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„Ich sehe jetzt, welche Rolle KIRCHE IN NOT hier spielt, und das ist sehr gut.“ Mit diesen Worten dankte Kardinalstaatsekretär Pietro Parolin für den Einsatz unseres   Hilfswerks in Mosambik. Der „Außenminister des Vatikans“ hatte Anfang Dezember die umkämpfte Provinz Cabo Delgado im Norden des südostafrikanischen Landes besucht. Seit 2017 kommt es dort zu Angriffen dschihadistischer Gruppen. UN-Schätzungen gehen von über 6000 Toten und mehr als einer Million Vertriebenen aus.
Pietro Kardinal Parolin bei einer Begegnung mit Gläubigen in der Diözese Pemba. © Diego Menjibar/Kirche in Not
Pietro Kardinal Parolin © Diego Menjibar/Kirche in Not
Pietro Kardinal Parolin bei einer Begegnung mit Gläubigen in der Diözese Pemba. © Diego Menjibar/Kirche in Not
Die Gewalt richtet sich gegen die gesamte Bevölkerung, die kirchlichen Stellen berichten aber auch von gezielten Übergriffen auf Christen. Bischof Antonio Juliasse von der lokalen Diözese Pemba berichtete beim Besuch der Vatikan-Delegation, dass in den vergangenen Jahren über 300 Katholiken ermordet worden seien, 2025 seien es 34 gewesen. Die meisten der Opfer wurden enthauptet. Der Bischof betonte, der Kardinalstaatsekretär habe bei seinem Aufenthalt Gelegenheit bekommen, aus erster Hand zu erfahren, was es bedeute „Kirche im Kontext dschihadistischer Gewalt zu sein, eine verfolgte und leidende Kirche“.

 

„Euer Leid liegt der Kirche am Herzen“

 

Kardinal Parolin zeigte sich sichtlich bewegt, als er bei einer Begegnung mit Gläubigen unter anderem die Geschichte eines Christen hörte, der drei Brüder und einen Onkel bei terroristischen Überfällen verloren hat. Mehrere Ordensleute berichteten, welcher Lebensgefahr sie täglich ausgesetzt sind. „Ich bin gekommen, um euch allen zu sagen, dass Ihr nicht allein seid“, erklärte Parolin den Teilnehmern zufolge. „Euer Leiden, eure Ängste, aber auch eure Hoffnungen liegen der Kirche am Herzen.“ Auch Papst Leo XIV. gehe die Situation in Mosambik zu Herzen, betonte der vatikanische Staatssekretär.

Flüchtlingstreck in der Provinz Cabo Delgado (Mosambik).
KIRCHE IN NOT (ACN) unterstützt die Diözese Pemba seit Beginn der Terrorwelle. Unser Hilfswerk unterstützt unter anderem kirchliche Flüchtlingslager und die Versorgung von Vertriebenen in Pfarreien. Ein Schwerpunkt liegt auch auf der Schulung von Priestern und Ordensleuten, die traumatisierten Menschen pastoral und psychologisch beistehen. Parolin betonte bei der Begegnung, dass er mit KIRCHE IN NOT in seiner Zeit als Nuntius in Venezuela von 2009 bis 2013 eng zusammengearbeitet habe. Mit Blick auf die Lage in Mosambik erklärte der Kardinal: „Bitte helfen Sie diesen Gemeinden, die so bedürftig sind, auch weiterhin. Wir müssen diesen Menschen konkret die Solidarität der Weltkirche zeigen, und genau das tun Sie.“

 

Eskalation antichristlicher Gewalt

 

Kardinal Parolin hielt sich mit einer vatikanischen Delegation vom 5. bis 10. Dezember in Mosambik auf, zwei Tage davon in der umkämpften Region Cabo Delgado. Anlass der Reise war der 30. Jahrestag der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Mosambik und dem Heiligen Stuhl. Vorausgegangen war das Ende eines jahrzehntelangen Bürgerkriegs; die katholische Kirche in Mosambik hatte beim Abschluss eines Friedensvertrags vermittelt.

Mosambik: Junge in einem Flüchtlingslager. © Kirche in Not
Rund 60 Prozent der knapp 34 Millionen Einwohner Mosambiks sind Christen; im Norden des Landes sind sie eine Minderheit. Der im Oktober veröffentlichte Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025“ von KIRCHE IN NOT stuft Mosambik in die „Kategorie rot“ für schwere Verfolgung ein und bilanziert: „Insbesondere 2024 kam es zu einer drastischen Eskalation antichristlicher Gewalt (…). Vor dem Hintergrund des expandierenden Einflusses dschihadistischer Gruppen, der politischen Unruhen und einem schwachen Staat in einem Großteil des Nordens des Landes sind die Bedingungen für Menschenrechte und Religionsfreiheit weiterhin sehr prekär.“
Bitte helfen Sie der Kirche in Mosambik mit Ihrer Spende, Betroffene des Terrors zu versorgen und pastoral zu betreuen: 

Weltkirche aktuell: Kirche im Nordwesten Mosambiks (2025)

Weitere Informationen

BREAKING NEWS / EILMELDUNG:
UPDATE (08.12.2025, 10 Uhr): Etwa 100 der entführten Kinder sind freigelassen worden. Das bestätigte der Bischof von Kontagora, Bulus Dauwa Yohanna, gegenüber KIRCHE IN NOT (ACN)

 

Der Bischof von Kontagora im Nordwesten von Nigeria, Bulus Dauwa Yohanna, ruft die Bevölkerung nach der Entführung von über 300 Kindern und Lehrkräften einer katholischen Schule dazu auf, keine Selbstjustiz zu üben: „Wir predigen Hoffnung und raten von Vergeltung ab, aber wir verlangen Gerechtigkeit.“ Der Bischof äußerte sich bei einem Besuch des Sicherheitsberaters der nigerianischen Regierung, Nuhu Ribadu, in der Region. In einer Videobotschaft, die er KIRCHE IN NOT (ACN) übermittelte, sagte Bischof Yohanna: „Unsere Herzen sind gebrochen, aber unser Glaube bleibt fest.“

Bischof Bulus Dauwa Yohanna aus Kontagora bei einem Besuch in der internationalen Zentrale von „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus. © Kirche in Not
Am 21. November hatten bislang nicht identifizierte Täter Angaben des Bundesstaates Niger zufolge 303 Schülerinnen und Schüler sowie 12 Lehrkräfte der katholischen St. Mary’s School in der Ortschaft Papiri entführt. Lokale Angaben zufolge gelang 50 Schülern die Flucht, aber nach wie vor sind 253 Kinder und 12 Mitarbeiter in der Gewalt der Entführer. Die meisten der Verschleppten besuchten die Grundschule. Nur wenige Tage zuvor waren im Bundesstaat Kebbi 25 Schülerinnen einer staatlichen Schule entführt worden, diese sind jedoch alle wieder in Sicherheit, wie die nigerianischen Sicherheitsbehörden bestätigen

 

Angst vor kriminellen Banden gefährdet Lebensmittelversorgung

 

Bischof Yohanna steht in Kontakt mit den Eltern der Entführungsopfer aus Papiri, diese würden seelsorgerisch betreut. „Die Familien sind in großer Angst, sie wissen nicht, in welchem Zustand sich ihre Kinder befinden.“ Die Kirche verfolge keine politische Agenda, ihre Strategie sei vielmehr „anhaltendes Gebet, seelsorgliche Begleitung und Unterstützung“ für die betroffenen Familien, „in der Überzeugung, dass die Hoffnung selbst angesichts des tiefsten Leids lebendig bleiben muss“. Der Bischof wies im Gespräch mit Regierungsvertretern auch darauf hin, dass die kriminellen Banden die Menschen in der Region in ständige Angst versetzen. Sie trauten sich nicht mehr, ihre Felder zu bestellen, was die Versorgung mit Lebensmitteln gefährde.

Kinder im Bistum Kontagora. © Kirche in Not
Der Nationale Sicherheitsberater Nuhu Ribadu versicherte, dass die Regierung alles daransetze, die Kinder und ihre Lehrer zu befreien. „Das ist das Böse in seiner schlimmsten Form. Aber wir können Ihnen versichern, dass es eine Frage der Zeit ist. Diese Sache wird enden. Wir müssen sie beenden“, erklärte Ribadu und lief gleichzeitig zum Zusammenhalt auf: „Lasst nicht zu, dass schlechte Menschen uns spalten. Das Böse wird niemals gewinnen.“

 

Zunehmende Radikalisierung

 

Nigeria leidet seit Jahren unter Gewalt und Terror. Dschihadistische Gruppen wie Boko Haram oder der Islamische Staat – Westafrikanische Provinz (ISWAP) operieren vor allem im mehrheitlich muslimischen Norden des Landes. Ihre Gewalt richtet sich gegen Christen, aber auch gegen andere Bewohner, die ihrer radikalen Glaubenspraxis nicht folgen.

Überlebende einer Fulani-Attacke in Nigeria © Kirche in Not
In zwölf nigerianischen Bundesstaaten ist die Scharia Grundlage der Rechtsprechung, Christen fühlen sich hier als Bürger zweiter Klasse. In anderen Regionen haben Konflikte zwischen radikalen muslimischen Fulani-Hirten und christlichen Landwirten zu zahlreichen Todesopfern geführt. Obwohl es sich hierbei nicht um einen spezifisch religiösen Konflikt handelt, gibt es Anzeichen für eine zunehmende islamistische Radikalisierung.

 

In ganz Nigeria wiederum sind bewaffnete Gruppen aktiv, die mit Entführungen und Erpressungen ihre Machenschaften finanzieren. Nigeria zählt KIRCHE IN NOT zufolge zu den Ländern, in denen am meisten Priester und Ordensleute entführt werden.

 

KIRCHE IN NOT unterstützt die christlichen Gemeinden Nigeria seit Jahren – unter anderem mit Mitteln für Ausbildung von angehenden Priestern und Ordensleuten, für die Betreuung von traumatisierten und vertriebenen Christen oder für die Arbeit katholischer Schulen, die auch bei Muslimen einen guten Ruf genießen.

Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche in Nigeria für Betroffene von Terror und Gewalt:

Bischof Wilfred Chikpa Anagbe berichtet über die Lage der Christen in Nigeria | Red Wednesday 2025

Weitere Informationen

„Es ist wichtig, ein breites Bewusstsein über unsere verfolgten Brüder und Schwestern zu schaffen“, betonte der Kölner Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki bei einem ökumenischen „Abend der Zeugen“ am 20. November in der Basilika St. Suitbertus in Düsseldorf-Kaiserswerth. Das gemeinsame Gebet fand im Rahmen der weltweiten Aktion „Red Wednesday“ von KIRCHE IN NOT statt. Wie rund 300 Kirchen in ganz Deutschland erstrahlte auch St. Suitbertus in blutrotem Licht.

 

Kardinal Woelki wies darauf hin, dass Christenverfolgung weltweit „kontinuierlich steigt“. Gläubige seien Angst, Terror und Gewalt ausgesetzt „in einem Ausmaß, dass wir uns nicht vorstellen können oder erleben wollen“. Christen seien die am meisten verfolgte Religionsgemeinschaft der Welt. Besorgt zeigte sich der Kardinal darüber, dass auch im „relativ sicheren Europa“ Sachbeschädigungen und Vandalismus gegenüber kirchlichen Einrichtungen sowie „Diskriminierung und Mobbing“ gegenüber Gläubigen zunähmen.

Die ökumenischen Vertreter beim „Abend der Zeugen“ mit Erzbischof Rainer Maria Kardinal Woelki (4. v. l.) und Bischof Wilfred Chikpa Anagbe (3. v. l.). © Lilly Urbascheck, Pfarrei St. Suitbertus

„Beten, über verfolgte Christen reden und hoffen“

 

„Wie können wir mit dieser Situation umgehen“, fragte Woelki. Die christliche Antwort sei „beten, über verfolgte Christen reden und hoffen“. Auch im Hinblick auf Christenverfolgung gelte: „Schweigen hilft nur den Tätern.“ Gemeinsam könne man viel für verfolgte Christen tun, sagte Woelki: „Wir können und müssen Einfluss nehmen auf Politik und Wirtschaft.“

 

„Land des lebendigen Glaubens und des unaussprechlichen Leids“

 

Als weltkirchlicher Gast war auf Einladung von KIRCHE IN NOT Bischof Wilfred Chikpa Anagbe aus Makurdi in Nigeria zum „Red Wednesday“ gekommen. Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas leiden Christen unter islamistischem Terror, kriminellen Banden und ethnisch-religiösen Konflikten. „Nigeria ist ein Land des lebendigen Glaubens und des unaussprechlichen Leids“, beschrieb Anagbe die Situation in seinem Heimatland. In den nördlichen und zentralen Regionen Nigerias fänden nahezu täglich Anschläge und Übergriffe statt: „Kirchen werden niedergebrannt. Dörfer werden überfallen. Familien werden auseinandergerissen. Und doch hält die Kirche Stand.“

Blick in die Basilika St. Suitbertus beim „Abend der Zeugen“. © Lilly Urbascheck, Pfarrei St. Suitbertus
Bischof Wilfred Chipka Anagbe und Florian Ripka, Geschäftsführer von „Kirche in Not“ Deutschland. © Lilly Urbascheck, Pfarrei St. Suitbertus
v.l.n.r.: Gastgeber Pfarrer Thomas Müller, Bischof Anagbe, Kardinal Woelki, Nadim Ammann (Erzbistum Köln), Florian Ripka
Anagbe kritisierte, dass Christenverfolgung oft „nur eine flüchtige Schlagzeile“ sei. Er rief dazu auf, Politiker und Verantwortliche zum Handeln zu mahnen; sie könnten Druck auf Regierungen ausüben, um entschiedener gegen Verfolgung vorzugehen und das Problem nicht kleinzureden. „Lasst uns eine Kirche sein, die mahnt. Eine Kirche, die auf Christenverfolgung reagiert. Eine Kirche, die mit dem gekreuzigten Christus an den Orten der Welt steht, wo Menschen heute das Kreuz tragen“, forderte der Bischof.

 

„Red Wednesday zieht immer weitere Kreise“

Florian Ripka, der Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland, zeigte sich beeindruckt vom „Abend der Zeugen“ in Düsseldorf, der vom katholischen Fernsehsender EWTN live übertragen wurde: „Unsere Aktion ,Red Wednesday‘ zieht immer weitere Kreise, jedes Jahr machen mehr Pfarreien und Kirchen mit.“ Das schaffe nicht nur ein sichtbares Bewusstsein für die dramatische Christenverfolgung weltweit.

„Die Gemeinde hier in St. Suitbertus in Düsseldorf zeigt, wie es geht: ökumenisch zusammenstehen, beten, ein Ohr haben für die verfolgten Christen und zur Hilfe ermuntern“, sagte Ripka. „Für diesen Appell bin ich besonders Kardinal Woelki und allen Verantwortlichen sehr dankbar.“

Das Parlamentsgebaeude an der Hofburg in Wien bei einem früheren „Red Wednesday“.
Der Westminster-Palast, Sitz des britischen Parlaments in London beim „Red Wednesday“.
Notre-Dame in Paris. beim Red Wednesday 2024.
Weitere Informationen zum „Red Wednesday“ von KIRCHE IN NOT: www.red-wednesday.de

 

Unterstützen Sie den Einsatz von KIRCHE IN NOT für verfolgte Christen mit Ihrer Spende:

RED WEDNESDAY von Kirche in Not in Düsseldorf - Abend der Zeugen mit Kardinal Woelki

„Wir dürfen heute in unseren weltweit verfolgten Schwestern und Brüdern den leidenden Christus erkennen.“ Mit diesen Worten beschrieb Weihbischof Dr. Josef Graf die Kernaussage des „Red Wednesday“, den KIRCHE IN NOT (ACN) am Mittwoch, 19. November, auf Einladung des Bistums Regensburg im Dom St. Peter veranstaltet hat. Die Kathedrale leuchtete an diesem Abend aus Solidarität mit verfolgten und diskriminierten Christinnen und Christen innen und außen blutrot.
Heilige Messe im Regensburger Dom während des Red Wednesday. Am Altar: Weihbischof Josef Graf und Pater Benedikt Eble. © Kirche in Not
Weihbischof Graf betonte, mit dem „Red Wednesday“ werde deutlich, dass „das Gebet uns auch zum Handeln bewegen“ müsse. „Der Glaube muss in der Liebe wirksam werden. Unsere Solidarität mit den verfolgten Mitchristen braucht konkrete Formen, in denen sie verwirklicht wird“, erklärte der Weihbischof.

 

Als Vertreter von KIRCHE IN NOT dankte Pater Benedikt Eble dem Bistum für die Gastfreundschaft am „Red Wednesday“ und erläuterte, wie die an diesem Abend erbetene Hilfe konkret aussehe: „In über 130 Ländern unterstützt KIRCHE IN NOT weit über 5000 Hilfsprojekte.“ So mache unser Hilfswerk vielerorts die Priesterausbildung erst möglich, leiste finanzielle Hilfe für Ordensfrauen, fördere den Aufbau von Gemeindezentren und Kirchen und unterstütze die kirchliche Medienarbeit. „Aufgrund unseres pastoralen Schwerpunkts tun wir das ganz ohne öffentliche Gelder oder Kirchensteuermittel“, ergänzte Pater Eble.

Der Regensburger Dom beim Red Wednesday 2025. © Kirche in Not
Weihbischof Johannes Graf beim Red Wednesday 2025 in Regensburg. © Kirche in Not

Knapp 200 Gläubige feiern ein Pontifikalamt im Dom

Zu dem zweistündigen Gebetsabend für verfolgte Christen am „Red Wednesday“ waren knapp 200 Gläubige in den Regensburger Dom gekommen. Sie erlebten ein Rosenkranzgebet mit Betrachtungen zu modernen Märtyrern und ein feierliches Pontifikalamt mit Weihbischof Josef Graf. Musikalisch berührend gestaltet wurde der Abend von der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik; die katholischen Sender K-TV und Radio Horeb übertrugen die Veranstaltung live.

 

Zum Hintergrund: Um die öffentliche Aufmerksamkeit auf das Schicksal verfolgter und benachteiligter Christen zu lenken, werden seit 2015 rund um den „Red Wednesday“, der in diesem Jahr auf den 19. November fiel, Kirchen und staatliche Gebäude rot angestrahlt. Dazu zählten in den vergangenen Jahren unter anderem das Kolosseum und der Trevi-Brunnen in Rom, die Christusstatue in Rio de Janeiro, das österreichische Parlamentsgebäude sowie in Deutschland die Kathedralen in Augsburg, Dresden, Fulda, Paderborn, Passau und Regensburg. In diesem Jahr beteiligte sich erstmals das Europäische Parlament an der Aktion.

Nähere Informationen zum „Red Wednesday“ und eine Karte mit allen 2025 teilnehmenden Kirchengemeinden finden sich auf der Webseite www.red-wednesday.de.

Informationen über die aktuelle Lage der Religionsfreiheit weltweit stellt KIRCHE IN NOT unter: www.religionsfreiheit-weltweit.de zur Verfügung.

Ihre Spende für verfolgte Christen kommt an!

K-TV: Übertragung des Gebetsabends aus dem Regensburger Dom

Im Norden Nigerias sind erneut ein Geistlicher und 25 Schülerinnen einer staatlichen Mädchenschule entführt worden. Wie das Erzbistum Kaduna KIRCHE IN NOT (ACN) mitteilte, griffen bislang unbekannte Täter am Morgen des 17. November das Pfarrhaus der Gemeinde St. Stephanus in der Ortschaft Kushe Gugdu im Süden des Bundesstaats Kaduna an. Dabei kam ein Mann ums Leben. Mehrere Personen seien verschleppt worden, darunter der Gemeindepfarrer Bobbo Paschal. Informationen über weitere Todesopfer oder den Verbleib der Geisel konnte die Erzdiözese noch nicht geben.

 

Ebenfalls am 17. November hatten internationale Medien gemeldet, dass in Maga im nordwestlichen Bundesstaats Kebbi eine staatliche Schule überfallen wurde. Eine lokale Quelle, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben muss, bestätigte gegenüber KIRCHE IN NOT den Vorfall: „Gerade als wir dachten, es gäbe eine kleine Ruhepause bei den Morden und Entführungen, hat uns die Nachricht schockiert, dass etwa 25 Mädchen entführt worden sind, die genaue Zahl ist noch nicht bekannt.“ Bei dem Versuch, die Schülerinnen zu schützen, sei der stellvertretende Schulleiter getötet worden.

Christen im Bundesstaat Kaduna protestieren im Jahr 2019 gegen die anhaltende Gewalt. © Kirche in Not

Zahlreiche Christinnen unter entführten Schülerinnen

 

Die anonyme Quelle erklärte außerdem, dass der Bezirk, in dem sich die Schule befindet, einer der religiös vielfältigsten im Bundesstatt Kebbi sei. In mehreren Gemeinden im mehrheitlich muslimisch geprägten Norden Nigerias lebten zahlreiche Christen. Deshalb befänden sich unter den entführten Mädchen auch einige Christinnen, auch der ermordete Lehrer sei Christ gewesen.

 

Zu beiden Taten hat sich bislang noch keine Gruppierung bekannt; Beobachter weisen darauf hin, dass kriminelle Banden in der Region immer gewaltbereiter auftreten und ihre Taten stärker koordinieren. Auch sind im Norden Nigerias nach wie vor dschihadistische Gruppen wie Boko Haram oder der Islamische Staat Westafrika (ISWAP) aktiv.

Beisetzung eines ermordeten Priesterseminaristen im Erzbistum Kaduna im Jahr 2020. © Kirche in Not

Schwere und systematische Verfolgung

 

Informationen von KIRCHE IN NOT zufolge gehört Nigeria weltweit zu den gefährlichsten Ländern für Priester und Ordensfrauen – es kommt regelmäßig zu Entführungen. Auch gab es in der Vergangenheit bereits mehrere Massenentführungen von Mädchen; der international bekannteste Fall ereignete sich im Jahr 2014 in Chibok, wo Dschihadisten 276 Schülerinnen entführten. Über 80 von ihnen gelten noch heute als vermisst.

 

Der Ende Oktober erschienene Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025“ von KIRCHE IN NOT stuft Nigeria in die Kategorie „rot“ ein – das Land ist mit schweren, anhaltenden und systematischen Verletzungen der Religionsfreiheit konfrontiert. Diese treffen viele Christen, die rund die Hälfte der Einwohner Nigerias ausmachen. Gleichzeitig hält der Bericht fest: „Auch wenn Christen am meisten unter extremistischer Gewalt zu leiden haben, gehört zur Wahrheit auch, dass die Terrorgruppen fast ausschließlich in den Bundesstaaten mit mehrheitlich muslimischer Bevölkerung aktiv sind und ihre Gewalt somit nicht nur Christen, sondern auch Muslime trifft.“

 

Die Zusammenfassung des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“ zum Herunterladen und die Länderberichte finden Sie unter: www.religionsfreiheit-weltweit.de

Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche in Nigeria für Betroffene des Terrors:

Bischof Musa aus Nigeria: Christsein unter der Scharia

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In Burkina Faso sind erneut Christen Opfer terroristischer Übergriffe geworden. Das berichten Projektpartner KIRCHE IN NOT (ACN). Die Ereignisse liegen schon einige Wochen zurück, die Meldungen trafen jetzt erst bei unserem Hilfswerk ein.

 

So haben am 6. Oktober im Dorf Kouala nahe der Stadt Fada N’Gourma im Südosten des westafrikanischen Landes Angreifer während des Sonntagsgottesdienstes einen Katecheten überfallen und verschleppt. Das berichteten Ansprechpartner von KIRCHE IN NOT, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben müssen. Die Terroristen hätten direkt auf den Katecheten abgezielt. „Die Absicht ist es, gezielt Angst unter Christen zu verbreiten“, so die Quelle. Nach Informationen von KIRCHE IN NOT wurde der Katechet später wieder freigelassen.

Ein Katechet in der Diözese Nouna spendet die heilige Kommunion. © Kirche in Not

„Angst in der Bevölkerung sitzt tief“

 

Ebenfalls am 6. Oktober wurden in Djibasso im Nordwesten von Burkina Faso nahe der Grenze zu Mali drei Schüler von bewaffneten Männern aus einem Bus gezerrt und hingerichtet. Nur wenigen Stunden später wurden auf der Straße zwischen Nouna und Dédougo Fahrgäste eines Busses von Angreifern beschossen. 15 Menschen starben; bei den Passagieren handelte es sich vorwiegend um Mitglieder der Pfarrei Solenzo im Bistum Nouna.

 

Bereits am 21. September war ein weiterer Katechet aus dem Bistum Fada N’Gourma auf dem Heimweg von einer Versammlung in Diabo in einen Hinterhalt geraten und getötet worden. In der Region kommt es häufig zu Überfällen auf Landstraßen.

Eine geflüchtete Familie in Burkina Faso. © Kirche in Not
Die jüngsten Angriffe machten Hoffnungen auf eine Entspannung der Lage in Burkina Faso wieder zunichte. Zahlreiche Vertriebene hatten begonnen, in ihre Dörfer zurückzukehren, die sie wegen der Terrorangriffe verlassen mussten. „Die Angst in der Bevölkerung sitzt tief. Dennoch wollen viele Christen trotz der neuen Angriffe in ihren Dörfern bleiben“, sagte der anonyme Ansprechpartner.

 

Fast die Hälfte des Landes in der Hand von Terroristen

 

Im aktuellen Bericht „Religionsfreiheit weltweit 2025“, der am 21. Oktober erschienenen ist, warnt KIRCHE IN NOT mit Nachdruck vor der Misere in Burkina Faso. Seit 2015 haben Dschihadisten mehr als 20 000 Menschen getötet, zwei Millionen Menschen mussten fliehen.

Rosenkranzgebet in einem Wallfahrtsort in Burkina Faso.
Inzwischen ist fast die Hälfte des Landes in der Hand der Terroristen. Ganze Landstriche sind menschenleer, etwa 30 Pfarreien mussten aus Sicherheitsgründen aufgegeben werden. Armee und Freiwilligenkorps gelang es nur zeitweise, die Gewalt etwas einzudämmen. Betroffen von der Gewalt ist die gesamte Zivilbevölkerung; Beobachter stellen jedoch auch gezielte Übergriffe auf Christen fest, die etwas weniger als ein Viertel der Bevölkerung von Burkina Faso ausmachen.

 

Die Zusammenfassung des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“ können Sie hier kostenlos herunterladen: www.religionsfreiheit-weltweit.de

Bitte unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Burkina Faso und den Einsatz für Terrorbetroffene mit Ihrer Spende:

Der syrisch-katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, kritisierte gegenüber KIRCHE IN NOT  (ACN) die „unhaltbare rechtliche und politische Lage“ in Syrien. Die Menschen litten „unter Gewalt und Repressalien“, sagte Mourad und zog Parallelen zu Afghanistan: „Es gibt zwar nicht diese Gewalt wie in Afghanistan, aber wir sind nicht weit davon entfernt. Es wird viel Druck auf die Menschen ausgeübt. Glauben sie nicht, dass wir auf dem Weg zur Freiheit sind.“ Der Weg von einem „autoritären, unipolaren Regime“ hin zur Demokratie sei noch weit.

 

„Die Kirche in Syrien stirbt“

Immer mehr Christen würden aufgrund der aktuellen Lage das Land verlassen, stellte Mourad fest und warnte: „Die Kirche in Syrien stirbt. Es gibt keine Freiheit, weder religiöse Freiheit noch irgendeine andere.“  Die Kirche in Syrien versuche seit Jahren, die Abwanderung zu verhindern – auch dank Hilfe aus dem Ausland. Dies stoße jedoch an Grenzen, erklärte der Erzbischof im Hinblick auf die nach wie vor unklare Lage nach dem Sturz des Assad-Regimes: „Es ist nicht möglich, eine Migrationswelle einzudämmen, ohne zuvor ein klar definiertes Regierungssystem und ein solides Sicherheitssystem zu etablieren.“

Erzbischof Jacques Mourad bei der Vorstellung des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“. © Kirche in Not
Mourad forderte mit Blick auf die Anschläge und blutigen Auseinandersetzungen in den vergangenen Monaten die internationale Gemeinschaft auf, ein „klare Haltung zu den Ereignissen in Syrien“ einzunehmen.  Politische Vertreter, Hilfsorganisationen, Schulen, Universitäten und Kultureinrichtungen im In- und Ausland sollten zusammenarbeiten, „um die in der Gesellschaft herrschende Angst zu überwinden und Schulungen über die Rolle der Gesetzgebung und die Durchsetzung von Gerechtigkeit und der Unabhängigkeit der Justiz durchzusetzen.“

 

„Christen fühlen sich wie Fremde“

Die Kirche gehe dabei mit gutem Beispiel voran: So würden zum Beispiel in Aleppo Christen ausgebildet um „eine politische Rolle zu übernehmen, wenn sich die Gelegenheit ergibt“, erklärte Mourad. Es sei „unerträglich“, dass sich die Christen in Syrien nach wie vor wie Fremde fühlten, obwohl sie seit Jahrhunderten Bürger des Landes seien.

Zerstörter Altarraum der griechisch-orthodoxen Kirche in Damaskus nach dem Anschlag am 22. Juni (Foto: Griechisch-katholisches Patriarchat von Antiochien).
Erzbischof Mourad äußerte sich bei der Vorstellung des Berichts „Religionsfreiheit weltweit 2025“ von KIRCHE IN NOT (ACN) Ende Oktober in Rom. Der 57-Jährige war während des syrischen Bürgerkriegs 2015 von Kämpfern des „Islamischen Staats“ entführt und fünf Monate gefangen gehalten worden. Nach Schätzungen von KIRCHE IN NOT aufgrund lokaler Angaben lebten bei Kriegsbeginn 2011 rund 2,1 Millionen Christen im Land, heute sind es noch um die 500 000. Das sind etwas mehr als zwei Prozent der syrischen Bevölkerung.
Unterstützen Sie den Einsatz der Kirche in Syrien mit Ihrer Spende:

Erzbischof Jacques Mourad: Verschleppt vom „Islamischen Staat"

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Trotz Terror und Vertreibung ist der Glaube im Irak lebendig: Vom 9. bis 13. September feiern Christen verschiedener Konfessionen in Erbil das Fest der Kreuzerhöhung (14. September) mit einem großen ökumenischen Festival.

 

An dem fünftägigen Ereignis beteiligen sich die Assyrische Kirche des Ostens, die chaldäische, syrisch-katholische und syrisch-orthodoxe Kirche. Das Programm umfasst Gebete, Prozessionen, Musik, Sport und kulturelle Veranstaltungen. Ziel ist es, die Einheit der Christen im Irak sichtbar zu machen und Hoffnung für die Zukunft zu geben.

Der chaldäische Erzbischof Bashar Warda (Archivbild). © Kirche in Not
Der chaldäische Erzbischof Bashar Warda erklärte gegenüber KIRCHE IN NOT (ACN), das die Feierlichkeiten unterstützt hat: „Vor einem Jahrzehnt versuchte der sogenannte Islamische Staat, das Christentum aus diesem Land zu tilgen. Heute tragen dieselben Gemeinden das Kreuz wieder öffentlich – in Freude und im Vertrauen auf Christus. Der Glaube hat überlebt, und die Hoffnung ist stärker als der Tod.“

 

Der IS kontrollierte von 2014 bis 2017 Teile der Ninive-Ebene. Mehr als 120.000 Christen mussten fliehen. Mit Hilfe von KIRCHE IN NOT (ACN) konnten viele nach der Befreiung in ihre Heimatstädte zurückkehren.

Fest der Kreuzerhöhung in Erbil im Jahr 2024. © Erzdiözesen Erbil
Jugend gestaltet Zukunft der Kirche im Irak

 

Erzbischof Warda würdigte besonders die Jugend, die das Festival mitgestaltet hat: „Ihre Zusammenarbeit ist ein sichtbares Zeichen für eine neue Zukunft. Was sie verbindet – ihr Glaube an Christus – ist stärker als alles, was sie trennt.“


Das Festival wird als entscheidend für die Zukunft des Christentums im Land angesehen und soll künftig jährlich stattfinden. Mit Blick auf die dramatisch gesunkene Zahl der Christen im Irak sieht Warda darin auch eine Botschaft an die Weltkirche: „Wir sind noch hier. Wir sind eins in Christus. Eine kleine und verwundete Kirche zeigt der Welt die Kraft der Einheit und den Mut des Glaubens.“

Unterstützen Sie den Einsatz von „Kirche in Not“ für die christliche Minderheit im Irak mit Ihrer Spende:

Ninive-Marshall-Plan für den Irak: Das größte Projekt in 75 Jahren KIRCHE IN NOT

Im westafrikanischen Sierra Leone ist der katholische Gemeindepfarrer Augustine Amadu bei einem mutmaßlichen Raubüberfall ermordet worden. Die Tat ereignete sich lokalen Angaben zufolge am 30. August in der Pfarrei „Unbefleckte Empfängnis“ in Kenema, dem Sitz der gleichnamigen Diözese im Südosten von Sierra Leone.

 

Wie die Polizei mitteilt, seien die Täter, die bislang noch nicht ermittelt werden konnten, über ein Fenster in das Pfarrhaus eingedrungen. Sie hätten Pfarrer Amadu zunächst einen Schlag auf den Kopf versetzt; laut Autopsiebericht ist der Geistliche erwürgt worden. Die Tat ereignete sich nur einen Tag vor der geplanten Abschiedsmesse des Seelsorgers, der in eine andere Pfarrei wechseln sollte.

Der ermordete Pfarrer Augustine Amadu aus Sierra Leone. © Diözese Kenema
Schwerer Schlag für das sozial Gefüge in Sierra Leone

 

Pfarrer Amadu war ein Projektpartner von KIRCHE IN NOT (ACN); unser Hilfswerk hatte unter anderem den Bau des Pfarrhauses in Kenema unterstützt und ihn bei einer Projektreise im Jahr 2022 besucht. „Damals war die Gemeinde so begeistert, dass Pfarrer Amadu bald in das neue Pfarrhaus einziehen würde“, schildert Ulrich Kny, Projektleiter von KIRCHE IN NOT, seine Eindrücke.

 

In Sierra Leone sind verschiedenen Schätzungen zufolge 20 Prozent der acht Millionen Einwohner Christen; die Bevölkerungsmehrheit gehört dem Islam oder Naturreligionen an. Die interreligiösen Beziehungen in dem Land gelten als ausgezeichnet. Umso mehr zeigten sich auch Angehörige anderer Religionen geschockt über den jüngsten Mord. In einer Erklärung teilte der Interreligiöse Rat von Sierra Leone mit: „Pfarrer Amadu war ein Mann des Friedens, des Mitgefühls und des unerschütterlichen Engagements.“ Sein Tod sei ein schwerer Schlag für das soziale Gefüge in Sierra Leone. „Wir trauern um einen Diener Gottes, dessen Leben der Förderung der Einheit, Hoffnung und der moralischen Führung gewidmet war“, heißt es in der Erklärung.

In einer Kirche in Sierra Leone. © Kirche in Not
Unterstützen Sie den Einsatz von „Kirche in Not“ für die christliche Minderheit in Sierra Leone mit Ihrer Spende! 

Bischof von Kenema (Sierra Leone) dankt KIRCHE IN NOT

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Fast drei Jahrzehnte nach Ende des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien leidet Bosnien und Herzegowina noch immer unter dessen Folgen. Besonders schwer haben es die Katholiken: Ihre Zahl schwindet, ganze Dörfer verwaisen. Lokalen Angaben zufolge sind von den gut 3,5 Millionen Einwohnern in Bosnien und Herzegowina gut 11 Prozent Katholiken, die meisten von ihnen gehören zur kroatischen Minderheit. Vor dem Krieg war die Zahl der Katholiken noch gut doppelt so hoch.

 

Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland, war kürzlich vor Ort, hat Projektpartner besucht und Gemeinden kennengelernt. Im Interview spricht er über Eindrücke, Herausforderungen und Hilfe für die katholische Minderheit.

Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland, bei seiner Projektreise nach Bosnien und Herzegowina. © Kirche in Not
Herr Ripka, wo waren Sie unterwegs und mit wem konnten Sie sprechen?

Florian Ripka: Wir haben alle Bischöfe des Landes gesprochen. Unser Schwerpunkt lag besonders auf Regionen, in denen die katholische Minderheit lebt. So waren wir zum Beispiel in der Erzdiözese Vrhbosna, also der Gegend um die Hauptstadt Sarajewo, auch in Mostar und Banja Luka. Dort sieht man sehr deutlich, wie groß die Herausforderungen noch sind.

 

Wie sieht die Lage der Katholiken aktuell aus?
Die katholische Gemeinschaft ist im Vergleich zu früher stark geschrumpft. Vor allem junge Leute sind ausgewandert – häufig nach Kroatien oder in andere EU-Länder – weil sie dort bessere berufliche Perspektiven und eine sichere Zukunft sehen. In vielen Dörfern stehen Häuser leer, es gibt kaum Arbeit, die Infrastruktur ist teils immer noch vom Krieg gezeichnet. Die Gemeinden überaltern.

Die Gründe für die Auswanderung sind vielfältig: Die Inflation ist hoch, eine Familie braucht zum Überleben gut das Dreifache des Durchschnittslohns, auch Dinge des täglichen Bedarfs sind teuer. Aber was mich beeindruckt: Trotz all dieser Schwierigkeiten gibt es einen starken Zusammenhalt, ein sehr lebendiges kirchliches Leben und Menschen, die sagen: „Wir wollen hierbleiben.“

Katholiken im Erzbistum Vrhbosna bei einer Prozession. © Kirche in Not
Immer wieder haben Gesprächspartner KIRCHE IN NOT gegenüber beklagt, dass die katholische Minderheit in Bosnien und Herzegowina benachteiligt wird. Wie haben Sie das erlebt?

Es gibt noch „Nachwehen“ der kommunistischen Zeit. Damals hat das jugoslawische Regime viele kirchliche Gebäude enteignet, die teilweise immer noch nicht zurückgegeben wurden. Dann prägen nach wie vor ethnische Spannungen das Land, die auch entlang von religiösen Zugehörigkeiten verlaufen. Die katholischen Kroaten sind die kleinste Gruppe nach den muslimischen Bosniaken und den orthodoxen Serben. Das wirkt sich auch politisch aus, obwohl die Regierung versucht, jeder Ethnie ihren Platz einzuräumen. Dennoch sind Katholiken oft unterrepräsentiert und ihre Belange fallen unter den Tisch. Oft blockieren sich auch die Ethnien gegenseitig, und das führt zu Stillstand.

 

Welche Probleme sind Ihnen vor Ort am häufigsten begegnet?
Neben der wirtschaftlichen Perspektivlosigkeit ist es das Gefühl vieler Menschen, vergessen zu sein. Sie sagen: „Die Welt kümmert sich nicht um uns.“ Diese Kombination – wirtschaftlich schwierig und politisch kompliziert – macht es schwer, eine sichere Zukunft zu planen. Deshalb ist es wichtig, dass wir nicht nur materiell helfen, sondern ganz klar signalisieren: Wir sind da, wir hören zu und wir stehen an eurer Seite. Es gibt gerade auch unter der Jugend den Wunsch, die Zukunft des Landes mitzugestalten.

Katholische Jugendliche in einem Jugendzentrum in Sarajewo. © Kirche in Not
Was kann kirchliche Hilfe unter diesen Bedingungen bewirken?

Es geht um zweierlei: praktische Unterstützung – vor allem beim Aufbau von pastoralen Zentren, die überregional genutzt werden – und um geistliche Stärkung. Projekte für Kinder und Jugendliche, Sommerfreizeiten, Katechese, Begegnungsveranstaltungen: Das alles gibt den Menschen Mut, zu bleiben. Und es ist unglaublich wertvoll, wenn Spender in Deutschland erfahren, was mit ihrer Unterstützung konkret passiert.

 

Gab es Begegnungen, die Sie persönlich besonders berührt haben?
Ja, einige. Zum Beispiel habe ich mit Geistlichen aus Banja Luka gesprochen, die sich aufopferungsvoll um ihre sehr kleine Gemeinde kümmern. Die ethnischen Säuberungen im Balkankrieg waren in dieser Region sehr drastisch, sodass es heute kaum mehr Katholiken gibt. Es ist dem Bischof wichtig, dass die wenigen, die geblieben sind, seelsorglich betreut werden – auch wenn nur fünf Gläubige die heilige Messe besuchen.

Ganz anders ist es in Mostar, wo die Katholiken eine Mehrheit bilden. Hier sind die Kirchen voll, sonntags gibt es mehrere Gottesdienste. Es gibt viele junge Familien, die trotz desolater Wirtschaftslage aus dem Ausland wieder zurückkehren, weil sie hier noch gelebte christliche Werte vorfinden. Dafür nehmen sie auch finanzielle Nachteile in Kauf.

Eine katholische Familie in Bosnien und Herzegowina. © Kirche in Not
Was wünschen Sie sich für die Zukunft der katholischen Minderheit in Bosnien und Herzegowina?

Ich wünsche mir einerseits, dass die Menschen ihren authentischen Glauben beibehalten. Andererseits hoffe ich, dass die tiefen Gräben, die in der Vergangenheit gerissen wurden, überwunden werden. Wir müssen sie und alle unterstützen, die für den Frieden kämpfen. Ich traue es nur der katholischen Kirche zu, hier etwas zu bewegen. Unser Auftrag ist es, sie dazu zu befähigen.

Unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in Bosnien und Herzegowina mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

Empfänger: KIRCHE IN NOT
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Verwendungszweck: Bosnien und Herzegowina

Radiointerview mit Florian Ripka in voller Länge

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Der 45-jährige Ukrainer Maksym Ryabukha ist einer der jüngsten Bischöfe der Welt. Er leitet das Apostolische Exarchat Donezk, zu dem die Regionen Donezk, Luhansk, Dnipro und Saporischschja gehören. Über die Hälfte dieses kirchlichen Gebietes ist von russischen Truppen besetzt. Bei einem Besuch der internationalen Zentrale von KIRCHE IN NOT in Königstein (Taunus) sprach er über die dramatische Lage seines Exarchats, die seelsorglichen Herausforderungen und die Kraft des Glaubens.

 

Wie würden Sie die aktuelle Lage in ihrem Exarchat beschreiben?
Sie wird immer dramatischer. Drohnen machen jeden Ort unsicher, auch für Zivilisten. Entlang der Frontlinie schlafen Menschen nachts im Freien aus Angst vor Angriffen. Ich habe Familien getroffen, die nur knapp Bombenexplosionen entkommen sind. Solche Erlebnisse erschüttern zutiefst.

Bischof Maksym Ryabukha mit Angehörigen einer Pfarrei in Donezk © Kirche in Not
Wie erleben Sie den Krieg als Bischof?
Wir fühlen uns oft machtlos – als ob niemand wahrnehmen würde, was hier geschieht. Am schmerzlichsten ist, dass zivile Gebiete bombardiert werden und die Welt zu diesem Massaker schweigt. Sichtbare Schritte in Richtung Frieden gibt es kaum.

 

Welche Veränderungen hat der Krieg für Ihre Kirche gebracht?
Vor der Invasion hatten wir mehr als 80 Pfarreien, heute sind nur noch 37 aktiv. Die übrigen sind geschlossen, besetzt oder zerstört. Die Gesetze der Besatzungsregierung verbieten jede Zugehörigkeit sowohl zur griechisch-katholischen als auch zur römisch-katholischen Kirche. Alle Kirchen dort sind geschlossen. Es ist verboten, sie zu besuchen.

Bischof Maksym Ryabukha mit einem Priester vor einem zur Kapelle umgebauten Wohnwagen © Kirche in Not
Wie erreichen Sie die Menschen unter diesen Umständen?
Ich bin ständig unterwegs, deshalb nenne ich mich „Bischof auf Rädern“. Ich besuche Pfarreien, gehe in die Häuser, höre zu, bete mit den Menschen. In den besetzten Gebieten treffen sich Gläubige heimlich. Die zerstörerischste Waffe ist nicht die Bombe, sondern das Gefühl, vergessen zu sein.

 

Wie sieht die seelsorgliche Arbeit konkret aus?
Wir haben 53 Priester, acht Ordensfrauen und mehrere Familien- und Caritaszentren. Wir begleiten vor allem Menschen, die durch den Krieg traumatisiert sind: Kinder, die das Lesen oder Sprechen verlernt haben, Mütter gefallener Soldaten, Menschen, die alles verloren haben. KIRCHE IN NOT (ACN) unterstützt uns mit Schulungen für Seelsorger, um psychische Wunden zu heilen, und mit humanitärer Hilfe: Lebensmittel, Hygieneartikel, warme Zufluchtsorte im Winter.

Bischof Maksym Ryabukha im Gespräch mit einer alten Frau © Kirche in Not
Können Sie ein Erlebnis schildern, das Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben ist?
Wir brachten Hilfspakete zu einem alten Ehepaar in Slowjansk. Als die Frau die Lebensmittel sah, sagte sie: „Davon habe ich geträumt.“ Für mich zeigt das: Es geht nicht nur um materielle Hilfe, sondern darum, dass Menschen spüren:  jemand liebt sie.

 

Was gibt Ihnen Hoffnung in dieser Situation?
Dass Gott stärker ist als das Böse. Wir sehen das Leben durch die Brille des Paradieses: Früher oder später wird alles enden – und das Ende heißt Paradies. Jeder Tag ist eine Chance, einen Schritt in diese Richtung zu machen.

Die Nachricht eines islamistischen Angriffs auf eine Kirche in Komanda im Nordosten der Demokratischen Republik Kongo mit mehr als 40 Toten hat bei KIRCHE IN NOT (ACN) Trauer und Entsetzen ausgelöst. Geschäftsführer Florian Ripka von KIRCHE IN NOT Deutschland erklärte:

 

„Der jüngste Anschlag im Kongo war gezielt gegen Christen und den christlichen Glauben gerichtet. Die Täter verfolgen eine gezielte christenfeindliche Agenda. Unschuldige Menschen haben sich Samstagnacht in der katholischen Pfarrkirche zum Gebet versammelt. Jetzt sind viele von ihnen tot, darunter Frauen und Kinder. Andere wurden verschleppt, Häuser zerstört, Menschen für immer traumatisiert. Das ist Christenverfolgung im 21. Jahrhundert.

Ein Junge in einem Flüchtlingslager in der Demokratischen Republik Kongo (Archivbild). © Kirche in Not
Wir alle sind jetzt aufgerufen, zu helfen. Dieser Anschlag macht deutlich: Politische, ethnische oder wirtschaftliche Konflikte stehen oft im Vordergrund, wenn das Menschenrecht auf Religionsfreiheit mit Füßen getreten wird. Aber es gibt auch die andere Komponente: den Hass der Täter auf eine bestimmte Religion, in diesem Falle das Christentum. Das darf nicht ignoriert werden.“

 

Nachtgottesdienst überfallen und Gläubige getötet

Internationalen Medienberichten zufolge haben in der Nacht des 26. Juli islamistische Rebellen einen Gottesdienst in der Kirche von Komanda in der nordöstlichen Provinz Ituri überfallen und dabei zahlreiche Menschen getötet. Anschließend hätten die Täter in umliegenden Häusern und Geschäften Feuer gelegt. Wie Zeugen berichten, sollen auch mehrere Christen entführt worden sein. Sicherheitskräfte und Militär seien erst eingetroffen, als der Angriff bereits vorbei gewesen sei, heißt es. Zu den Todesopfern gibt es unterschiedliche Angaben: Erste Berichte sprachen von mindestens 20 Getöteten, kongolesische Medien berichteten von 43 Todesopfern.

Florian Ripka, Geschäftsführer von KIRCHE IN NOT Deutschland. © blende11
Für den Angriff sollen die Rebellen der islamistischen Allied Democratic Forces (ADF) verantwortlich sein, die in Uganda und der Demokratischen Republik Kongo operiert und die lokale Bevölkerung seit über zwei Jahrzehnten terrorisiert. Die ADF soll enge Verbindungen zur Terrormiliz IS unterhalten. Im vergangenen Februar wurde die Gruppe für die Tötung von bis zu 70 Gläubigen in einer evangelischen Kirche in einem Dorf in der Provinz Nord-Kivu nahe der Grenze zu Uganda verantwortlich gemacht.

 

Für Angriff sollen ADF-Rebellen verantwortlich sein

Das jüngste Massaker ereignete sich wenige Tage nach dem Waffenstillstandsabkommen der kongolesischen Regierung mit einer weiteren der zahlreichen im Land aktiven Rebellengruppen, der sogenannten M23-Gruppe. Diese wird von Ruanda aus unterstützt. Sie hatte im Osten der Demokratischen Republik Kongo zahlreiche Gebiete eingenommen, besonders in den Provinzen Nord- und Süd-Kivu. Zahlreiche Menschen waren in Regionen wie Ituri weiter im Norden geflüchtet, wo nun der islamistische Angriff stattfand.

Um auf die Bedeutung der Religion in der Menschenrechtsdebatte aufmerksam zu machen, veröffentlicht KIRCHE IN NOT im Herbst die Neuauflage des Berichts „Religionsfreiheit weltweit“. Darin wird die Menschenrechts-Situation in über 190 Ländern analysiert. Weitere Informationen: www.religionsfreiheit-weltweit.de.

Kommunionspendung bei einer heiligen Messe in der Demokratischen Republik Kongo (Archivbild). © Kirche in Not
Unterstützen Sie die Arbeit der Kirche in der Demokratischen Republik Kongo mit Ihrer Spende – online oder auf folgendes Konto:

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Demokratische Republik Kongo: Kirche im dunklen Herz Afrikas

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