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Russland: Imkerei für ein orthodoxes Reha-Zentrum

Russland: Imkerei für ein orthodoxes Reha-Zentrum

03.09.2018 HILFSPROJEKT

Vater Sergij war vor seiner Priesterweihe lange Jahre Kommissar bei der Mordkommission gewesen. Das Böse, das die Menschen versklavt und zu Untaten fähig macht, begegnete ihm täglich. Seine Erfahrung lehrte ihn, dass jedes Übel klein anfängt: „Bevor jemand Straftaten verübt und Gesetze bricht, beginnt er damit, moralische Gesetze zu brechen“, erklärt er.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere fühlte er sich zum Priestertum berufen. Er sagt: „Der Dienst bei der Polizei und die Berufung zum Priester scheinen zwei verschiedene Dinge zu sein. In Wirklichkeit ist aber beides eine Form, dem Bösen entgegenzutreten.

Ich war entschlossen, den Menschen zu helfen. Effektiver als durch die reine Verbrechensbekämpfung schien es mir zu sein, ihnen geistlich zur Seite zu stehen und sie dabei zu unterstützen, mit Gottes Hilfe durch die Sakramente, die Heilige Schrift und das Gebet die Sünde zu überwinden.

Die ehemaligen Drogenabhängigen können in dem Rehabilitationszentrum auch den Beruf des Schreiners erlernen.
Selbst geerntetes Bienenwachs.
Vater Sergij Belkow mit einem Bewohner des Rehabilitationszentrums.
Ehemalige Drogenabhängige in der Einrichtung bei Sankt Petersburg.
In der Kapelle des Rehazentrums für Drogenabhängige.
Eine Krankheit der Seele, die eine geistlich-seelsorgliche Antwort erfordert

Letztlich darf man aber auch nicht vergessen, dass die Berufung nicht dem Willen des Menschen entspringt, sondern dass Gott einen Menschen zum priesterlichen Dienst beruft.“

Der Drogenkonsum ist oft der Anfang einer immer tieferen Verstrickung in das Böse und die Kriminalität. Schon während seines Polizeidienstes war ihm daher die Drogenproblematik vertraut. Als er 1992 zum Priester geweiht wurde und immer wieder Drogenabhängige zu ihm zur Beichte kamen, fühlte er sich berufen, sich ganz für diese Menschen einzusetzen.

1996 gründete er in Sapjornoje, das 100 Kilometer von Sankt Petersburg entfernt unweit der finnisch-karelischen Grenze liegt, ein Rehabilitationszentrum für Drogenabhängige, das den ganzen Menschen auch in seiner geistlichen Dimension wahrnimmt. Denn dem Priester war klar, dass es sich weniger um ein medizinisches oder soziologisches Problem als vielmehr um eine Krankheit der Seele handelt, die eine geistlich-seelsorgliche Antwort erfordert.

In dem Zentrum werden junge Männer zwischen 18 und 35 Jahren aufgenommen, die den körperlichen Entzug bereits in einer Klinik durchlaufen haben. Das Zentrum ist wie eine Familie organisiert. Vater Sergij und seine Frau Ljudmila nehmen jeden der jungen Männer auf wie den Verlorenen Sohn aus dem Evangelium.

„Wir machen keinen Unterschied zwischen unseren eigenen Kindern und den Jugendlichen, die hierher kommen. Das Wichtigste ist, das Kind in ihnen zu sehen wie bei den eigenen“, sagt Ljudmila. Untereinander sind die jungen Männer wie Geschwister. Die Älteren helfen den Jüngeren, in das neue Leben hineinzuwachsen. Natürlich gibt es auch noch zahlreiche Helfer, die ebenfalls zu der großen Familie dazugehören. In diesem Umfeld ändert sich schnell etwas in den Seelen der jungen Männer.

Göttliche Liturgie in der Kapelle des Rehazentrums.
Bewohner des Rehabilitationszentrums in der Nähe von Sankt Petersburg.
Michael, 22: Eigentlich schien sein Leben zu Ende zu sein.

Einer von denen, die es schon geschafft haben, ist der 22-jährige Michail. Er war nach eigenen Worten eine „wandelnde Mumie“, als er beschloss, sein Leben zu ändern. Ihm war klar, dass er nicht mehr lange leben würde, wenn er mit den Drogen so weitermachen würde. Er hatte keinen Kontakt mehr zu seiner Familie, schlief und aß kaum und lebte nur noch für seine Sucht. Mit dem Gesetz geriet er auch in Konflikt. Eigentlich schien sein Leben zu Ende zu sein.

Er suchte Rat im Alexander-Newski-Kloster in Sankt Petersburg. Dort riet man ihm, sich an Vater Sergij zu wenden. Schon bevor Michail in dem Zentrum aufgenommen wurde, begann er, regelmäßig in die Kirche zu gehen. Er wollte alles über den Glauben erfahren, der für ihn etwas ganz Neues war.

Als er nach Sapjornoje kam, war er sofort bezaubert von der Schönheit dieses Ortes und von der Liebe, mit der er dort aufgenommen wurde. Auch an die Lebensweise dort gewöhnte er sich schnell. Er sagt: „Es gefiel mir wahnsinnig gut, morgens beim Läuten der Glocken aufzustehen, zum Gebet zu laufen, danach zu frühstücken und anschließend zur Ehre Gottes zu arbeiten.

In Sapjornoje begann ich wieder damit, Bücher zu lesen, was ich seit fünf oder sechs Jahren nicht mehr getan hatte. Mir gefielen die schönen Gottesdienste in der Kirche. Und wie liebevoll und schmackhaft wurde das Essen zubereitet! So war es nicht einmal zu Hause.“ Er blieb ein Jahr in dem Zentrum.

„Während dieser Zeit habe ich mein ganzes früheres Leben überdacht und schaute mit einem tiefen Glauben an Gott in die Zukunft. Das Jahr in Sapjornoje hat mir den Anstoß gegeben, ein neues Leben zu beginnen. Ich weiß nicht, ob ich noch am Leben wäre, wenn ich nicht in Sapjornoje gewesen wäre. Ehre sei Gott für das alles!“

Von Anfang an hat jeder der jungen Männer eine Aufgabe: Sie sind in der Viehzucht oder im Gemüsegarten tätig, können einen Beruf wie Maurer, Zimmermann, Schreiner oder Dachdecker erlernen, manche arbeiten in der Kerzen- und in der Hostienwerkstatt.

Zurzeit sind es 60 junge Männer, die in dem Zentrum aufgenommen werden. Damit sie alle beschäftigt sind, möchte Vater Sergij nun auch noch eine Imkerei mit 50 Bienenvölkern einrichten.

Wir möchten mit 30.000 Euro helfen.

Zahlen und Fakten

Mit 30.000 € helfen wir Vater Sergij, eine Imkerei mit bis zu 50 Bienenvölkern zu errichten.
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