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Burkina Faso: Gefangen zwischen Terror und Corona

Burkina Faso: Gefangen zwischen Terror und Corona

11.05.2020 aktuelles
Im Norden und Osten Burkina Fasos sind Dörfer unbewohnt oder von der Außenwelt abgeschnitten – allerdings nicht aufgrund von Corona-Ausgangssperren, sondern wegen anhaltender terroristischer Anschläge.

 

Das berichten mehrere lokale Ansprechpartner, die aus Sicherheitsgründen anonym bleiben möchten. Die Pandemie sei ein „Unglück mitten im Unglück“, erklärten die Gesprächspartner aus den besonders betroffenen Diözesen Dori, Kaya und Fada N‘Gourma.

Prozession in Burkina Faso.
An einigen Orten sei die Lage durch die zunehmende Ausbreitung des Corona-Virus schlimmer geworden. „Die wenigen noch bewohnten Dörfer beherbergen Tausende von Binnenvertriebenen. Sie sind zunehmend vom übrigen Land abgeschnitten“, erklärten die lokalen Quellen. Nach von KIRCHE IN NOT gesammelten Daten beläuft sich die Zahl der Binnenvertriebenen auf rund eine Million.

 

Seit fünf Jahren Welle terroristischer Gewalt

Burkina Faso wird seit fünf Jahren von einer terroristischen Welle heimgesucht. Herkunft und Ziele der Täter liegen weitgehend im Dunkeln; ein islamistischer Hintergrund liegt nahe. Der Terror richtet sich gegen die gesamte Bevölkerung, in jüngerer Zeit rückten jedoch auch Christen und kirchliche Einrichtungen ins Visier.

Beobachter vermuten, es solle ein Krieg zwischen den Religionen geschürt werden. Etwa ein Viertel der Bevölkerung Burkina Fasos gehört der katholischen Kirche an, rund 60 Prozent sind Muslime.

Verteilung von Hilfsgütern in Burkina Faso.
Nun hat die Gewalt einen neuen Höhepunkt erreicht. Besonders prekär ist die Lage in der Stadt Djibo nahe der Grenze zu Mali. Die Stadt ist seit Januar von Terroristen umzingelt. Behördenangaben zufolge halten sich in der Stadt rund 150 000 Vertriebene auf.

 

Keine Lebensmittel, Stromversorgung labil

Von KIRCHE IN NOT befragte Quellen zufolge gibt es „keine Lebensmittelversorgung, keinen Zugang hinein oder hinaus“. Es fehle auch Wasser und Treibstoff. Die Stromversorgung sei labil.

Auch die 85 Kilometer östlich liegende Stadt Aribinda ist von jeder Versorgung durch die Außenwelt abgeschnitten. 60 000 Vertriebene haben dort Zuflucht gefunden. Die beiden Städte waren die einzigen Bollwerke gegen den Terror; weite Landstriche in der Region sind entvölkert.

Radiohörer aus Burkina Faso
Aus dem etwas südlicher gelegenen Bistum Kaya berichtet ein Priester von einer ähnlichen Situation: „Die Dörfer sind so gut wie menschenleer. In meiner Pfarrei haben viele Menschen Zuflucht gesucht. Hier gibt es Probleme mit der Grundversorgung, vor allem mit Wasser.“

 

Behörden und Militär sind machtlos

Um Trinkwasser zu schöpfen, nähmen Frauen teilweise gefährliche Routen auf sich. Manchmal kehrten sie auf Wassersuche in die verlassenen Dörfer zurück und transportierten es kilometerweit durch von Terroristen kontrollierte Gebiete.

Ein anderer Priester aus der Diözese Kaya, der wegen terroristischer Drohungen fliehen musste, erklärt: „Von den 75 Dörfern auf meinem Pfarrgebiet sind nur noch zehn bewohnt. Der Großteil des Territoriums befindet sich in der Hand von Terroristen.“

Särge mit den Opfern des Angriffes auf eine Kirche in Burkina Faso.
Die örtlichen Behörden bemühten sich zwar, gegen das humanitäre wie sicherheitspolitische Drama vorzugehen, es fehlten aber die Möglichkeiten, erklärten die Gesprächspartner.

 

Ausländische Truppen, vor allem aus Frankreich, sind zwar im Land stationiert, aber die Situation verbessere sich nicht. Außerdem sei die nationale Armee nicht annähernd so gut mit Waffen und Fahrzeugen ausgestattet wie die internationalen Streitkräfte. Das mindere ihre Effektivität, bemängeln die lokalen Quellen.

In den Straßen von Ouagadougou, der Hauptstadt Burkina Fasos.
Um die Lage der Binnenflüchtlinge zu verbessern und den Terror zu bekämpfen, sollten die Behörden die gleiche Entschlossenheit an den Tag legen wie beim Einsatz gegen Corona, so ein Gesprächspartner: „Wir sind gefangen in beiden Gefahren. Wir wissen nicht, was schlimmer ist. Beide haben tödliche Konsequenzen.“

 

Menschen fühlen sich ohnmächtig

Die Menschen Burkina Fasos fühlten sich angesichts der desaströsen Lage ohnmächtig, beklagt ein Priester, „vor allem, weil sich die Aufmerksamkeit im Moment auf die Pandemie konzentriert und dabei vergessen wird, dass der Terrorismus sogar noch mehr Opfer fordert als COVID-19“.

KIRCHE IN NOT unterstützt das Überleben und die Arbeit der christlichen Gemeinden in Burkina Faso.

Um weiterhin helfen zu können, bittet KIRCHE IN NOT um Spenden – online oder auf folgendes Konto:
Empfänger: KIRCHE IN NOT
LIGA Bank München

IBAN: DE63 7509 0300 0002 1520 02
BIC: GENODEF1M05

Verwendungszweck: Burkina Faso

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