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Interview: Karin Maria Fenbert über die aktuelle Lage in der Ninive-Ebene im Nordirak

Interview: Karin Maria Fenbert über die aktuelle Lage in der Ninive-Ebene im Nordirak

Alte Wunden, neue Herausforderungen

11.01.2018 aktuelles
Etwa 25 000 Christen aus der irakischen Ninive-Ebene haben das Weihnachtsfest wieder in ihrer Heimat feiern können. KIRCHE IN NOT hat ihnen die Rückkehr ermöglicht – dank Ihrer Hilfe!

„Es herrscht Aufbruchstimmung“: Diesen Eindruck konnte die Geschäftsführerin Karin Maria Fenbert gewinnen, als sie die Region im August 2017 besucht hatte. Wir haben mit ihr über die aktuelle Lage gesprochen.
Zeremonie zu Beginn der Wiederaufbauarbeiten in der syrisch-katholischen Kirche von Karakosch.
Ein Mädchen aus dem Irak sagt Danke.
Endlich wieder Weihnachten in der Heimat feiern: Der chaldäische Patriarch Louis Raphael I. Sako zelebrierte an den Weihnachtstagen die erste heilige Messe in Mossul seit 2014, als der IS die Stadt erobert hatte.

Frau Fenbert, wie geht es den Christen im Irak momentan?

Es ist sicher ein Wechselbad der Gefühle, aber die Hoffnung überwiegt. In zahlreichen christlichen Dörfern sind die Bauarbeiten im vollen Gange, die Christen kehren zurück. Es gibt aber auch Orte, wo noch kaum Leben herrscht.
Die Wunden des Krieges sind tief. Auch die jüngsten Auseinandersetzungen um die Unabhängigkeit Kurdistans vom Irak sind an den Christen nicht spurlos vorübergegangen. Aber unsere Partner vor Ort berichten, dass die Lage weitgehend ruhig ist und Christen nach und nach in ihre Heimat zurückkehren.

Viele Christen halten sich nach wie vor im Kurdengebiet rund um die Stadt Erbil auf. Wie viele sind das?

Rund 90 000 Christen hausen immer noch in angemieteten Wohnungen und Behelfsunterkünften. Sie sind auf die Hilfe der Kirche angewiesen, vom Staat kommt so gut wie keine Unterstützung. KIRCHE IN NOT hat dort Schulen gebaut, wir helfen mit Lebensmitteln, Medikamenten, Kleidung. Das geht unvermindert weiter. Und jetzt kommt noch der Kraftakt beim Wiederaufbau dazu!

„Auf die Hilfe der Kirche angewiesen”

Wie hoch ist das Ausmaß der Zerstörung?

In zwölf christlichen Dörfern der Ninive-Ebene hat der „Islamische Staat“ fast 13 000 Gebäude beschädigt und 669 Gebäude komplett zerstört – Privathäuser, Kirchen, Kindergärten, Schulen …
Die Gesamtkosten für den Wiederaufbau belaufen sich auf über 250 Millionen US-Dollar. Wir sind auf die Gaben der Wohltäter angewiesen, aber auch auf breite Unterstützung von Kirche und Gesellschaft.

Karin Maria Fenbert, Geschäftsführerin von KIRCHE IN NOT Deutschland.

Wo liegen aktuell die größten Herausforderungen beim Wiederaufbau?

Das Wichtigste ist die Wiederherstellung der Infrastruktur, also zum Beispiel eine stabile Stromversorgung oder sauberes Trinkwasser. Die irakischen Christen beklagen, dass der Staat zwar großen Städten wie Mossul helfend unter die Arme greift, aber die Orte der christlichen Minderheit links liegen lässt.

Darum gilt unser Augenmerk diesen „vergessenen Dörfern“. Ein großes Problem ist auch die herrschende Korruption in den Regierungsbehörden. Mit den kirchlichen Stellen haben wir dagegen sehr gute Erfahrungen gemacht. Darum arbeiten wir sowohl mit katholischen wie orthodoxen Diözesen zusammen. Die Gelder kommen wirklich dort an, wie sie hinsollen!

Was können die Wohltäter in Deutschland tun?

Die Christen aus dem Irak sagen uns immer wieder, wie wichtig ihnen die Gebete ihrer Glaubensgeschwister aus aller Welt sind. Zum anderen ist jeder Cent wichtig, damit die Christen ihre Heimat wieder aufbauen können. Wenn wir jetzt nicht helfen, brauchen wir in wenigen Jahren nicht mehr von Christen im Irak zu sprechen!

KIRCHE IN NOT bietet ein „Gebet für die verfolgte Kirche“ an. Es eignet sich zum persönlichen wie für das gemeinsame Gebet in der Gemeinde.

Das Gebetsblatt ist zum Preis von zehn Cent (zzgl. Versandkosten) in unserem Bestelldienst erhältlich oder bei:

KIRCHE IN NOT
Lorenzonistr. 62
81545 München

Telefon: 089 / 64 24 888 0
Fax: 089 / 64 24 888 50

E-Mail: kontakt@kirche-in-not.de