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Bischof Meier: „Kirche in Not“ hilft Wunden bedrängter Christen heilen

Bischof Meier: „Kirche in Not“ hilft Wunden bedrängter Christen heilen

Solidaritätstag für die Weltkirche in Augsburg

19.09.2023 aktuelles
Die Lage bedrängter und notleidender Christen finde in der deutschen Öffentlichkeit zu wenig Beachtung, beklagte Bischof Dr. Bertram Meier in seinem Grußwort auf einem von „Kirche in Not“ organisierten Solidaritätstag am vergangenen Sonntag in Augsburg. „Der Leib Christi ist in vielen Teilen der Welt verletzt. Ich danke ,Kirche in Not’, dass Sie diese Wunde beim Namen nennen sowie durch Gebet und eine international vernetzte Hilfe alles dafür tun, Wunden heilen zu helfen“, betonte Bischof Meier, der auch Vorsitzender der Weltkirchenkommission der Deutschen Bischofskonferenz ist.

 

Während eines Kreuzweggebets im Augsburger Dom hob der Bischof zudem die ökumenischen Initiativen hervor, die die Situation verfolgter und bedrängter Christen „immer wieder aufs Tablett bringen“. Es sei gut, „wenn wir als katholische und evangelische Kirche gemeinsam die Stimme erheben zur Verteidigung der Religionsfreiheit, denn Religion ist ein wesentlicher Teil des Menschseins“, sagte Meier.

Bischof Dr. Bertram Meier bei seiner Ansprache im Augsburger Dom. © Kirche in Not

„Es kommt auf Strukturen der Kirche an“

Vorangegangen war eine Informationsveranstaltung im Augsburger Haus St. Ulrich. In deren Zentrum stand die prekäre Lage der Christen in Libanon und Syrien. Das Erdbeben Anfang Februar haben neben dem Süden der Türkei auch schwer zugängliche Gebiete im Norden Syriens hart getroffen, betonte Projektreferent Reinhard Backes aus der Zentrale von „Kirche in Not“ (ACN) in Königstein im Taunus. Schnelle Hilfe sei nur möglich gewesen, weil man auf die kirchlichen Kanäle habe zurückgreifen konnte: „In den Ländern, die keine funktionierenden Strukturen haben, kommt es auf die Strukturen der Kirche an“.

 

In Syrien hätten vor Beginn des Bürgerkriegs noch etwa 1,5 Millionen Christen gelebt, heute seien es schätzungsweise nur noch 500 000 oder weniger. Die Erfahrung der Not habe die verschiedenen christlichen Konfessionen nähergebracht. „Kirche in Not“ arbeite mit ihnen gut zusammen, was sich auf die weitere Bevölkerung Syriens auswirke, sagte Backes: „Unsere Hilfe dient den Christen, aber sie strahlt auch auf andere Glaubensgemeinschaften aus“. „Kirche in Not“ habe in Syrien wie im Libanon ein eigenes Team vor Ort, um die Hilfe zu koordinieren.

Podiumsgespräch im Haus St. Ulrich. © Kirche in Not

„Schlimmste Situation, die wir jemals erlebt haben“

Eine dieser Mitarbeiterinnen ist Marielle Boutros. Sie koordiniert die Hilfsprojekte im Libanon und ist zugleich als Lehrerin tätig. Das Land befinde sich seit 2019 aufgrund einer schweren Wirtschafts- und Politikkrise im freien Fall, erklärte Boutros: „Es ist die schlimmste Situation, die wir jemals erlebt haben.“ Die hohe Inflation habe dazu geführt, dass mittlerweile 80 Prozent der Libanesen unterhalb der Armutsgrenze lebten. Selbst viele hoch qualifizierte Bürger hätten alles verloren. Der Alltag sei von vorher undenkbaren Schwierigkeiten geprägt: „Viele Menschen leiden Hunger, es gibt keine funktionierende Stromversorgung mehr, schon eine kleine Krankheit bedeutet für viele Menschen das Ende.“

 

Die Kirche sei die einzige Anlaufstelle und versuche, den Menschen humanitär wie geistlich beizustehen, betonte Boutros: „Wir haben keine Regierung, aber wir haben die Kirche.“ Diese sei auch der Grund, warum sie nicht wie viele andere gut ausgebildete Libanesen ausgewandert sei: „Ich bin immer noch im Libanon, weil ich die Kirche unterstützen will. Sie ist ein Fels für die Menschen und bleibt an ihrer Seite.“

Mitwirkende beim Solidaritätstag (v.r.): Florian Ripka (Geschäftsführer von „Kirche in Not Deutschland“), Bischof Bertram Meier, Reinhard Backes (Projektreferent in der Zentrale von „Kirche in Not“), Marielle Boutros (Mitarbeiterin von „Kirche in Not“ im Libanon), Moderator André Stiefenhofer. © Kirche in Not

„Kirche in Not“ unterstützt katholische Schulen im Libanon

Boutros hob auch die Hilfe von „Kirche in Not“ für die über 200 katholischen Schulen im Libanon hervor. Dank der Spenden sei es möglich, das Schulgeld für Kinder aus verarmten Familien zu bezahlen, die geringen Lehrergehälter aufzubessern und die laufenden Kosten etwa für Strom zu begleichen.

 

Die katholischen Schulen im Libanon hätten auch eine hohe integrative Funktion: Viele muslimische Eltern schätzen die Ausbildung und schicken ihre Kinder gezielt in christliche Einrichtungen. „Würden unsere Schulen schließen, würden sofort islamistische Bildungseinrichtungen in diese Lücke springen. Die Folge wäre eine weitere Radikalisierung“, sagte Boutros.

Beim Kreuzweggebet im Augsburger Dom. © Kirche in Not

Zeichen für Religionsfreiheit setzen

Der islamistische Extremismus im Nahen Osten wie in der afrikanischen Sahelzone sei weiterhin eine der Hauptgefahren für das Menschenrecht auf Religionsfreiheit, betonte der Geschäftsführer von „Kirche in Not“, Florian Ripka in einem Kurzvortrag. Hinzu kämen ethno-religiöse Tendenzen wie in Indien oder autoritäre Regime wie in China, die Christen und andere Religionsgemeinschaften diskriminieren und verfolgen. „Kirche in Not“ gebe alle zwei Jahre den Bericht „Religionsfreiheit weltweit“ heraus, der alle Länder der Welt und alle Religionen in den Blick nehme. „Religionsfreiheit und Christenverfolgung sind aufs engste miteinander verbunden“, betonte Ripka.

 

Er rief dazu auf, öffentliche Zeichen für bedrängte Glaubensgeschwister zu setzen. Gelegenheit dazu biete der von „Kirche in Not“ weltweit initiierte „Red Wednesday“ jedes Jahr Ende November. Dazu werden Kirche und andere öffentliche Gebäude rot angestrahlt, und es finden Gebete und Informationsveranstaltungen statt.

Weitere Informationen unter: www.religionsfreiheit-weltweit.de und www.red-wednesday.de

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