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Fenbert im Interview: "Klügere Außenpolitik wäre wünschenswert."

Fenbert im Interview: "Klügere Außenpolitik wäre wünschenswert."

17.05.2018 aktuelles
Die Verbrechen von Terrorganisationen wie dem „Islamischen Staat“ und „Boko Haram“ haben die Verfolgung von Christen ins öffentliche Bewusstsein gerückt.

Wo Christen noch bedroht werden und was die Politik dagegen tun soll, erläutert Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von KIRCHE IN NOT Deutschland. Auf dem Kongress „Freude am Glauben“ wird sie über „Religionsfreiheit ist ein Menschenrecht – aber nicht überall“ referieren.
Die zerstörte maronitische Kirche in Aleppo/Syrien im Dezember 2016.
Pfarrer Thabet Habeb Mansur aus Karmales/Irak in der vom IS zerstörten Kirche des Ortes. In der Hand hält er das Messbuch und den abgeschlagenen Kopf einer Marienstatue.
Lebensmittelausgabe in Homs/Syrien.
Frau Fenbert, mit „Watu Wote – All of us“ war ein Kurzfilm über eine Terroraktion gegen Christen sogar für den Oscar nominiert. Bekommt das Thema genug Aufmerksamkeit?

Es ist ein wenig besser geworden. Die neue Bundesregierung hat ja kürzlich einen Beauftragten für Religionsfreiheit ernannt. Seit 2016 gibt es regelmäßige Regierungsberichte zur Lage der Religionsfreiheit. Wobei man sagen muss: Die USA tun das schon seit 20 Jahren! Auch in den Medien taucht Christenverfolgung wenigstens hin und wieder auf.

KIRCHE IN NOT tut einiges dafür, um auf die Lage der verfolgten Christen aufmerksam zu machen: Wir geben alle zwei Jahre auf internationaler Ebene einen „Religionsfreiheitsbericht“ heraus. Der deutsche Zweig von KIRCHE IN NOT veröffentlicht ebenfalls im Zweijahresturnus den Bericht „Christen in großer Bedrängnis“.

Zeichen der Solidarität

Hand in Hand mit der Information über verfolgte Christen geht auch die öffentlich sichtbare Solidarität mit verfolgten Christen: So konnte zum Beispiel KIRCHE IN NOT Italien erreichen, dass der Trevi-Brunnen in Rom und vor kurzem das Kolosseum rot angestrahlt wurden – als Zeichen der Solidarität mit verfolgten Christen.

Auch in anderen Ländern gab es solche Aktionen. Da ist die öffentliche Aufmerksamkeit natürlich groß. Und die ist auch dringend nötig.

Wo sind Brennpunkte der Christenverfolgung? Wo gab es in den vergangenen Jahren Verschlimmerungen – oder vielleicht Verbesserungen?

Brennpunkt ist seit Jahren der Nahe Osten. Zu Recht haben die Vereinten Nationen und die Europäische Union von einem Völkermord an den Christen des Irak durch den „Islamischen Staat“ gesprochen. Und den Christen in Syrien geht es nicht anders. Wenn eine islamistische Gruppe zurückgedrängt wird, wächst die nächste sofort nach. Das gilt auch in Afrika.

In Nigeria zum Beispiel treibt die Terrorsekte „Boko Haram“ ihr Unwesen. In Ägypten gab es in den vergangenen eineinhalb Jahren sehr schwere Anschläge auf koptische Christen durch Islamisten. Die Christen in Indien wiederum leiden vermehrt unter nationalistischen Hindus. Deren Partei BJP stellt ja sogar den Premierminister.

In Asien sind nach wie vor die kommunistischen Systeme Hauptursache der Christenverfolgung – an der Spitze Nordkorea. Andernorts gibt es leichte Zeichen der Entspannung: In Vietnam gibt es nun immerhin eine katholische Universität und die Regierung hat diplomatische Beziehungen mit dem Vatikan aufgenommen.

Letzteres gilt auch für Myanmar. Ob die Lage für Christen aber deswegen besser geworden ist, das mögen andere beurteilen.

Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von KIRCHE IN NOT Deutschland.
Sie haben das neue Amt des Beauftragten für Religionsfreiheit angesprochen. Wie bewerten Sie das?

Wie schon gesagt: Grundsätzlich ist es sehr zu begrüßen. Mit dem neuen Beauftragten für Religionsfreiheit zeigt die Regierung, dass sie das Thema ernst nimmt und Handlungsbedarf sieht, auch wenn andere Länder auf diesem Gebiet schon weiter sind.

Zu hoffen bleibt, dass der Beauftragte neben den anderen Religionen auch die Religionsfreiheit der Christen seine Aufmerksamkeit widmet. Immerhin ist unser Land christlich geprägt, und Christen stellen die Bevölkerungsmehrheit.

Gibt es weitere Forderungen, die KIRCHE IN NOT an die Politiker der westlichen Welt richtet?

Im Nahen Osten stehen allem Anschein nach für die westliche Welt vor allem wirtschaftliche Interessen im Vordergrund. Das geht zulasten der Bevölkerung, vor allem der christlichen Minderheit, die noch dort ausharrt.

Eine klügere Außenpolitik wäre da wünschenswert. Eins muss man aber grundsätzlich sagen: Die Interessen von Christen können nur von Regierungen vertreten werden, die ein Verständnis davon haben, was das Christentum für eine Gesellschaft bedeutet. Daran hapert es meiner Ansicht nach in den westeuropäischen Ländern ziemlich.

Beten Sie für die verfolgten Christen

KIRCHE IN NOT bietet ein „Gebet für die verfolgte Kirche“ an. Es eignet sich zum persönlichen wie für das gemeinsame Gebet in der Gemeinde.

So können Sie helfen