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Die heiligen Cyrill und Method - Apostel der Slawen und Schutzpatrone Europas

Die heiligen Cyrill und Method - Apostel der Slawen und Schutzpatrone Europas

Papst Johannes Paul II. ernannte sie zu Europapatronen

13.02.2021 aktuelles
Die Stadt Thessaloniki, dem Geburtsort von Kyrillos und Methodios, war in der byzantinischen Zeit die zweitgrößte Stadt nach der Hauptstadt Konstantinopel. Im 9. Jahrhundert wurde die Stadt von einem Statthalter namens Leo aus dem höchsten byzantinischen Adel verwaltet. Er hatte sieben Kinder. Das jüngste Kind war Konstantin, der sich später als Mönch Kyrillos nannte. Ein Bruder von ihm war Michael, mit Mönchsnamen Methodios.

 

Kyrillos wurde im Jahr 827 geboren, Methodios bereits 815. In Thessaloniki genossen beide Brüder ihre Grundausbildung. Sie erlernten die slawische Umgangssprache, die hebräische, syrische und arabische Sprache. Methodios erhielt außerdem eine juristische, militärische und diplomatische Ausbildung und wurde Statthalter im slawischen Gebiet.

Titelbild des „Glaubens-Kompass“ von KIRCHE IN NOT
Konstantin wird als geistige Kapazität beschrieben. Als er 14 Jahre alt war, starb sein Vater. Er studierte später an der Hochschule in Konstantinopel Geometrie, Astronomie, Musik, Rhetorik, Dialektik, Theologie und Philosophie. Nach seinen Studien war er als Bibliothekar der Patriarchalbibliothek tätig und lehrte Theologie. Von dieser Zeit an hieß er Konstantin der Philosoph und nahm erst kurz vor seinem Lebensende den Namen Kyrillos an.

 

Gemeinsame Zeit im Kloster

 

Nachdem 856 sein Beschützer Theoklitos ermordet worden war, verließ er Konstantinopel und ging ins Kloster Polychronion auf dem Berg Olymp in Bithynien. Dort lebte auch sein Bruder Methodios, der vorher alle weltlichen Ämter aufgegeben hatte.

 

Sehr lange blieb aber Konstantin nicht im Kloster. Kaiser Michael III. und Patriarch Photios holten ihn aus dem Kloster und brachten ihn nach Konstantinopel; die Chazaren hatten nämlich Boten zum Kaiser geschickt und ihn ersucht, ihnen einen gelehrten Mann zu schicken.

Reiseleiter Prof. Rudolf Grulich an der „Tafel Cyrill und Methods“ auf der glagolitischen Allee in Istrien.
Dieser sollte sie über das Christentum unterrichten. Die Chazaren waren ein Turkvolk, das nördlich des Schwarzen Meeres lebte. Patriarch Photios erkannte die Fähigkeiten Konstantins und glaubte, er wäre in der Lage, andere Völker zu christianisieren.

 

Er überzeugte auch Kaiser Michael III. von dieser Vorstellung. Als der Kaiser Konstantin traf, berichtete er ihm über den Wunsch der Chazaren und sagte: „Geh zu diesen Menschen, Philosoph, und steh ihnen Rede und Antwort über die Heilige Dreifaltigkeit und deren Beistand. Denn niemand anderer kann das würdiger tun als du.“ Konstantin nahm zu dieser Mission im Herbst 860 seinen Bruder Methodios mit.

 

Reliquien des heiligen Klemens

Während der Mission war den beiden Brüdern zu Ohren gekommen, dass der heilige Papst Klemens, der dritte Bischof von Rom, der Überlieferung nach auf der Krim den Märtyrertod um das Jahr 100 gefunden hatte. Konstantin war davon überzeugt, dass er nach langem Suchen während seines Aufenthalts bei den Chazaren die Reliquien des heiligen Klemens aus dem Meer geborgen hatte.

Die Basilika von Velehrad in Mähren, Bischofssitz des Methodius.
Als sie nach Konstantinopel zurückgekehrt waren, dankten die beiden Brüder in der Hagia Sophia Gott für die geglückte Mission und überließen der Hagia Sophia Teile der kostbaren Reliquien vom heiligen Klemens. Methodios wurde Abt des Klosters Polychronion, in dem er schon vorher gelebt hatte. Konstantin wurde Professor für Philosophie an der Patriarchalischen Hochschule Zwölf Apostel. Zur Ruhe kamen die beiden Brüder aber nicht, denn Kaiser Michael III. hatte eine neue Mission für sie.

 

Der Fürst von Mähren, Rastislav, schickte nämlich 862 folgende Nachricht an Kaiser Michael: „Da sich unser Volk vom Heidentum abgewandt hat und sich nun an das christliche Gesetz hält, haben wir keinen Lehrer, der uns in unserer Sprache den wahren christlichen Glauben erklären könnte. Sende uns daher, Herrscher, einen Bischof und einen solchen Lehrer, der unserer Sprache mächtig ist. Denn von euch geht in alle Länder stets ein gutes Gesetz aus.“

Hier muss betont werden, dass Mähren zum Jurisdiktionsbereich des weströmischen Gebietes gehörte und dem Bischof von Rom (Papst) unterstand. Es war schon weitgehend christianisiert. Sowohl Getaufte wie nicht Getaufte wussten aber wenig über den christlichen Glauben, denn sie waren gezwungen, dem Gottesdienst in lateinischer Sprache zu folgen, obwohl sie kein Lateinisch konnten.

 

Die Vertreter des Papstes waren aber der Meinung, das Christentum könne nur in lateinischer, griechischer oder hebräischer Sprache weitergegeben werden, den Sprachen der Inschrift am Kreuz Jesu. Konstantin und Methodios waren dagegen der Meinung, dass jedes Volk das Recht habe, Gott in seiner eigenen Sprache zu preisen. So schufen die Brüder noch in Konstantinopel ein neues Alphabet.

Denkmal in Moosburg (Zalavár) in Ungarn, Zentrum der Christianisierung Unterpannoniens im 9. Jahrhundert.

Neues Alphabet ausgearbeitet

Dieses Alphabet kam phonetisch der bis dahin nur gesprochenen slawischen Sprache näher. Für Laute, die im griechischen Alphabet nicht vorkamen, wurden andere Buchstaben geschaffen. Diese Schrift war das Glagolitische; sie wurde später durch das Kyrillische ersetzt.

 

Als sie 863 in Mähren ankamen, wurden die Brüder mit großen Ehren empfangen. Konstantin und Methodios blieben dort 40 Monate lang. Sie gründeten eine Schule und lehrten die glagolitische Schrift. Ihre Schüler gingen bis an die Grenzen des Landes und zum Teil darüber hinaus und verbreiteten das Christentum in der slawischen Sprache.

Cyrill-und-Method-Statue im Inneren der Basilika von Velehrad

Erfolgreiche Mission in Mähren

Die erfolgreiche Mission der beiden Brüder sahen die fränkischen Bischöfe, die in Mähren mit der Christianisierung begonnen hatten, nicht positiv. Es folgten Auseinandersetzungen. Um die Beziehungen zwischen Papst und Patriarch nicht zu belasten, reisten beide Brüder im Jahr 867 nach Rom, um den Papst zu treffen.

 

Als sie 868 in Rom ankamen, empfing Papst Hadrian II. die beiden Brüder in einer Prozession, nachdem er sie gesegnet hatte. Die zahlreichen Teilnehmer der Prozession trugen Kerzen und folgten dem Kreuz.

 

Der Kirchenhistoriker Adolf Hampel über die Slawenapostel:

 

Danach segnete der Papst die liturgischen Bücher in glagolitischer Sprache. Die mitgereisten Schüler von Konstantin und Methodios wurden vom Papst zu Priestern und Diakonen geweiht. Danach kehrten sie nach Mähren zurück. Während seines Aufenthalts in Rom erkrankte Konstantin sehr schwer und trat in ein Kloster ein. Dort soll er einigen Quellen zufolge Mönch geworden sein und den Namen Kyrillos angenommen haben. Nach anderen Quellen soll er schon früher in Konstantinopel zum Priester geweiht worden sein. Am 14. Februar 869 starb Kyrillos in Rom.

 

Übersetzungen in die slawische Schriftsprache

 

Bruder Methodios sagte dem Papst: „Unsere Mutter hat uns beschworen, dass der, der vor das Gericht tritt, in sein Kloster überführt und dort begraben werden soll.“ Der Papst akzeptierte dies, aber die Bischöfe waren der Meinung, dass Kyrillos, der sich in so zahlreichen Ländern aufgehalten habe, in Rom begraben werden sollte und zwar in San Clemente.

Prozession in mit Ikonen von Cyrill und Method Nowosibirsk (wikipedia – testus; gemeinfrei)
Nach dem Tod von Kyrillos 869 ernannte Papst Hadrian Methodios zum Erzbischof von Mähren und Pannonien. Methodios war in seinem neuen Amt tatkräftig: Außer vielen religiösen Büchern, die Methodios vom Griechischen in die slawische Schriftsprache übersetzte, hat er den Nomokanon verfasst. Es handelt sich dabei um einen Gerichtskodex für Laien in slawischer Sprache. Der Nomokanon ist das älteste slawische Gesetzbuch.

 

Methodios gab später sein Bischofsamt auf und befasste sich nur mit Übersetzungen von liturgischen Büchern vom Griechischen ins Slawische. Am 6. April 885 starb Methodios in Mähren. Der Totenliturgie, die von seinen Schülern in griechischer, slawischer und lateinischer Sprache gehalten wurde, wohnten unzählige Menschen bei. Sein Sarg wurde bis heute nicht gefunden.

Es ist immer noch schwer vorstellbar, was Kyrillos und Methodios in Mähren geleistet hatten: Die beiden Brüder haben mit ihrem Werk die Basis für die slawische Orthodoxie und slawische Kultur gelegt. Beide Brüder werden als Heilige verehrt. Im Jahr 1980 hat der heilige Papst Johannes Paul II. sie dem heiligen Benedikt als Schutzpatrone Europas zur Seite gestellt. Die orthodoxen Christen gedenken der beiden Brüder am 11. Mai, die Katholiken seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil am 14. Februar. In der Tschechischen Republik und in der Slowakei  wird ihrer am 5. Juli gedacht.

Dr. Theodoros Vlachos

- Hl. Johannes Paul II. (Papst von 1978 - 2005)