laut Ori Hope Emmanuel schossen die Täter „wahllos auf Menschen, was erneut zu mehreren Todesfällen führte, darunter ein Polizeibeamter, der in der Region im Sondereinsatz war”.

 

„Man kann sich kaum vorstellen, wie unsere Realität hier aussieht”

Der bislang letzte gemeldete Angriff ereignete sich ebenfalls am 26. Mai: Bewaffnete Männer eröffneten das Feuer auf Anwohner und Reisende und verletzten sechs Menschen auf der Straße von Naka nach Adoka. Eine Person wurde dabei getötet.

Pater Ortese verurteilte die verheerenden Auswirkungen der wiederholten Überfälle auf die lokalen Gemeinden: „Sie führen zu humanitären Krisen, weil die Überlebenden in Lagern Zuflucht suchen müssen, wo sie als Bettler um ihr Überleben kämpfen. Man kann sich kaum vorstellen, wie unsere Realität hier aussieht – das ist Horror. Das ist Terror.”

Katholiken im Bistum Maiduguri (Nigeria) beten den Kreuzweg.
Die anhaltenden Konflikte zwischen nomadischen Hirten und sesshaften Bauern im sogenannten Mittleren Gürtel Nigerias haben vielschichtige Ursachen: Konkurrenz um Land und Wasser, ethnische Spannungen sowie politische und religiöse Gegensätze. In diesem toxischen Umfeld sind Fulani-Terroristen entstanden – eine gewaltbereite Minderheit innerhalb der schätzungsweise 12 bis 16 Millionen Fulani in Nigeria.

 

Anhaltende Konflikte haben vielschichtige Ursachen

KIRCHE IN NOT bittet um Gebete für die Verstorbenen, für die von der Gewalt betroffenen Familien, für die Genesung der Verletzten und für die sichere Rückkehr der Entführten. Das Hilfswerk unterstützt die Diözese mit Nothilfe, Traumabehandlung und pastoralen Projekten und fordert besseren Schutz für gefährdete Gemeinden.

Gleichzeitig ruft KIRCHE IN NOT die internationale Gemeinschaft zur Solidarität mit den Opfern dieser Gewalt auf.

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Nigeria mit Ihrer Spende – online oder auf auf folgendes Konto:

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Verwendungszweck: Nigeria

Nigerias Christen trotzen Terror und Verfolgung mit Glaubensfreude

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KIRCHE IN NOT veröffentlicht eine neue Ausgabe der Reihe „Glaubens-Kompass“, die dem heiligen Pfarrer von Ars, Jean-Marie Vianney (1786–1859), gewidmet ist – dem Patron aller Priester. Am 31. Mai ist der 100. Jahrestag seiner Heiligsprechung.

 

Auf 16 illustrierten Seiten im Format DIN A6 stellt KIRCHE IN NOT das Leben des Priesters vor, der im französischen Dorf Ars in der Nähe von Lyon wirkte. Trotz seiner bescheidenen Bildung und vieler Widerstände wurde Vianney zu einem gefragten Seelsorger und Vorbild priesterlicher Existenz. Sein Leben war geprägt von Gebet, Fasten, der Feier der Eucharistie und einem unermüdlichen Dienst im Beichtstuhl.

 

Titelbild des Glaubens-Kompasses über Pfarrer von Ars.
Papst Benedikt XVI. bezeichnete den Pfarrer von Ars als „in Christus Verliebten“ und rief im Jahr 2009 zum 150. Todestag Vianneys ein „Jahr des Priesters“ aus. Der neue „Glaubens-Kompass“ beleuchtet zentrale Aspekte seines Wirkens: seine Liebe zur Eucharistie, seine Einfachheit, seine Hingabe an die Seelsorge und seine Bedeutung als Patron und Vorbild für Priester.

 

Der Glaubens-Kompass „Der heilige Pfarrer von Ars“ eignet sich zur Verteilung in Pfarreien oder als Geschenk für Priester, Seminaristen und alle, die für geistliche Berufungen beten. Er ist unentgeltlich bestellbar unter: www.kirche-in-not.de/shop oder mit Angabe der Artikelnummer 10407 bei KIRCHE IN NOT, Lorenzonistraße 62, 81545 München, Telefon: 089 / 64 24 88 80, E-Mail: kontakt@kirche-in-not.de.

Eine Einladung zur Beichte

Trotz anhaltender Kämpfe im Gaza-Streifen harren dort immer noch rund 500 Menschen in der einzigen katholischen Pfarrei aus. Wie der Pfarrer von Gaza-Stadt, Pater Gabriel Romanelli, in einem Gespräch mit KIRCHE IN NOT sagte, sei die Situation „sehr schlecht“: „Wir müssen alles, was wir haben, rationieren. Nur dadurch können wir die Flüchtlinge auf dem Grundstück und die Menschen außerhalb unterstützen.“

 

Dennoch habe er es kürzlich geschafft, Wasser an die Menschen zu verteilen. Die Gemeinde versorge nicht nur die Menschen, die sich in den Räumen der Pfarrei aufhalten, sondern auch die Nachbarn – darunter einige muslimische Familien.

Da Israel drei Monate lange Hilfslieferungen nach Gaza verweigerte, sei auch keine Hilfe angekommen, so Pater Romanelli. Erst am 22. Mai erlaubte Israel 90 Lkw mit Hilfsgütern die Zufahrt nach Gaza, geschätzt wären täglich jedoch rund 500 Lkw notwendig.

Pater Gabriel Romanelli feiert die heilige Messe in der Pfarrkirche „Heilige Familie“ in Gaza-Stadt. © Pfarrei Heilige Familie
Man versuche in der Pfarrei, das Leben so gut wie möglich zu gestalten, auch wenn man häufig Granaten höre und Geschosse das Pfarreigrundstück erreichten, sagte Pater Romanelli weiter. Für die vielen Kinder in der Pfarrei gebe es weiterhin Schulunterricht. Auch das kirchliche Leben versuche man aufrechtzuerhalten, wie zum Beispiel eine tägliche heilige Messe, Gebetszeiten und wöchentliche Bibelgespräche.

 

„Niemand spricht vom Ende des Krieges“

Unter den rund 500 Frauen, Männern und Kindern sei auch eine Gruppe von Menschen mit Behinderung, die von Ordensfrauen der „Missionarinnen der Nächstenliebe“ betreut werden.

Die Menschen versuchten, nur noch zu überleben, so Pater Romanelli. Er stelle fest, dass mentale Krankheiten wie Depressionen zunehmen: „Das Schlimmste ist, dass niemand vom Ende des Krieges spricht“, klagt der Pfarrer. „Deshalb beten wir und bitten auch alle, für den Frieden zu beten und daran zu arbeiten.“

Schulklasse in Gaza (Foto: Pfarrei Heilige Familie).
Seit Beginn des Krieges als Reaktion auf den Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober 2023 sind bereits mehr als 50 Christen gestorben. Einige wurden getötet, andere starben aufgrund des Mangels an medizinischer Versorgung. Vor dem Krieg lebten rund 1000 Christen im Gazastreifen.

 

KIRCHE IN NOT steht in engem Kontakt mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, um die Hilfe für die christliche Minderheit im Gaza-Streifen und den anderen Teilen des Heiligen Landes aufrechtzuerhalten. Die Hilfe geht unvermindert weiter.

Unterstützen Sie die Nothilfe der Kirche im Heiligen Land. Spenden Sie entweder online oder auf folgendes Konto:

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Pater Gabriel Romanelli aus Gaza-Stadt

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Die ostkirchlichen Projektpartner von KIRCHE IN NOT haben ihr Treffen mit Papst Leo XIV. als Signal der Wertschätzung und Hoffnung bezeichnet. Am 14. Mai hatte der neue Papst Geistliche und Gläubige der katholischen Ostkirchen empfangen, die zur Feier des Heiligen Jahres nach Rom gekommen waren. Dabei hatte er auch die zahlreichen Märtyrer aus ihren Reihen gewürdigt und an Verfolgung, Exil und Krieg erinnert, unter der zahlreiche Christen in Osteuropa und im Nahen Osten leiden.

 

„Der Papst weiß, was die Ostkirchen durchmachen“, erklärte der armenisch-katholische Erzbischof von Aleppo/Syrien, Boutros Marayati, im Gespräch mit KIRCHE IN NOT. Die Worte von Leo XIV. hätten vielen Christen im Nahen Osten neue Hoffnung geschenkt, die sich oft von der Welt vergessen fühlten.

Papst Leo XIV. bei der Begegnung mit Vertretern der katholischen Ostkirchen.
Wichtig sei es gewesen, dass der Papst die Gläubigen gebeten habe, in ihren Heimatländern zu bleiben und die Gesellschaft mitzugestalten, betonte Kurienbischof Hani Bakhoum Kiroulos vom koptisch-katholischen Patriarchat von Alexandria/Ägypten. „Der Papst hat uns seine Vision von Einheit und Frieden vermittelt. Wir müssen unsere Traditionen bewahren und für einen Frieden beten, der auf Vergebung beruht und auf dem Mut, ein neues Kapitel in der Geschichte unserer Völker aufzuschlagen.“

 

Auch viele Gläubige in Europa und Amerika berührt

„Der Papst hat uns stolz gemacht“, erklärte der syrisch-katholische Erzbischof von Adiabene im Nordirak, Nizar Semaan. „Manchmal denken wir, dass wir nichts zu bieten haben, dass wir wenige sind. Aber Leo XIV. hat uns daran erinnert, dass unsere Liturgie und unsere Spiritualität Schätze sind, die wir mit der Welt teilen müssen.“

Der aktuell jüngste Bischof der Weltkirche, der 42-jährige Jules Boutros von der syrisch-katholischen Kirche im Libanon berichtete, er von zahlreichen Geistlichen und Gläubigen aus Amerika und Europa auf die Rede angesprochen worden. „Die Rede hat auch viele Menschen des lateinischen Ritus berührt, die mit Bewunderung unsere Präsenz und unsere Traditionen entdecken. So etwas haben wir vorher lange nicht erlebt.“

Bei einem Gottesdienst im Petersdom: Der melkitische griechisch-katholische Patriarch Youssef Absi (links) mit einem Bischof der armenisch-katholischen Kirche in Aleppo.
Auch in der kriegsgeplagten Ukraine seien die Worte des Papstes bei vielen Gläubigen der griechisch-katholischen Kirche positive aufgenommen worden, berichtete Bischof Mychajlo Bubnij aus Odessa. Viele Menschen hofften, dass der neue Papst in die Ukraine komme: „Leo XIV. hat die Einladung angenommen und wird alles in seiner Macht Stehende tun, um diese Reise zu ermöglichen.“

 

„Der Heilige Vater ermutigte die verfolgte und leidende Kirche“

Der Papst hatte in seiner Ansprache auch die Situation in der Region Tigray im Norden Äthiopiens angesprochen. Dort war es während des Bürgerkriegs von 2020 bis 2022 zu furchtbaren Gewaltexzessen gekommen. Dieses Mitgefühl habe ihn tief bewegt, sagte der äthiopisch-katholische Bischof von Adigrat, Tesfasellassie Medhin: „Der Heilige Vater ermutigte die verfolgte und leidende Kirche und sprach davon, wie sie den anderen Gläubigen Hoffnung gibt.“

KIRCHE IN NOT ist den katholischen Ostkirchen seit über 70 Jahren eng verbunden. Im vergangenen Jahr hat das Hilfswerk 565 Projekte der mit Rom unierten Kirchen unterstützt, unter anderem in der Ukraine, Syrien, im Libanon und Indien. Auch fördert das Hilfswerk gemeinsame Projekte von Gemeinden und Diözesen des lateinischen und byzantinischen Ritus, besonders in Kriegs- und Krisenregion.

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Pater Nikodemus Schnabel über die katholisch-orthodoxe Ökumene

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Papst Leo XIV. war als Priester und Bischof über 30 Jahre in Peru tätig. KIRCHE IN NOT hat seine Arbeit unterstützt. Worin diese Hilfe bestand und vor welchen Herausforderungen die Christen in Peru stehen, berichtet Luis Vildoso. Er ist Projektleiter von KIRCHE IN NOT für Lateinamerika und stammt selbst aus Peru.

 

Herr Vildoso, wie hat KIRCHE IN NOT mit Robert Francis Prevost, dem heutigen Papst Leo XIV., zusammengearbeitet?
Es war eine enge und geschwisterliche Kooperation. Der jetzige Papst kam schon 1985 als Augustiner-Missionar nach Peru. Er war zuerst in Pfarreien in der Nähe von Chulucanas tätig. Das ist ganz im Nordwesten von Peru, nahe der Grenze zu Ecuador. Später war er in der Priesterausbildung tätig, bevor er 2014 Bischof von Chiclayo wurde, ebenfalls im Nordwesten Perus an der Pazifikküste. Er hat dann auch ab 2020 ein gutes Jahr die Diözese Callao verwaltet.

Der heutige Papst Leo XIV. als Bischof bei einem Pfarreibesuch in Peru. © Vatican Media
Papst Leo XIV. hat in all diesen Jahren großen pastoralen Eifer und Sensibilität für die Nöte der Menschen gezeigt. KIRCHE IN NOT konnte in allen seinen Wirkungsfeldern verschiedene Projekte fördern: ein Priesterseminar, Schwesterngemeinschaften, den Bau von Seelsorgezentren, die Instandsetzung von Kapellen in ländlichen Regionen, die Schulung von Katecheten und den Religionsunterricht.

 

Vielseitige Hilfe in „Papst-Diözesen“

KIRCHE IN NOT hat auch Priester in der „Papst-Diözese“ mit Mess-Stipendien unterstützt. Das sind freiwillige Gaben für die Feier einer heiligen Messe in einem bestimmten Anliegen. Da die Diözesen den Priester nur sehr wenig Lohn zahlen können, ist diese Unterstützung überlebenswichtig. Selbstverständlich setzen wir unsere Hilfen für Peru weiter fort.

Luis Vildoso, Projektreferent von KIRCHE IN NOT für Lateinamerika, bei einer Projektreise in Bolivien.
Was sind die größten Herausforderungen für die Kirche in Peru?
Die erste Herausforderung ist der Priestermangel. Ein Priester in Peru betreut im Schnitt 10 000 Menschen, manchmal mehr. In Europa kommen auf einen Priester etwa 1500 Gläubige. Und man muss bedenken, dass in Lateinamerika die Bindung zur Kirche weit höher ist und es zudem weniger Anlaufstellen für Menschen in Not gibt. Deshalb liegt für uns ein Fokus darauf, angehende Priester zu unterstützen – und ebenso die Berufungspastoral.

 

Priestermangel und weite Wege

Peru ist nach Brasilien und Argentinien das drittgrößte Land Südamerikas. Geografisch reicht es vom Meer bis zu Regionen auf über 6000 Meter Höhe. In abgelegenen Gebieten ist oft die Kirche die einzige Institution vor Ort. KIRCHE IN NOT fördert deshalb Autos, Geländefahrzeuge oder auch Boote, damit die kirchlichen Mitarbeiter in den riesigen Gebieten die Menschen erreichen können.

Die dritte Herausforderung ist die Landflucht in die Großstädte, wie überall in Lateinamerika. Die Kirche kümmert sich um diese Zuwanderer, darum unterstützen wir den Bau von Seelsorgezentren und Kapellen gerade an den Stadträndern. Die Kirche schult freiwillige Helfer für die Betreuung der Menschen, die oft in Armut leben. Auch dabei hilft KIRCHE IN NOT.

Marienprozession im Bistum Chiclayo, wo Papst Leo XIV. zuvor Bischof war.
Was bedeutet es für KIRCHE IN NOT, dass ein früherer Projektpartner zum Papst gewählt wurde?
Es ist eine große Freude und ein Segen! Papst Leo XIV. kennt die Herausforderungen der Weltkirche. Er hat eine große Zuneigung zur Kirche in Lateinamerika. Das habe ich bei einer persönlichen Begegnung mit ihm selbst erfahren. KIRCHE IN NOT hat ja auch mit dem damaligen Kardinal Prevost zusammengearbeitet, als er Präsident der Päpstlichen Kommission für Lateinamerika war.

 

Nationalbüro von KIRCHE IN NOT in Lima

Er kennt unsere Arbeit gut. Seine Gesten der Dankbarkeit für die Unterstützung haben mich sehr berührt. Sie sind ein Aufwind für unsere Mission: Brücken der Liebe zu bauen zu den Christen weltweit, die unter Not und Verfolgung leiden. Das ist keine Einbahnstraße: KIRCHE IN NOT konnte 2024 ein Büro in der peruanischen Hauptstadt Lima eröffnen, das jetzt über die Lage der verfolgten Kirche informiert und um Spenden bittet. Das zeigt: Wir sind als Weltkirche miteinander und als Geschwister im Glauben solidarisch.

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In der im Norden Brasiliens gelegenen Pfarrei von Placas freuen sich die Gläubigen: Kürzlich wurde die mit der Hilfe unserer Wohltäter renovierte und erweiterte Kirche „Unserer Lieben Frau von Aparecida“ feierlich eingeweiht. Fast 77.000 Euro hatten Wohltäter von KIRCHE IN NOT für die Renovierung und Erweiterung ermöglicht.

 

Die Pfarrei war in den 1970er-Jahren gegründet worden, als mit dem Bau der Transamazonica, einer über 4300 Kilometer langen Straße durch Amazonien, immer mehr Menschen aus anderen Landesteilen in diese Region kamen. Ihr gehören 33 Ortschaften an, die bis zu 70 Kilometer vom Sitz der Pfarrgemeinde entfernt sind.

Altarweihe der neuen Kirche in Placas durch Bischof Joao Muniz Alves.
1979 wurde die erste Kapelle errichtet, 1986 eine Kirche erbaut. Allerdings wurden die Arbeiten von freiwilligen Helfern und nicht von Experten ausgeführt, sodass im Laufe der Zeit großer Renovierungsbedarf bestand. Bei Regen drang beispielsweise Wasser durch das Dach.

 

Pfarrkirche war zu klein geworden

Außerdem war die Kirche inzwischen zu klein geworden. Die Pfarrei zählt 14 000 Gläubige, im Inneren der Pfarrkirche fanden aber nur etwas mehr als 260 Menschen Platz. So entstand der Plan, das Gotteshaus nicht nur zu renovieren, sondern auch zu erweitern. Die Gläubigen starteten verschiedene Aktionen, um die notwendigen finanziellen Mittel dafür zu sammeln, aber leider reichte das Geld nicht. So wurde KIRCHE IN NOT um Hilfe gebeten, und unsere Wohltäter haben großzügig auf diese Bitte reagiert.

Luftaufnahme der neuen Kirche in Placas (Brasilien).
Pfarrer Antonio Rodrigues da Silva schreibt uns: „Die Herausforderungen, die mit dem Umbau und der Erweiterung unserer Pfarrkirche verbunden waren, erforderten einen unerschütterlichen Glauben an die Göttliche Vorsehung und an die Fürsprache der Gottesmutter. Mit der finanziellen Hilfe von KIRCHE IN NOT wurde dieser Traum konkret. Von da an erhielt die Arbeit und vor allem das Gebet der gesamten örtlichen Gemeinschaft neuen Schwung.“

 

„Verwirklichung eines Traums“

Ein Gemeindemitglied ergänzt: „Möge die Verwirklichung dieses Traums weiterhin mehr Gläubige in unsere Gemeinde bringen! Danke an unsere Freunde von KIRCHE IN NOT, die an unseren Traum geglaubt haben.“

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Lateinamerika: Ein Kontinent im Wandel

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Als sich Mathieu 2003 entschloss, Katechet zu werden, konnte er nicht ahnen, welcher Kreuzweg daraus für ihn und seine Frau werden würde. Die Rolle der Katecheten in Burkina Faso und anderen afrikanischen Ländern ist in Europa wenig bekannt: Nach vierjähriger Ausbildung betreuen Katecheten katholische Gemeinden in entlegenen Gebieten. Sie begleiten die Gläubigen im Alltag, bereiten sie auf die Sakramente vor, leiten Sonntagsandachten und fungieren als Brücke zum oft kilometerweit entfernten Pfarrer.

 

Das westafrikanische Burkina Faso ist eines der Epizentren des Islamismus in der Sahelzone. Nahezu die Hälfte des Landes wird von Terrorgruppen kontrolliert. Terror und Gewalt treffen alle Bevölkerungsgruppen. Beobachter stellen jedoch auch gezielte Attacken auf christliche Bewohner fest, die rund ein Viertel der Einwohner des Landes ausmachen.

KIRCHE IN NOT unterstützt in Burkina Faso neben der Ausbildung und der Arbeit von Katecheten unter anderem katholische Schulen, kirchliche Flüchtlingslager und die seelsorgerische Begleitung von traumatisierten Menschen.

Katechet Mathieu aus Burkina Faso war mit seiner Frau vier Monate in den Fängen von Terroristen.
„Als meine Frau und ich als Katecheten anfingen, war es noch friedlich“, erzählt Mathieu. „Das Gemeindeleben lief störungsfrei, wir kamen auch gut mit den muslimischen Nachbarn aus. Wir hielten ein paar Tiere und bewirtschafteten etwas Land“, erzählt Mathieu. „2018 jedoch erlebte Baasmere den ersten Überfall von Extremisten.“

 

Erste Warnungen

Das Dorf Baasmere, zur Diözese Dori gehörend, ist Teil der Pfarrei Aribinda im Norden von Burkina Faso. Die kleine katholische Gemeinde zählt etwa 150 bis 200 Mitglieder. Der Katechet erklärte sich dazu bereit, KIRCHE IN NOT seine Geschichte bei einem Besuch des Hilfswerks in Burkina Faso zu erzählen. Seine Frau bleibt dem Gespräch fern – die Wunden des Erlebten schmerzen noch zu sehr.

„Es kamen Männer in mein Haus und forderten mich auf, nicht mehr zu beten und keine religiösen Veranstaltungen mehr zu organisieren“, berichtet Mathieu. „Wenn du weitermachst, wird dir etwas Schlimmes passieren“, drohten sie. „Natürlich hatte ich Angst“, gesteht der Katechet und fünffache Vater, „aber ich dachte: Ich kann nicht aufhören, Gottes Wort zu verkünden. Also machte ich weiter.“

Eine geflüchtete Familie in Burkina Faso. © Kirche in Not
Dann kamen sie ein zweites Mal: „Sie warfen mir vor, weiter zu beten und Andachten zu leiten“, erinnert sich der Katechet. Nach dieser erneuten Drohung trafen sich die Katecheten der Region mit dem zuständigen Pfarrer und dem Bischof. Alle beschlossen zu bleiben, aber auch, unauffälliger zu agieren. Seine Frau brachte Mathieu am Schulort der Kinder, einige Kilometer entfernt, in Sicherheit. Sie erwartete ihr sechstes Kind.

 

Die Entführung

Am Samstag vor Pfingsten kehrte seine Frau zurück, damit sie den Feiertag gemeinsam verbringen konnten. Es war der 20. Mai 2018. Um die Mittagszeit drangen zwölf bewaffnete Männer in Mathieus Haus ein. Sie fragten ihn: „Was tust du noch hier?“ Er antwortete: „Ich bin Katechet, ich erfülle meine Aufgabe.“ Daraufhin zwangen sie ihn zu Boden, verbanden ihm die Augen, und fesselten ihn. Sie zerrten ihn hinaus und setzten ihn zwischen zwei Terroristen auf ein Motorrad.

„Ich dachte, ich würde sterben“, erinnert sich Mathieu. Mit verbundenen Augen konnte er nicht bemerken, dass auch seine Frau Pauline gefangen genommen worden war. „Erst nach der ersten Nacht, als sie mir die Augenbinde abnahmen und die Fesseln lösten, wurde mir klar, dass sie bei mir war; es war schrecklich“, erzählt Mathieu.

Rosenkranzgebet in einem Wallfahrtsort in Burkina Faso.
Die jüngsten Angriffe machten Hoffnungen auf eine Entspannung der Lage in Burkina Faso wieder zunichte. Zahlreiche Vertriebene hatten begonnen, in ihre Dörfer zurückzukehren, die sie wegen der Terrorangriffe verlassen mussten. „Die Angst in der Bevölkerung sitzt tief. Dennoch wollen viele Christen trotz der neuen Angriffe in ihren Dörfern bleiben“, sagte der anonyme Ansprechpartner.

 

Fast die Hälfte des Landes in der Hand von Terroristen

 

Im aktuellen Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025“, der am 21. Oktober erschienenen ist, warnt KIRCHE IN NOT mit Nachdruck vor der Misere in Burkina Faso. Seit 2015 haben Dschihadisten mehr als 20 000 Menschen getötet, zwei Millionen Menschen mussten fliehen.

Eine Frau in einem Flüchtlingslager zeigt ihren Rosenkranz.
So abrupt wie die Entführung begonnen hatte, ging sie auch zu Ende. Nachdem die Terroristen sie in einer Einöde ausgesetzt hatten, half ihnen ein Hirte, ein Fahrzeug zu finden, das sie direkt ins nächste Krankenhaus brachte. Pauline konnte behandelt werden, doch ihr ungeborenes Baby war tot. Bei dieser Erinnerung werden Mathieus Augen trüb vor Trauer.

 

Die Befreiung … und die Trauer

Trotz des Terror-Risikos beschloss Mathieu, wieder in sein Dorf zurückzukehren: Es war nichts mehr übrig, alles war zerstört worden. Doch in der Asche seines Hauses entdeckte er zwei Dinge: seinen Personalausweis und die Bibel.

Als der Bischof ihm nahelegte, nach all dem, was er erlitten hatte, sich vorzeitig zur Ruhe zu setzen, erwiderte Mathieu: „Ich will nicht ruhen, ich möchte meinem Volk dienen. Man muss bezeugen, wem man folgt und Gott die Treue halten.”

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Burkina Faso und den Einsatz für Terrorbetroffene mit Ihrer Spende:

José Filiberto Velázquez Florencio leitet im Bistum Chilpancingo-Chilapa im Süden von Mexiko ein Zentrum für Betroffene der Bandengewalt. „Ich fühle mich hier wie ein Kriegsseelsorger“, sagt der Priester, den alle nur „Pfarrer Fili“ nennen. Er vermittelt zwischen Behörden, Bevölkerung und kriminellen Banden, die hauptsächlich vom Menschen- und Drogenhandel leben. So möchte er mäßigend auf sie einwirken, auch wenn es ständige Lebensgefahr bedeutet – für Pfarrer Fili, aber auch für die anderen Seelsorger Mexikos.

 

Über seine Arbeit und was ihm trotzdem Kraft gibt, hat Pfarrer Fili gesprochen, als er KIRCHE IN NOT Deutschland besucht hat.

KIRCHE IN NOT: Pfarrer Fili, erzählen Sie uns etwas über die aktuelle Situation in Mexiko.
José Filiberto Velázquez Florencio: Mexiko ist mit einer sehr schwierigen Realität konfrontiert, die viele Menschen durchleben. Es geht um die „Krise des Verschwindenlassens“. Menschen, die entführt wurden, verschwinden in diesem fast endlosen Krieg, der 2006 begonnen und fast 400 000 Todesopfer gefordert hat. Über 100 000 Menschen gelten als vermisst.

José Filiberto Velázquez Florencio beim Jahresauftakt von KIRCHE IN NOT Deutschland 2025 in Köln
Sie sprechen von einem Krieg. Was für ein Krieg ist das?

Als ich in den USA studierte, habe ich erfahren, dass im Bundesstaat Guerrero im Süden von Mexiko über Nacht 43 Studenten spurlos verschwunden waren. Für mich war das eine schockierende Nachricht, wie das in Mexiko passieren konnte. Das hat mir gezeigt, dass wir einen „inneren Krieg“ haben. Unsere Politiker nennen ihn nicht so. Offiziell spricht niemand von einem Krieg. Aber die Menschen erleben ihn.

 

 

„Wir haben einen ,inneren Krieg‘“

Sind diese organisierten Verbrechergruppen also ein Staat im Staat?
Die jahrelange Korruption hat es diesen Gruppen ermöglicht, zu wachsen und sich in den Gemeinden und der Gesellschaft zu verwurzeln. Das hat Auswirkungen, denn die Wirtschaft dreht sich um diese Art von Geschäft. Wir stehen vor der Herausforderung, so nah an den Vereinigten Staaten zu leben, mit dieser riesigen Bevölkerung, die Drogenproduktion verlangt – Kokain, Heroin und auch Fentanyl, das eigentlich als Schmerzmittel dient. Das ist unser Dilemma.

Sie stehen in Kontakt mit den Banditen, aber auf der anderen Seite auch mit der Polizei. Wie bewegen Sie sich zwischen den beiden Seiten?
Wir als Kirche sind die einzige Institution, der die Menschen vertrauen. Deshalb kommen beide Seiten zu uns, um mit uns zu sprechen. Wenn zum Beispiel jemand getötet wurde oder etwas ähnlich Schlimmes passiert ist und die Polizei etwas herausfinden will, rufen sie mich an. Ich habe dann die Aufgabe, Kontakt mit der anderen Seite aufzunehmen und zu fragen, was sich ereignet hat.

Pfarrer Fili verteilt Lebensmittel an bedürftige Personen in Guerrero.
Wie kann man sich diese kirchliche Vermittlerrolle konkret vorstellen?
Wir begannen, Dialoge zu fördern, wenn zwei Menschen oder verschiedene Gruppen nicht über ihre Probleme sprechen können. Wir versuchen, sie zu solchen Dialogen einzuladen. Wir lassen sie „Verträge“ schließen. Diese Verträge dauern zunächst drei bis sechs Monate, bewirken aber dann große Veränderungen im Leben der Menschen, weil sie den Krieg und die Morde beenden.

 

„Auf mich wurden schon zweimal Anschläge verübt“

In dieser Vermittlerrolle liegt auch eine große Gefahr. Mexiko gilt nach wie vor als eines der Länder, in dem weltweit die meisten Priester ermordet werden.
Ich möchte an einen Mitbruder erinnern, Pater Marcello. Er war Priester aus der Diözese San Cristóbal de Las Casas im Bundesstaat Chiapas im äußersten Süden Mexikos. Er wurde im vergangenen Oktober ermordet. Er war Vermittler zwischen den Konfliktgruppen, zwischen der Regierung und mehreren Banden. Einer dieser Gruppen gefiel das Ergebnis nicht. Sie beschlossen, ihn zu töten, nachdem er am Sonntag die heilige Messe beendet hatte. Sie warteten vor der Kirche auf ihn und töteten ihn. So etwas kann auch mir jederzeit passieren. Auch auf mich wurden schon zweimal Anschläge verübt.

Eucharistische Anbetung unter freiem Himmel in Mexiko.
Woher nehmen Sie die Kraft, mit Ihrer Arbeit weiterzumachen?
Die Menschen geben mir Kraft. Ich denke an die Opfer, die Überlebenden, die Mütter, die ihre Kinder verloren haben, ihre Familien, die sie weiterhin suchen, und an ihren Glauben. Das motiviert mich, weiterhin bei ihnen zu bleiben.

 

Manchmal habe ich nicht genügend Mittel, um sie zu unterstützen. Ich habe nicht alle materiellen oder gar rechtlichen Möglichkeiten. Es sind die kleinen Dinge, die ich für sie tun kann: einfach an ihrer Seite zu sein.

Bitte unterstützen Sie Arbeit der Kirche in Mexiko und ihren Einsatz für Betroffene der Bandengewalt mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

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Verwendungszweck: Mexiko

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Katholische Priester aus der Türkei haben in einem Schreiben an KIRCHE IN NOT für die Unterstützung durch Mess-Stipendien gedankt. Sie seien nicht bloß ein Messopfer der Wohltäter, sondern eine wichtige Unterstützung für das Überleben der Priester in der Türkei, betonte der Apostolische Vikar von Istanbul, Bischof Massimiliano Palinuro.

 

Einst war die Türkei ein bedeutendes Zentrum des Christentums, viele biblische Orte liegen auf dem heutigen Staatsgebiet. Heute bilden Christen mit 0,1 Prozent der Gesamtbevölkerung jedoch nur noch eine winzige Minderheit – und sie leben weit verstreut.

Die Türkei ist mehr als doppelt so groß wie Deutschland, aber nur in drei katholische Kirchenprovinzen aufgeteilt: das Erzbistum Izmir sowie die Apostolischen Vikariate Anatolien (mit Sitz in Iskenderun) und Istanbul. „Wir sind nur wenige Priester und können nicht alle Gläubigen erreichen“, bedauert Pater Massimiliano Treti, einer von 26 Priestern im Apostolischen Vikariat Istanbul.

 

Basilika St. Antonius in Istanbul
Zur selben Kirchenprovinz gehört auch die Hauptstadt Ankara, wo Pater Seraphin Kazadi tätig ist. Er kümmert sich nicht nur um die dortige Pfarrgemeinde, sondern ist auch zuständig für die Studentenseelsorge an der Universität in Karabük, etwa 200 Kilometer nördlich der Hauptstadt. Die meisten der rund 80 katholischen Studenten stammen aus dem Ausland. Da es dort keine katholische Kirche gibt, muss Pater Seraphin für Gottesdienste einen Saal anmieten.

 

Nur 0,1 Prozent in der Türkei sind Christen

Die Mess-Stipendien durch KIRCHE IN NOT seien für ihn daher unverzichtbar, um die Reisekosten zu decken und die Saalmiete zu bezahlen, betonte er. Darüber hinaus werde mit den Mess-Stipendien auch die Seelsorgestelle für ausländische Studenten an der Universität Karabük unterstützt und aufrechterhalten.

Pater Seraphin Kazadi feiert mit katholischen Studenten der Universität Karabük einen Gottesdienst.
Aber auch in anderen Teilen des Vikariats sind Mess-Stipendien eine unverzichtbare Hilfe zur Existenzsicherung. Ein Priester, der in einer Pfarrei tätig ist, die überwiegend aus „Flüchtlingsfamilien und einigen Studenten aus Afrika“ besteht, und nicht namentlich genannt werden möchte, berichtet: „Wir erhalten keinerlei lokale Hilfe zum Unterhalt der Pfarrei. Ihre Unterstützung ist daher von entscheidender Bedeutung – für unsere Ordensgemeinschaft und für unsere Pfarrei.“

 

Keine lokale Hilfe zum Unterhalt der Pfarrei

Ein Mess-Stipendium ist eine freiwillige Gabe eines Wohltäters, mit der heilige Messen gestiftet und in einem bestimmten Anliegen gefeiert werden. Es ist eine wichtige Unterstützung für den Priester und seine Gemeinde – insbesondere in Ländern, in denen Priester nur wenig oder gar keinen Lohn erhalten.

Im Jahr 2024 hat KIRCHE IN NOT weltweit mehr als 40 000 Priestern durch Mess-Stipendien geholfen.

Interwiew mit Martin Kmetec, Erzbischof von Izmir

Rechtzeitig zur Wallfahrt zu den heiligen Marcellinus und Petrus am 1. Juni 2025 hat KIRCHE IN NOT eine neue Ausgabe seiner Reihe „Glaubens-Kompass“ veröffentlicht. Der Titel: „Die heiligen Märtyrer Marcellinus und Petrus und ihre Verehrung in Seligenstadt“.

 

Das kompakte Faltblatt stellt das Martyrium der beiden römischen Heiligen vor und zeichnet die Geschichte der Wallfahrt nach Seligenstadt nach. Seit der feierlichen Reliquienübertragung im Jahr 828 pilgern Gläubige zu den Gebeinen der beiden Blutzeugen. Bis heute ist die Basilika im hessischen Seligenstadt, zwischen Frankfurt und Aschaffenburg gelegen, ein Ort des Gebets und der Volksfrömmigkeit.

 

Titelbild des „Glaubens-Kompasses“ über die heiligen Marcellinus und Petrus
„Mit dem neuen Glaubens-Kompass wollen wir dazu beitragen, das geistliche Erbe von Seligenstadt neu bewusst zu machen – gerade auch für junge Menschen und Wallfahrtsgruppen, die Jahr für Jahr in die Stadt kommen“, erklärt Thomas Knapp von der Pfarrei St. Marcellinus und Petrus, die diesen Glaubens-Kompass in Zusammenarbeit mit KIRCHE IN NOT erstellt hat. Neben geschichtlichen Hintergründen bietet der Glaubens-Kompass auch Impulse zum Weiterdenken über Heiligkeit, gelebten Glauben und Gemeinschaft.

 

Infostand von KIRCHE IN NOT bei der Wallfahrt

Die Wallfahrt zu den heiligen Marcellinus und Petrus findet 2025 am Sonntag, 1. Juni, statt. KIRCHE IN NOT wird mit einem Info-Stand teilnehmen. Sie finden ihn vor der Basilika auf dem Hans-Memling-Platz. Unser Kollege ist zwischen 12:00 und 18:00 Uhr vor Ort.

Blick auf die Wallfahrtsbasilika in Seligenstadt am Main (Foto: Matthias Neubauer).
Weitere Informationen zum Programm der Wallfahrt in Seligenstadt gibt es auf der Webseite der Pfarrei: https://bistummainz.de/pfarrei/seligenstadt/Unsere-Schutzheiligen/Wallfahrt

 

Der Glaubens-Kompass kann unter der Artikelnummer 10401 kostenlos bei im Münchner Büro von KIRCHE IN NOT bestellt werden: KIRCHE IN NOT, Lorenzonistraße 62, 81545 München, Telefon: 089 64 24 888-0 oder auch online im Bestelldienst.

Warum verehren wir Heilige? – Interview mit Manfred Becker-Huberti

Vor dem anstehenden Konklave zur Wahl eines neuen Papstes gibt KIRCHE IN NOT Deutschland ein Gebet heraus. Das zweiseitige Blatt im Format DIN A6 eignet sich besonders für Pfarreien und Gebetsgruppen, aber auch für Einzelpersonen.

 

„Als päpstlicher Stiftung ist KIRCHE IN NOT die Verbundenheit mit dem Papst sozusagen in die Wiege gelegt“, betonte Geschäftsführer Florian Ripka vom deutschen Zweig des Hilfswerks. „Wir vereinen uns in dieser Zeit mit allen, die sich für die Einheit der Kirche und ihren Weg in die Zukunft einsetzen. Wir beten um einen guten Nachfolger für Papst Franziskus, mit dem unser Werk ebenfalls eng verbunden war.“

Das „Gebet für die Wahl des neuen Papstes“ kann kostenlos unter der Angabe der Bestellnummer 10398 als gedruckte Karte im Münchner Büro von KIRCHE IN NOT bestellt werden:

 

KIRCHE IN NOT
Lorenzonistr. 62
81545 München
Tel.: 089 64 24 88 8-0
Fax: 089 64 24 88 8-50
E-Mail: kontakt@kirche-in-not.de

Alternativ stellen wir eine digitale Gebetskarte zur Verfügung, die über dieses Formular sofort und kostenlos heruntergeladen werden kann:

Weitere Informationen

Koadjutor-Bischof Aurelio Gazzera aus Bangassou im Südosten der Zentralafrikanischen Republik stellt zwölf Jahre nach Ausbruch des Bürgerkriegs positive Entwicklungen in der Beziehung von Christen und Muslimen fest. „Es gibt bedeutende Fortschritte. Alle achten sehr darauf, kein Feuer zu entfachen. Wir haben aus der Geschichte gelernt“, sagte Gazzerra gegenüber KIRCHE IN NOT, das die Arbeit des italienischen Missionars seit Langem unterstützt.

 

Der Bischof zeigte sich erfreut, dass in einigen Orten Imame an Weihnachten oder Ostern zu den Gottesdiensten in die Kirche gingen. Eine Initialzündung für das neue Miteinander sei auch der Besuch von Papst Franziskus vor zehn Jahren gewesen: „Sein Kommen hat den interreligiösen Dialog in einer Phase sehr hoher Spannungen gefördert.“

Aurelio Gazzera, Koadjutor-Bischof von Bangassou/Zentralafrikanische Republik.
Damals, auf dem Höhepunkt der Gewalt, hätten Beobachter dem Papst abgeraten, in die Zentralafrikanischen Republik zu kommen, erinnerte der Bischof. Franziskus habe sich davon aber nicht beirren lassen. Beim öffentlichen Gottesdienst am 30. November sei es zu einer bewegenden Szene gekommen, berichtete Gazzerra: „Damals zog der Präsident des Höchsten Islamischen Rates der Zentralafrikanischen Republik in das Stadion ein. Er wurde von den Gläubigen begeistert begrüßt. Das war ein unvergesslicher Moment der Brüderlichkeit.“

 

„Unvergesslicher Moment der Brüderlichkeit“

Im Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik standen sich zwei Milizen gegenüber: die Séléka, ein Bündnis mehrheitlich muslimischer Rebellengruppen, und die Anti-Balaka, die sich überwiegend aus christlichen und animistischen Kämpfern zusammensetzte. Beide Seiten werden für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.

Treffen von christlichen und muslimischen Vertretern in der Zentralafrikanischen Republik. In der Mitte: Dieudonné Kardinal Nzapalainga, Erzbischof von Bangui, der Hauptstadt des Landes.
Trotz dieser Zusammensetzung der Milizen sei der Krieg kein Konflikt zwischen Christen und Muslimen gewesen, stellte Gazzerra klar: „Es wurde öffentlich so dargestellt, aber das ist nicht wahr. Es war vor allem ein ethnischer und politischer Konflikt, auch wenn die Beteiligten unterschiedlichen Religionen angehörten.“

 

Priester und Ordensfrauen setzten sich unter Lebensgefahr für Muslime ein

Der Bischof erinnerte daran, dass viele Ordensfrauen und Priester sich während des Krieges mutig für ihre muslimischen Nachbarn eingesetzt hätten. So hätten Anti-Balaka-Kämpfer ein Kloster überfallen, das muslimische Flüchtlinge aufgenommen hatte. „Daraufhin ging eine der Schwestern unter Lebensgefahr zum Anführer der Miliz und sagte: ,Du bist ein Verbrecher. Du hast kein Recht, einen Ort zu betreten, an dem sich Flüchtlinge aufhalten. Du musst sie freilassen.‘ Und das tat er dann auch.“

Ein Imam spricht bei einer kirchlichen Feier in Bangassou (Zentralafrikanische Republik).
Diese Solidarität und der Einsatz der Kirche für den interreligiösen Dialog trage jetzt nach dem Ende der Kämpfe in den meisten Landesteilen Früchte, betonte Bischof Gazzerra: „Mein Traum ist es, dass die Menschen in der Zentralafrikanischen Republik in Würde leben können. Dieses Land hat so viel zu bieten, wenn wir alle – Christen, Muslime, Angehörige anderer Religionen – zusammenarbeiten.“

 

700 000 Kriegsflüchtlinge

Rund drei Viertel der fünf Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik sind Christen, etwa 13 Prozent Muslime. Das Land gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, der Bürgerkrieg hat schätzungsweise 700 000 Menschen heimatlos gemacht. Ein 2019 geschlossener Waffenstillstand war ein Jahr später wieder aufgekündigt worden. Die zentralafrikanische Regierung hatte 2021 die russische Wagner-Gruppe (jetzt „Africa-Corps“) ins Land geholt, um gegen die Rebellen vorzugehen. Heute haben sich die Milizen in zahlreiche Untergruppen gespalten, von denen einige noch in ländlichen Regionen aktiv sind.

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Kirche setzt auf Versöhnung

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