Der Bischof zeigte sich erfreut, dass in einigen Orten Imame an Weihnachten oder Ostern zu den Gottesdiensten in die Kirche gingen. Eine Initialzündung für das neue Miteinander sei auch der Besuch von Papst Franziskus vor zehn Jahren gewesen: „Sein Kommen hat den interreligiösen Dialog in einer Phase sehr hoher Spannungen gefördert.“
Im Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik standen sich zwei Milizen gegenüber: die Séléka, ein Bündnis mehrheitlich muslimischer Rebellengruppen, und die Anti-Balaka, die sich überwiegend aus christlichen und animistischen Kämpfern zusammensetzte. Beide Seiten werden für Kriegsverbrechen verantwortlich gemacht.
Der Bischof erinnerte daran, dass viele Ordensfrauen und Priester sich während des Krieges mutig für ihre muslimischen Nachbarn eingesetzt hätten. So hätten Anti-Balaka-Kämpfer ein Kloster überfallen, das muslimische Flüchtlinge aufgenommen hatte. „Daraufhin ging eine der Schwestern unter Lebensgefahr zum Anführer der Miliz und sagte: ,Du bist ein Verbrecher. Du hast kein Recht, einen Ort zu betreten, an dem sich Flüchtlinge aufhalten. Du musst sie freilassen.‘ Und das tat er dann auch.“
Rund drei Viertel der fünf Millionen Einwohner der Zentralafrikanischen Republik sind Christen, etwa 13 Prozent Muslime. Das Land gehört zu den ärmsten Ländern der Erde, der Bürgerkrieg hat schätzungsweise 700 000 Menschen heimatlos gemacht. Ein 2019 geschlossener Waffenstillstand war ein Jahr später wieder aufgekündigt worden. Die zentralafrikanische Regierung hatte 2021 die russische Wagner-Gruppe (jetzt „Africa-Corps“) ins Land geholt, um gegen die Rebellen vorzugehen. Heute haben sich die Milizen in zahlreiche Untergruppen gespalten, von denen einige noch in ländlichen Regionen aktiv sind.
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Die Missionarinnen der Nächstenliebe, die von Mutter Teresa gegründete Gemeinschaft, hätten die von ihnen betreuten Kranken evakuieren und ihre Arbeit vorübergehend einstellen müssen. Ordensschwestern des Franz-von-Sales-Krankenhauses in der Hauptstadt seien gezwungen gewesen, ihre Ordenskleidung abzulegen, um sich so besser unter der Bevölkerung verstecken zu können, erklärte Schwester Helena, die sich gegenwärtig in Portugal aufhält.
Schwester Helena erinnerte auch an die beiden Ordensfrauen Evanette Onezaire und Jeanne Voltaire, die Ende März bei einem Angriff bewaffneter Banden in Mirebalais etwa 50 Kilometer nordöstlich von Port-au-Prince zusammen mit weiteren Personen getötet wurden. „Das Leid der Menschen ist enorm. Wenn sie Glück haben, bleiben sie am Leben – aber sie müssen alles zurücklassen und sich oft für lange Zeit verstecken. Viele haben ihr Zuhause und ihr gesamtes Hab und Gut verloren.“
KIRCHE IN NOT unterstützt die Arbeit der Ordensschwestern und weitere Projekte in der Diözese Jacmel seit mehr als 30 Jahren. Da es in der Gegend häufig keinen Strom gibt, bauen Pfarreien und Klöster Solarmodule auf ihre Dächer, um Speisen für bedürftige Menschen zuzubereiten oder zu kühlen.
Haiti gilt als ärmstes Land der westlichen Hemisphäre, schwere Naturkatastrophen haben das Land wiederholt getroffen. Seit über zehn Jahren befindet sich das Land in einer politischen Dauerkrise, die 2021 in der Ermordung des damaligen Präsidenten Jovenel Moïse gipfelte. Seither haben bewaffnete Banden immer mehr Oberhand gewonnen; die staatlichen Sicherheitsbehörden haben ihnen wenig entgegenzusetzen. Eine im Herbst 2024 gestartete UN-Unterstützungsmission unter Führung Kenias hat bislang wenig Erfolg gezeigt.
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Die Versöhnung zwischen den Volksgruppen der Hutu und Tutsi sei immer noch eine große Herausforderung – auch für die Seelsorge. Bei den Massakern an der Minderheit der Tutsi ab 1994 kamen Schätzungen zufolge bis zu eine Million Menschen ums Leben.
Auch Jugendliche seien zahlreichen Herausforderungen ausgesetzt. „Viele Jugendliche gehen zwar in Ruanda noch in den Gottesdienst, aber auch hier werden es weniger.“ Gerade in den Sommermonaten seien viele junge Menschen ohne Schule und Arbeit. Sie lungerten herum, viele kämen in Berührung mit Drogen. Die katholische Kirche versuche, dieser Gefahr zum Beispiel mit Ferienfreizeiten entgegenzusteuern.. Dieser Kontakt zur Jugend sei enorm wichtig, betonte der Bischof: „Wenn wir die Jugendlichen verlieren, verlieren wir die Gesellschaft.“
Die Zahl der Katholiken Ruandas sei in den vergangenen Jahren zurückgegangen und liegt bei knapp 40 Prozent der Bevölkerung. Sekten verzeichneten Zulauf. „Die Evangelisierung bleibt daher eine Priorität“, so Bischof Musengamana. „Es liegt noch ein weiter Weg vor uns, damit das Evangelium noch besser Wurzeln schlagen kann.“
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Verwendungszweck: Ruanda
Schuld an diesen zunehmenden Konflikten sei nicht die muslimische Mehrheitsbevölkerung, sondern erstarkende Gruppen von Extremisten. Das Zusammenleben von Christen und Muslimen sei zuvor harmonisch gewesen, erklärte der Bischof: „Wir teilten unser Festtagsessen. Wir feierten zusammen, spielten zusammen Fußball, besuchten dieselben Märkte. Doch dann kamen die Extremisten. Sie behaupteten, wer kein Muslim sei, verdiene es nicht zu leben. Von da an wurde das Leben für Christen unerträglich.“
Nach dieser traumatischen Erfahrung hätten er und andere Verantwortliche befürchtet, dass junge Männer nun nicht mehr den Priesterberuf ergreifen würden. Doch das Gegenteil sei geschehen, erzählte der Bischof: „Es bewarben sich noch mehr junge Männer für das Priesterseminar. Als wir sie fragten, warum, sagten sie: ,Wir wollen den Menschen zeigen, dass Jesus ein Mann des Friedens war, dass er Liebe lehrte.‘“
Extremistische Gruppen wie Boko Haram bekämpften jede Form von Bildung, die ihnen ihren Augen als „westlich“ gilt. Doch die Christen setzten auf Bildung als „Schlüssel zur Freiheit“, betonte Daboh. Deshalb betreibe die katholische Kirche auch in Nordnigeria zahlreiche Schulen: „Mein Volk ist hungrig nach Wissen. Bildung gibt den Menschen die Möglichkeit, sich zu entwickeln. Sie können herausfinden, was richtig und falsch ist.“
In Nigeria sind jeweils gut die Hälfte der rund 237 Millionen Einwohner Christen oder Muslime. Während im Süden die Zahl der Christen überwiegt, sind sie im Norden in der Minderheit. In zwölf Bundesstaaten ist die Scharia eine zentrale Quelle der Gesetzgebung, Rechtsprechung und Verwaltung. Im ganzen Land halten Angriffe auf Christen an. Diese gehen von dschihadistischen Gruppen oder kriminellen Banden aus. Nigeria verzeichnet aktuell die höchste Zahl von entführten Priestern und Ordensleuten weltweit.
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Verwendungszweck: Nigeria
Ripka wies daraufhin, dass Deutschland zwar immer säkularer sei und viele Menschen die Freiheit, keiner Religion anzugehören, in Anspruch nähmen. „Es sollte aber nicht vergessen werden, dass die Mehrheit der Bevölkerung weltweit sich als religiös bezeichnet. Das Christentum ist die größte Religionsgemeinschaft – und auch eine der am meisten bedrängten und bedrohten.“
Der Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD betont ausdrücklich, dass „insbesondere der Schutz der weltweit größten verfolgten Gruppe, der Christen (…) von besonderer Bedeutung“ sei.
Er äußerte den Wunsch, dass eine neue Bundesregierung nicht nur ein waches Auge auf das Menschenrecht der Religionsfreiheit hat, sondern auch in politische Entscheidungen miteinbezieht. „Gerade die internationale Wirtschaftspolitik und die Entwicklungshilfe bieten dazu Möglichkeiten. Wenn ein Staat zum Beispiel von Deutschland weniger Entwicklungshilfe bekommt, weil er Religionsgruppen schikaniert oder blutig verfolgt: Das wäre nicht nur ein starkes Signal für die Verfolgten, sondern auch ein wirksamer Hebel in der Menschenrechtspolitik“, sagte Ripka.
Doch nicht nur außenpolitisch gelte es, dem Menschenrecht auf Religionsfreiheit Stimme und Geltung zu verschaffen. „Christen in Deutschland sind nicht nur im sozialen und karitativen Bereich unverzichtbar. Sie haben auch etwas zu sagen beim Lebensschutz, bei Fragen des gesellschaftlichen Zusammenlebens oder zu Fragen der Gewissensfreiheit“, sagte Ripka. Eine neue Bundesregierung müsse dafür Sorge tragen, dass diese christliche Stimme hörbar bleibt.
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Die erneuten Kampfhandlungen nach der vereinbarten Waffenruhe bezeichnet der argentinische Seelsorger als fatal: „Kein weiterer Kriegstag löst die Situation, sondern verschlimmert sie nur noch.“ Er hoffe auf den Erfolg der erneuten Verhandlungen und dass die von der Hamas entführten Geiseln in naher Zukunft alle freikommen.
Der Alltag sei von unvorstellbarer Not geprägt. „Die meisten Menschen haben alles verloren – ihre Häuser, ihre Arbeit, die Schulen für ihre Kinder.“ Wer die Möglichkeit zur Flucht hatte, sei bereits gegangen. Übrig geblieben seien vorwiegend arme, ältere und erkrankte Menschen. Aber auch Kinder hielten sich nach wie vor in der Pfarrei auf, so der Seelsorger.
Die katholische Pfarrei in Gaza-Stadt koordiniert die Verteilung von Lebensmitteln, Trinkwasser und Medikamenten. Doch nun seien neue Schwierigkeiten aufgetreten: „Die Grenzen sind seit einigen Wochen für humanitäre Hilfe geschlossen. Unsere Möglichkeiten sind begrenzt und wir hoffen auf eine schnelle Lösung“, erklärte der Pfarrer. „Gott gebe, dass dieser Krieg bald endet und wir einen echten Frieden erleben.“
KIRCHE IN NOT steht in engem Kontakt mit dem Lateinischen Patriarchat von Jerusalem, um die Hilfe für die christliche Minderheit im Gaza-Streifen und den anderen Teilen des Heiligen Landes aufrechtzuerhalten.
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Verwendungszweck: Heiliges Land
– Waffenstillstand in Gaza hat die Lage für die Christen im Westjordanland verschlechtert
– Schulunterricht unter Beschuss
– Junge Christen wandern verstärkt aus
– Patriarch Pizzaballa: Kirche im Heiligen Land nicht politisch vereinnahmen
– Gaza-Stadt: Tote und Verletzte bei Beschuss von Kirchengelände
– Pfarrer von Gaza-Stadt bittet um „humanitäre Korridore“
– Krieg im Heiligen Land: Christen zwischen Angst und Solidarität
– KIRCHE IN NOT unterstützt Christen im Heiligen Land
– Gebetskarte um Frieden im Nahen Osten und weltweit
Marco Mencaglia, Projektdirektor von KIRCHE IN NOT, kennt die Ordensgemeinschaft der Ermordeten durch seine Besuche in Haiti. Er ist daher tief bestürzt über den Tod von Schwester Evanette Onezaire und Schwester Jeanne Voltaire. Die zunehmende Gewalt im Karibikstaat beeinträchtige die Arbeit der Kirche im Land inzwischen massiv. „Wir beten für die Schwestern, die Familien und die Sicherheit der Ordensgemeinschaft“, erklärte Mencaglia. „Wir von KIRCHE IN NOT bekräftigen unsere Unterstützung und Solidarität mit der haitianischen Kirche und rufen angesichts der eskalierenden Gewalt zum Gebet auf.“
In seinem Erzbistum seien derzeit 28 Pfarreien geschlossen, etwa 40 weitere arbeiteten aufgrund der Vorherrschaft der Banden in ihren Vierteln nur noch eingeschränkt. Die Priester seien zur Flucht gezwungen und suchten Zuflucht bei ihren Familien oder anderen Geistlichen. „Wir erleben einen der schlimmsten Momente in der Geschichte unseres Volkes“, so Erzbischof Mésidor.
KIRCHE IN NOT appelliert an die internationale Gemeinschaft, die Kirche und das haitianische Volk in dieser Zeit der extremen Not nicht im Stich zu lassen, und ruft zum Gebet auf.
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Verwendungszweck: Haiti
Auch nach dem Sturz des Assad-Regimes und der Installation einer neuen Übergangsregierung unter Ahmed al-Scharaa seien viele Christen skeptisch: „Sie sehen keine Zukunft und wollen weg.“ Die Massaker in Westsyrien Anfang März mit schätzungsweise über 1000 Todesopfern hätten die Ängste noch verstärkt: „Wir wollen kein weiteres Blutvergießen“, betonte der Erzbischof. „14 Jahre Bürgerkrieg sind genug. Wir brauchen Einheit und Versöhnung und keinen weiteren Konflikt.“
In seiner Bischofsstadt Homs stellt Arbach fest, dass viele Menschen vereinsamten und psychische Auffälligkeiten zunähmen. Die Kirchen in Syrien versuchten weiter, ihre Hilfe aufrechtzuerhalten: „Wir unterstützen unsere Gläubigen in jeder Hinsicht: Wir zahlen Mietzuschüsse, versorgen sie mit Medikamenten und Kleidung und geben ihnen auch geistlichen Beistand.“
Ziel sei es, die Christen weiterhin zum Bleiben zu motivieren, sagte Arbach: „Ich ermutige die Menschen, abzuwarten, denn ohne Christen gibt es keine Zukunft für Syrien. Wir gehören seit dem ersten Jahrhundert zur Geschichte dieses Landes.“
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Verwendungszweck: Syrien
– Syrien: Auch Christen unter Opfern der jüngsten Massaker
– Syrien: Christen zwischen Angst und Normalität
– Syrien: Attacke auf kirchliches Gebäude weckt alte Traumata
– Syrien: Erzbischof fordert mehr Einsatz für Bildung, um Auswanderung zu stoppen
– KIRCHE IN NOT fordert Erleichterungen für humanitäre Hilfen
– Syrien: „Sanktionen haben keine andere Folge, als Menschen weiter ins Elend zu stürzen“
Die Entscheidung der Schulschließung durch die Behörden beträfe allein in seinem Bistum bis zu 2500 Kinder in acht katholischen Schulen. Insgesamt seien hunderttausende Schülerinnen und Schüler in den Bundesstaaten Katsina, Kano, Kebbi und Bauchi aktuell von Bildung ausgeschlossen, so der Bischof.
Die Mitteilung der Behörden sei sehr kurzfristig gekommen und zum ersten Mal geschehen. „Die Ankündigung, die Schulen zu schließen, kam für uns völlig überraschend“, so Bischof Musa. Auch die Schüler, Eltern und Lehrer seien „geschockt“ gewesen. „Es muss klar werden, dass Bildung und religiöse Verpflichtungen sich nicht fremd gegenüberstehen oder sich gegenseitig ausschließen. Sie gehen Hand in Hand. Das Thema sollte mit Logik, im Dialog und mit Weisheit angegangen werden.“
Die katholische Bischofskonferenz in Nigeria kritisierte in einem Schreiben die Entscheidung der Gouverneure der vier Bundesstaaten. Die Schließung von Schulen über einen längeren Zeitraum untergrabe das Menschenrecht auf Bildung und gefährde die Zukunft von Millionen nigerianischer Kinder. Die Entscheidung werfe „ernste Fragen über den säkularen Charakter unseres Landes und die Rechte aller Bürger“ auf. „Wir fordern die Gouverneure der betroffenen Staaten auf, diese Entscheidung zu überdenken und alternative Regelungen zu prüfen, die die Rechte und Freiheiten aller Bürger respektieren.“
Laut UN-Angaben besuchen in Nigeria derzeit landesweit mehr als 10 Millionen Kinder keine Schule, so viele wie in keinem anderen Land.
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Verwendungszweck: Nigeria
Herr Ripka, Christenverfolgung erscheint in Europa vielen als Randphänomen. Wie schätzen Sie das ein?
Von einem Randphänomen kann nur sprechen, wer den christlichen Glauben selbst an den Rand drängen will. „Verfolgt und vergessen?“ haben wir bei KIRCHE IN NOT unseren Bericht über Christenverfolgung genannt. Das Fragezeichen ist sehr bewusst gewählt. Denn es liegt an uns, ob die verfolgten Christen vergessen sind. Leider ist medial und sogar im kirchlichen Bereich oft sehr wenig davon zu hören.
Fakt ist: Christenverfolgung nimmt erschreckend zu. Das wissen wir aus den Berichten unserer Projektpartner. KIRCHE IN NOT ist immerhin in etwa 140 Ländern aktiv. Wir sind das Hilfswerk für verfolgte Christen, und dieser Ausrichtung bleiben wir treu.
Ein zweiter Vorwurf lautet: Wer von Christenverfolgung spricht, arbeitet mit Ressentiments gegenüber dem Islam …
Islam ist nicht gleich Islamismus. Ja, der militante Islam ist eine der Hauptursachen für Christenverfolgung. Aber: Unter dem Terror leiden Muslime genauso, wenn sie die menschenverachtenden Ideale der Extremisten nicht teilen. Und es sollte auch nicht unterschlagen werden, das nationalistische Bewegungen und autoritäre Regime ebenfalls zu den Haupttätern gehören. Nationalismus ist genauso tödlich für Christen wie religiöse Extremismus.
Um die Christen in welchen Ländern macht sich KIRCHE IN NOT derzeit am meisten Sogen?
Es vergeht keine Woche ohne Schreckensnachricht aus Afrika. Die Länder der Sahelzone sind zum Epizentrum islamistischer Gewalt geworden. Da geht es um politische Macht, um Bodenschätze, um ganze Wirtschaftszweige – aber eben auch immer wieder um Religion. Darum ist es nicht in Ordnung, wenn diese religiösen Aspekte außer Acht gelassen wird.
Auch die jüngsten Ereignisse in Syrien geben Anlass zur Sorge. Niemand kann abschätzen, wie es für die religiösen Minderheiten wie die Christen weitergeht. Die neuen Machthaber haben Religionsfreiheit zugesichert. Sie müssen sich an ihren Taten messen lassen.
Ein besonders schockierendes Beispiel aus dem vergangenen Jahr: Am 3. Juni 2024 ist der 74-jährige Christ Nazir Gill Masih aus Sargodha im Nordosten Pakistans an den Folgen seiner Verletzungen gestorben. Eine aufgepeitschte Menschenmenge hatte Masih und seine Familie bezichtigt, Seiten des Koran angezündet zu haben. Medienberichten zufolge soll eine Gruppe von bis zu 300 Personen das Haus und die Schuhfabrik der Familie angegriffen haben.
Weitere Vorfälle, nicht nur in Pakistan: Viele christliche Mädchen werden entführt, zwangsverheiratet und missbraucht. Kinder aus christlichen Familien haben keine Chance auf Bildung. Und das geht seit Jahrzehnten so. KIRCHE IN NOT unterstützt deshalb die rechtliche Betreuung von angeklagten Christen, die Traumabehandlung für missbrauchte Mädchen und Bildungschancen für junge Menschen.
Ich glaube eher, dass die Kirche bei uns ein Relevanz-Problem hat. Es liegt darum an uns, den Christen in Europa, wie selbstbewusst wir auftreten und welches Zeugnis wir ablegen. Und da können uns die Glaubensgeschwister aus den Ländern mit brutaler Verfolgung ein Vorbild sein.
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Der 7. März sei für die Bewohner in Latakia, Tartus, Baniyas, Dschabla und den umliegenden Gemeinden „ein sehr schwarzer und schmerzhafter Tag“ gewesen. Unter den Opfern seien auch zwei Angehörige der evangelischen Gemeinde, die in ihrem Auto getötet wurden, sowie der Vater eines Priesters aus Baniyas. Im mehrheitlich von Christen bewohnten Dorf Belma, „wo es keine Waffen gibt und die meisten Einwohner Senioren sind, haben die Menschen zwei Tage Terror erlitten“, berichteten die anonymen Quellen. Auch sei es zu Plünderungen und Angriffen auf Privateigentum gekommen.
Die christlichen Kirchen Syriens haben die Eskalation in mehreren Stellungnahmen verurteilt. Bischof Hanna Jallouf, Apostolischer Vikar von Aleppo und Vertreter der Christen des lateinischen Ritus in Syrien, schrieb: „Wir schließen uns der Stimme aller ehrlichen und patriotischen Menschen in diesem Land an und betonen unsere Ablehnung jeglicher Form von Gewalt, Rache und Vergeltung aus konfessionellen und religiösen Gründen. Wir appellieren an die Behörden des Landes, diese Angriffe, die mit allen menschlichen, moralischen und religiösen Werten unvereinbar sind, rasch zu beenden.“
Der griechisch-orthodoxe Patriarch Johannes X. von Antiochien hatte in einer Predigt am vergangenen Sonntag die Gewalt in der Küstenregion verurteilt und daran erinnert, dass in einem Stadtteil von Baniyas bei den Unruhen auch religiöse Symbole geschändet worden seien: „Die Ikone der Jungfrau Maria wurde zerschlagen, mit Füßen getreten und entweiht. Sie ist die Jungfrau Maria, die neben uns auch alle Muslime verehren und der im Koran ein ganzes Kapitel gewidmet ist.“
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– Syrien: Erste Kontakte zwischen Christen und Rebellen-Regierung
– Syrien: Attacke auf kirchliches Gebäude weckt alte Traumata
– Syrien: Erzbischof fordert mehr Einsatz für Bildung, um Auswanderung zu stoppen
– KIRCHE IN NOT fordert Erleichterungen für humanitäre Hilfen
– Syrien: „Sanktionen haben keine andere Folge, als Menschen weiter ins Elend zu stürzen“
Besonders betroffen sind Mädchen und junge Frauen, erzählt Schwester Marie Akl von der Kongregation der Schwestern vom Guten Hirten gegeüber KIRCHE IN NOT: „Viele Mädchen aus benachteiligten Familien haben traumatische Erfahrungen gemacht, leiden unter Angstzuständen, Depressionen, Bindungsstörungen und haben Schwierigkeiten, anderen zu vertrauen.“
Hinzu kommt, dass wegen der anhaltenden Wirtschaftskrise im Libanon viele staatliche Hilfseinrichtungen schließen mussten. „Doch die Zahl der gefährdeten jungen Menschen steigt“, stellt Schwester Marie fest. Kirchliche und private Stellen schließen deshalb die Lücke. „Uns liegt diese Aufgabe sehr am Herzen, weil wir wissen, dass auch Jesus diese Jugendlichen am Herzen liegen. Ohne Unterstützung wären sie Drogen, Kriminalität und Prostitution ausgesetzt“, betont die Ordensfrau.
Das traumatisierte Mädchen war nicht in der Lage, das Haus zu verlassen. Schließlich konnte ihre Familie sie überreden, ins Schutzzentrum zu gehen. Schwester Marie hat sie psychologisch begleitet: „Sie konnte sich nicht einmal im Spiegel anschauen. Jetzt, nach einem Jahr, steht sie vor dem Spiegel, hat keine Angst mehr, geht raus und trifft Freunde. Sie fühlt sich sicher“, stellt Schwester Marie stolz fest.
„Wir bieten hier, was die meisten Mädchen im Stadtviertel nicht haben: einen sicheren und ruhigen Ort“, bilanziert Schwester Marie. „Wir geben ihnen Werkzeuge an die Hand, die es ihnen ermöglichen, in Zukunft ein Vorbild der Veränderung für andere zu sein.“
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Verwendungszweck: Libanon